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Sensation in der Manege

Sensation in der Manege

Titel: Sensation in der Manege
Autoren: Tina Caspari
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sich zu einem Ausritt angemeldet hatten. Der Nachmittag war in drei solche Studierzeiten eingeteilt, und Bille bevorzugte meistens die erste, gleich nach dem Mittagessen, um dann den ganzen Nachmittag und Abend für ihre Pferde zu haben. Was sie nicht geschafft hatte, wurde vor dem Schlafengehen zu Hause erledigt.
    Ein solcher Tag war heute.
    „Die spinnen doch!“ maulte Franca. „Uns so viel aufzugeben, wo sie genau wissen, daß wir allein drei Stunden für die Proben benötigen!“
    „Was willst du machen — die Zeugnisse!“ seufzte Bettina. „Tröste dich, in acht Tagen gibt’s Ferien, dann kannst du dich drei Wochen lang erholen.“
    Bille fühlte, wie sie von einer großen Wolke aus Mutlosigkeit eingehüllt wurde. Alles schien auf einmal grau und hoffnungslos. Ferien, ja — und dann werde ich doppelt so viele Pferde reiten, doppelt so viel im Stall arbeiten und in der Zwischenzeit Simon abhören und ihm helfen, so gut es geht. Gibt es das, daß man die Pferde und das Reiten so liebt wie ich und trotzdem der Punkt kommt, an dem man das alles zum Teufel wünscht?
    Sie quälte sich mehr schlecht als recht durch die Studierzeit, hatte nur knapp die Hälfte geschafft und verschob den Rest auf den Abend. Es würde zwar spät werden, denn nach dem Abendessen hatte sie im Internat noch zwei Stunden Probe für die Weihnachtsvorführung, aber was half es ... Wenn sie bloß gewußt hätte, wann sie sich um die Geschenke kümmern sollte!
    In der Halle lief ihr Frau Körber über den Weg.
    „Bille, fein, daß ich dich gerade treffe! Ich habe hier eine Liste mit Requisiten, die wir noch für die Vorstellung brauchen: Kartons, leere Waschmitteltonnen, Glanzpapier, Klebeband, Schnur und eine Wäscheleine. Könntest du uns das aus eurem Laden besorgen? Wir brauchen die Sachen möglichst heute, und ich komme so schlecht hier weg, ich habe Aufsicht bis zum Abendessen.“
    „Aber unser Laden ist in Leesten drüben und nicht in Wedenbruck. Und ich komme heute nicht mehr hinüber.“
    „Das ist dumm. Was machen wir bloß? Und wenn du deine Mutter anrufst und sie bittest?“
    „Okay, geben Sie her, ich werde sehen, was ich machen kann.“
    Bille nahm den Zettel an sich und ging. Anrufen und die Sachen telefonisch bestellen — in der Hektik des Weihnachtsbetriebs würde Mutsch darüber nicht begeistert sein. Außerdem kam sie heute nicht vor zehn Uhr abends heim, dann war es zu spät. Sie mußte sich selbst um die Sachen kümmern. Wenn sie sich mit den Pferden beeilte, konnte sie kurz vor Ladenschluß in Leesten sein und im Lager heraussuchen, was sie brauchte. Vielleicht fuhren Simon oder Tom sie mit dem Wagen hinüber, dann war sie pünktlich zur Probe wieder hier.
    „Du, Bille...“
    „Hallo, Mini! Ich hab dich gar nicht gesehen.“
    „Wenn du nach Leesten rüberfährst, könntest du mir dann etwas mitbringen? Ich brauche unbedingt einen kleinen Topf grüne Ölfarbe, um das Geschenk für meine Mutter anzumalen, und einen Pinsel und Terpentin, und ich kann hier nicht weg, weil wir heute...“
    „Schätzchen, Ölfarbe haben wir nicht im Sparmarkt. Die kriegst du nur im Fachgeschäft in Neukirchen.“
    „Ach du lieber Himmel! Da komm ich ja nie hin! Was soll ich denn jetzt tun? Niemand im Internat hat die Farbe, die ich brauche, ich hab schon überall gefragt!“ jammerte Mini.
    „Ich glaube, mein Schwager Thorsten müßte welche haben. Ich gehe heute abend bei ihm vorbei und bringe dir welche mit, okay?“
    „Du bist ein Engel!“
    „Manchmal.“
    Bille stürmte nach draußen und atmete tief ein. Die frische Luft tat ihr gut. Am besten, sie ging mit Black Arrow ins Gelände, dann fühlte sie sich sicher gleich besser. Anschließend konnte sie dann San Pietro und Troja in der Halle reiten. Vielleicht ließ sich Hubert ja auch überreden, Troja für sie zu longieren; Sinfonie wollte ohnehin Tom heute übernehmen. Um so eher kam sie nach Leesten hinüber.
    Als sie in den Stall kam, war der alte Petersen allein. „Wo ist Hubert?“
    „Krank, mußte zum Doktor. Du sollst so nett sein und Simons Pferde fertig machen, er kommt um fünf.“
    „Mach ich, mach ich alles“, sagte Bille mechanisch. „Seit wann ist Hubert denn weg?“
    „Er ist heute gar nicht gekommen. Er meinte, du würdest schon für ihn einspringen. “
    Hubert war nicht gekommen, also war auch seine Arbeit nicht getan; die Hälfte der Pferde nicht geputzt, Iris, Donau und Santa Monica nicht bewegt und die Absetzer nicht auf der Koppel gewesen, denn
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