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SGK264 - Im Wartesaal der Leichen

SGK264 - Im Wartesaal der Leichen

Titel: SGK264 - Im Wartesaal der Leichen
Autoren: Larry Brent
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standen Chinesinnen, die mit irgendeiner
Arbeit beschäftigt waren oder ein Baby auf dem Arm trugen, das sie fütterten oder in Schlaf wiegten.
    Bellend rannte ein ausgemergelter Hund hinter ihnen her, der in
Höhe eines kleinen Metzgerladens zurückblieb, an dem frisches Fleisch draußen vor der Tür hing. Wie die Wäsche, so war es ebenfalls an einer
Leine befestigt.
    Das Fleisch machte einen schmierigen und schlechten Eindruck.
Dicke Fliegen hatten sich darauf versammelt, aber niemand machte sich die Mühe,
sie zu vertreiben.
    Ein abgehäutetes Tier hing direkt neben dem Hauseingang, die Form
hatte eine fatale Ähnlichkeit mit dem mageren Hund, der schnuppernd stehen
blieb.
    Unwillkürlich wurde Larry Brent daran erinnert, daß er mal gehört
hatte, in Hongkong wäre bei einigen Personen Hundefleisch beliebt.
    Die schmale Gasse mündete nach weiteren hundert Metern in eine
Hauptverkehrsstraße.
    Su Hang benötigte eine Weile, ehe sie sich dem fließenden Verkehr
anpassen konnte.
    »Es ist wunderbar !« jubelte sie. »Du
hast's geschafft, Larry. Das Klappern ist weg .«
    X-RAY-3 nickte zufrieden. »Ich hab's ja gesagt. Ein Schlag mit dem
Hammer zur rechten Zeit an die richtige Stelle - das wirkt manchmal Wunder .«
    Larry Brent war schon mehr als einmal in seinem Leben in Hongkong
gewesen.
    Doch immer wieder faszinierte ihn das hektische und bunte Leben in
dieser Stadt.
    In den Hauptverkehrsstraßen kamen Motorisierte nur schrittweise
voran. Da war man als Rikscha- oder Fahrradfahrer besser dran.
    Grelle Reklameschriften leuchteten an den Hausfassaden. Ein Strom
von Menschen wälzte sich auf den Gehwegen. Dieses Gewimmel von Menschen war
typisch für die Stadt, und Larry hatte es in diesem Ausmaß nirgendwo sonst
gesehen.
    »Dein vorzeitiges Eintreffen wirft meinen Zeitplan über den
Haufen«, sagte Su Hang beiläufig. »Was gibt es in der Zwischenzeit Neues, wovon
mir nichts bekannt ist ?«
    »Im Prinzip nichts. X-RAY-1 will offensichtlich verhindern, daß
etwas um sich greift, das sich in den letzten sechzig Stunden gezeigt hat .«
    Larry Brent sprach von den Meldungen, die routinemäßig von den
Polizeirevieren Hongkongs bei der Zentrale der PSA in New York eingegangen
waren.
    Ausgelöst worden war die Welle der Unruhe durch einen Reporter,
der behauptete, einem verstorbenen Kollegen, der vor zwanzig Jahren in das
Totenhotel auf der Insel gebracht worden war, wiederbegegnet zu sein. Diese
Nachricht in der Presse löste eine wahre Flut von Zuschriften aus.
    Personen meldeten sich, die behaupteten, ebenfalls verstorbene
Verwandte oder Freunde gesehen zu haben.
    Seltsam daran war nur, daß sich diese Sichtungen auf die letzten
zehn bis zwölf Tage konzentrierten. Davor war nichts gewesen:
    Also mußte von einem bestimmten Zeitpunkt an irgend etwas
eingetreten sein, das diese Erscheinungen bewirkte.
    Die PSA war eine Organisation, die das Wohl des einzelnen im Auge
hatte. Der hohe Stand der Ausbildung aller Mitarbeiter und das weitverzweigte
Netz von Nachrichtenagenten über den ganzen Erdball boten Gewähr dafür, daß auf
kürzestem Weg besondere Vorkommnisse sofort an die richtige Stelle
weitergeleitet und bearbeitet
    wurden.
    Diese Gespenstersichtungen gefielen Larry Brent nicht.
     
    *
     
    Su Hang hatte zuerst den Auftrag erhalten, jene Familien zu
beobachten, bei denen es zu Erscheinungen gekommen war.
    In einem Fall, so war durch X-GIRL-G der PSA mitgeteilt worden,
war ein vor Jahren gestorbener Familienangehöriger offensichtlich dafür
verantwortlich zu machen, daß ein anderer zu Tode kam.
    Was ging vor? Warum geschahen diese Dinge? Wer steckte dahinter?
    Vor genau dreißig Stunden landete auf dem Schreibtisch von X-RAY-3
alias X-RAY-1 eine Nachricht, die bisher nicht bestätigt war. Aber schon der
alleinige Verdacht berechtigte die PSA, sofort aktiv zu werden und ihre Fühler
auszustrecken.
    Bei einer Zeugenvernehmung im Zusammenhang mit dem Auftauchen der
lebenden Leichen hatte ein gewisser Thai Hong, der im Zentrum der Stadt ein
kleines Geschäft betrieb und im Nebenberuf jungen Leuten, die zu ihm kamen,
Tätowierungen machte, behauptet, gesehen zu haben, daß eine lebende Leiche
nachts durch eine finstere Gasse lief und sich an einer Hausecke mit jemand
traf, der dort offensichtlich auf sie gewartet hatte. Es hätte sich zweifellos
um eine Frau gehandelt. Ganz genau könne er sie allerdings nicht beschreiben,
da die Hälfte ihres Gesichts im Schatten gelegen hätte. Beinahe hätte es so
ausgesehen,
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