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September. Fata Morgana

Titel: September. Fata Morgana
Autoren: Thomas Lehr
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Gier des Königs der in grünem Öl badet empor was träume ich es ist
    nichts es ist
    nur der Major der in meiner Schwester
    brennt
    wie hält sie es aus (entweder den Falschen zu heiraten oder sich benutzen zu lassen oder zwischen zwei Lügen zu leben) spritze daneben sagt sie plötzlich so kühl als stünde sie in ihrem Labor neben einem Laboranten mit einer Destillierflasche in der Hand während der
    Taubenschlächter
    den siebten Himmel durchpflügt
    unter mir
    die ich unter eurem Kiel treibe wie der helle Schatten eures Ankers
    sind sechs Himmel und sieben Erden auf dem Rücken des Stiers der die Hufe auf den Fisch gestellt hat im letzten Wasser des schwarzen Meeres das auf der Dunkelheit ruht vergiss
    alles vergiss alles
    ich
    müsste jetzt meine Stimme erheben und sagen: Erzähl mir eine Geschichte Schwester
    aber du
    bist in einem anderen Land

 
    Sabrina
     
    An einem leuchtenden Morgen beim Frühstück im Haus auf Long Island
    mit Blick auf einen Streifen Sand einen Streifen Meer eine schmale Himmelslinie die Flagge Sommer im weißen Lackrahmen eines Küchenfensters es ist ein schön hinausgedehnter Sommer ein Immer-noch-Sommer fast wolkenlos mit dem Versprechen auf erträgliche Hitze an diesem Tag die Haut die Knochen noch durchglüht von Erinnerung der Duft von Sonnenmilch und Gras Sandkörnchen im Ohr unter den Fingernägeln zwischen den Zehen
    aber warten wir nicht mit der ersten Geschichte des ersten Tages während du unter uns dahinfliegst mit dem Rücken zur Erde unter dem Kiel des Himmelsschiffs
    meine Mutter Amanda
    (zwei Wochen ist es her) sie war rasch aus ihrem Sportwagen gestiegen und hatte die Handbremse nicht oder nicht genügend angezogen so dass er leer und lautlos wie ein Spielzeugauto rückwärts die Auffahrt hinabrollte zwischen einem radelnden Jungen und einem gelben Lieferwagen hindurch über die vollkommen ruhige Straße genau zwischen die Pfosten der Einfahrt des gegenüberliegenden Hauses und dort auch in die Garage hinein wie perfekt einparkend jedoch viel zu schnell auf die Werkbank voller Flaschen Lackdosen Kanister mit Säuren und Lösungsmitteln zu und die Erinnerung an jenen Tag verwandelt sich mit einem ohrenbetäubenden Knall (die Rückwand der Garage vielleicht auch die seitliche Fensterreihe die Wellenfläche des Dachs wie ein berstender Teich) zu einer glühenden geballten Faust
    ich besuche dich durch
    einen Turm aus Feuer Schwester
    so leicht wie nur ein
    Gedanke
    so wie ein helles weißes Licht die Laser-
    Fee aus gleichmäßig tanzenden Atomen mitten
    durch eine Explosion durch eine Feuersbrunst durch einen kochenden Planeten eilen kann
    unser fliegendes Schiff verwandelt sich
    zu weißer Asche hoch in der Luft leise segelnd vorsichtiger als alles andere auf der Welt es zerfällt so rasch wie eine Idee eine Geschichte ein
    Leben
    Schwester vieles stellen wir uns falsch vor nur weil wir zu wenig Geschichten hörten unter dem Bett durch die Matratze siehst du vielleicht nur dich selbst auf der anderen Seite in
    meiner weißen Haut
    als deinen eigenen Traum vom tödlichen König wir müssen alle Geschichten kennen den großen Reigen auf der Erde dann siehst du auch den dunkelblonden Jungen der aus dem Haus läuft dessen Garage in Flammen aufging wie durch den Schleier
    eines Traums er ist zu Tode
    erschrocken er glaubt vielleicht ein Krieg habe begonnen
    brennendes Öl ein Feuerengel der mit einer weiteren Explosion die Glasfront des Wintergartens sprengt ein Bote der immer das Ziel findet aber noch einmal vertrieben werden kann denn alle helfen mit sämtliche Nachbarn der herbeigeeilte Liebhaber meiner Mutter die Eltern des Jungen die Feuerwehr endlich die hier noch einmal eine leichte Übung hat
    niemand ist
    zu Schaden gekommen man sitzt beieinander neben den gelb gestreiften Rittern des F.D.N.Y. Erics Mutter neben meiner Mutter zwei vollkommen verschiedene Frauen mit der nahezu gleichen Frisur (sie gehen beide zum besten Damenfriseur der nächsten größeren Stadt und werfen sich in all der Aufregung doch immer wieder einen peinlichen Spiegelblick zu) die gepflegte mollige Hausfrau aus der Vorabendserie erschrocken und rosarot um Fassung ringend dagegen Amanda aus dem Abendprogramm des Fernsehers Leben wo man kalte schöne Managerinnen zeigt aber sie ist doch ein wenig aufgelöst für ihre Verhältnisse und seltsam heiter
    Heiterkeit ist der Bote des Schmerzes
    sagt Emily
    in meinem Kopf in meiner Brust
    so leicht und einfach und sie dreht sich gelassen um und
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