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Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition)
Autoren: Tim Parks
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ein seltsames Mädchen«, sagte er. Er zögerte. »Ich meine, wie du mir die Hosen hochgezogen hast.«
    »Wäre es nicht zum Totlachen«, sagte ich lachend, »wenn du das Radio anschalten würdest, und es käme Dasguptas Stimme? Fanggen Sie von voornan …«
    »Es ist auf BBC 6 eingestellt«, sagte er.
    »Oh, wie progressiv.«
    Ich pellte mich aus dem Oberteil, legte das frische – ein rotes – um meine Taille, machte den Verschluss zu, drehte es um und zog es hoch. Einen Augenblick lang blieb ich so, mit dem roten Bikinioberteil unterhalb meiner Titten, in dem seltsamen Autolicht, das immer wieder von gelben und roten Lichtern von der Straße durchkreuzt wurde. Von vorne kam nur tiefes Schweigen. Ich zog das Oberteil über meine Brüste, und im selben Moment ging krachend das Radio an. Sie spielten hektischen Rockabilly.
    Ich lachte. »Zu spät, mein Lieber, bin schon fertig.«
    Ich zog mir einen schwarzen Pullover über, kletterte auf den Vordersitz und machte es mir gemütlich.
    »Und, wie geht’s dir, Geoff?«
    Er seufzte. »Willst du auch eine rauchen?«
    Gegen zehn fuhr er von der Autobahn ab, bog um ein paar Ecken, als wüsste er genau, wo wir waren, und parkte etwa dreißig Meter von einem Pub entfernt.
    »Ehe sie zumachen«, sagte er. »Nur eins.«
    »Warum nicht?«
    Drinnen war es laut. Er holte das Bier, während ich aufs Klo ging. Sie hatten einen Tampon-Automaten. Ich machte mich frisch. Zwischen den Tischen durch die Kneipe zu gehen kam mir seltsam und zugleich völlig normal vor.
    »Da ist aber jemand froh.«
    Er hatte sein Glas schon halb geleert.
    »Bist du sicher, dass du dorthin zurückgehen willst? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du ein Dasgupta-Typ wirst. Du bist viel zu …« Mir fiel nichts ein.
    »Todsicher.«
    Er schaute mir in die Augen.
    »
Sīla, samādhi, paññā
«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Du wirst die Fünf Regeln einhalten müssen. Kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Mahlzeit nach dem Mittagessen, kein Reden, kein Sex.«
    »Genau.«
    »Ich verstehe nicht ganz, warum du dann mit mir rummachen willst, Mr. Tagebuchschreiber.«
    Er lächelte. »Ich will nicht mit dir rummachen, Lisa.«
    »Ach so. Wie auch immer, nach neun Monaten im Institut bin ich wieder so gut wie Jungfrau. Sei also gewarnt.«
    Was sollte das denn heißen?
    Er trank schnell. »Was ich nicht verstehe«, sagte er, »ist, warum du dich jetzt entschlossen hast wegzugehen. Nach so langer Zeit, meine ich.«
    Mir schmeckte das Bier auch. Es war so schön bitter und rund im Mund.
    »Wegen deines Tagebuchs.«
    »Meines Tagebuchs?«
    Er wusste nicht, ob ich mich über ihn lustig machte.
    »Noch eins?«, fragte er. »Auf einem Bein kann man nicht stehen.«
    Ich beobachtete ihn an der Bar. Er hatte eine lässige Art, wirkte aber leicht nervös. Als er die Bierkrüge zum Tisch trug, zitterte seine Hand.
    Wie wundervoll Pubs waren, dachte ich da. Ich spürte plötzlich Wellen der Begeisterung. Aber gleichzeitig kam es mir auch wundervoll vor, so lange in keinem gewesen zu sein. Lisa ist eigentlich keine Pubgängerin, dachte ich.
    »Deine Frau wird dich niemals gehen lassen«, sagte ich zu ihm. »Sie wird sich an dir festkrallen. Du wirst dich schuldig fühlen und nachgeben.«
    »Wir werden sehen«, sagte er.
    »Ich wette, in Wirklichkeit liebt sie dich. Sie ist bloß verbittert, weil du ihr das Gefühl gibst, alt und nutzlos zu sein, mit deinen hübschen jungen Freundinnen und deiner Besessenheit von eurer schusseligen Tochter.«
    Er trank sein Bier und schaute mich versonnen an.
    »Von deiner Fixierung auf deine Karriere mal ganz abgesehen. Ich meine, hast du dir schon mal durchgelesen, was du so schreibst? Immer nur ich ich ich. Du lieber Himmel!«
    Er gab keine Antwort.
    »Ich hatte mal was mit einem älteren Mann, der total auf seine Karriere fixiert war. Das war ziemlich abturnend.«
    Stimmt nicht. Es hat mich unheimlich angemacht.
    »Wieso solltest du wegen meines Tagebuchs weggehen wollen?«, fragte er. »Und um was zu machen? Was hast du für Pläne?«
    »Sobald du nach Hause kommst«, sagte ich zu ihm, »wirst du versuchen wollen, deinen Verlag zu retten, oder ein Buch zu schreiben, oder etwas anderes zu tun, um zu beweisen, dass du kein Versager bist. Du wirst niemals ins Dasgupta-Institut zurückkehren.Du wirst es immer wieder verschieben, und schließlich wirst du es vergessen. Du wirst eine neue Affäre mit einer neuen Sekretärin beginnen. So einer bist du. Jeder, der liest, was du geschrieben hast, erkennt
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