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Titel: Selection
Autoren: Kiera Cass
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erlaubten uns nie, was wir wirklich wollten – immerhin hatten wir schon gegen genügend Gesetze verstoßen. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendwer in Illeá leidenschaftlicher war als wir.
    »Ich liebe dich, America Singer. Ich werde dich lieben, solange ich lebe.« Seine Stimme klang ergriffen und berührte etwas tief in meinem Inneren.
    »Ich liebe dich auch, Aspen. Du wirst immer mein Prinz sein.«
    Und er küsste mich, bis die Kerze niedergebrannt war.
    Es mussten mehrere Stunden vergangen sein, seitdem ich zu ihm ins Baumhaus gekommen war, und meine Lider wurden schwer. Aspen war es einerlei, wie viel er selbst schlief, aber er achtete immer darauf, dass ich genug Schlaf bekam. Und so stieg ich schließlich müde die Stufen hinunter, mit meinem Teller und meinem Penny in der Hand.
    Aspen war ganz verrückt nach meinen Liedern, und wenn er gerade mal ein bisschen Geld hatte, bezahlte er meinen Gesang mit einem Penny. Ich wollte eigentlich, dass er alles Geld an seine Familie weiterreichte, aber diese Pennys – die ich aufbewahrte, weil ich es nicht übers Herz brachte, sie auszugeben – waren wie ein Souvenir; sie erinnerten mich an alles, was Aspen für mich tun würde und was ich ihm bedeutete.
    Auf meinem Zimmer holte ich das kleine Glas aus seinem Versteck und horchte auf den beglückenden Klang, als der Penny sich seinen Artgenossen zugesellte. Dann schaute ich aus dem Fenster. Zehn Minuten später sah ich Aspen die Stufen hinunterklettern und die Straße entlang huschen.
    Ich blieb noch ein Weilchen wach, dachte an Aspen, meine Liebe zu ihm und das Gefühl, von ihm geliebt zu werden. Ich fühlte mich wie etwas ganz Besonderes, Kostbares, Einzigartiges. Keine Königin konnte sich großartiger fühlen als ich.
    Und mit diesem Gefühl, sicher verwahrt in meinem Herzen, schlief ich ein.

3
    Aspen war ganz in Weiß gekleidet und sah aus wie ein Engel. Wir waren noch in Carolina, aber weit und breit die einzigen Menschen. Das Alleinsein störte uns nicht. Aspen flocht eine Krone aus Zweigen für mich, und wir waren ein Paar. Ganz offiziell.
    »America«, krähte meine Mutter und riss mich damit aus meinen Träumen.
    Sie schaltete das Licht an, und ich rieb mir die brennenden Augen.
    »Wach auf, America, ich möchte dir einen Vorschlag machen.« Ich schaute auf den Wecker. Erst kurz nach sieben. Ich hatte etwa fünf Stunden geschlafen.
    »Mehr Schlaf?«, murmelte ich.
    »Nein, Schatz, setz dich auf. Ich muss was Wichtiges mit dir besprechen.«
    Ich rappelte mich mühsam hoch. Meine Kleider waren zerknittert, und meine Haare standen in alle Richtungen ab. Mom klatschte immer wieder ungeduldig in die Hände, als würde ich dadurch schneller wach.
    »Na los doch, America. Komm zu dir.«
    Ich gähnte. Zweimal.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Ich will, dass du dich für das Casting anmeldest. Du würdest eine hervorragende Prinzessin abgeben.«
    Es war definitiv zu früh für solche Gespräche.
    »Also ehrlich, Mom, ich bin grade erst?…« Ich seufzte, als mir wieder einfiel, was ich Aspen letzte Nacht versprochen hatte: dass ich mich zumindest anmelden würde. Aber jetzt, bei Tageslicht, war ich nicht mehr sicher, ob ich mich wirklich dazu zwingen konnte.
    »Ich weiß, dass du nicht willst«, sagte meine Mutter, »aber ich wollte dir etwas anbieten, um dich vielleicht doch umzustimmen.«
    Ich horchte auf. Was mochte das sein?
    »Ich habe gestern Abend mit deinem Vater gesprochen, und wir haben beschlossen, dass du alt genug bist, um alleine aufzutreten. Am Klavier bist du so gut wie ich, und wenn du weiter fleißig übst, wirst du bald fast perfekt Geige spielen. Und deine Stimme ist ohnehin die beste in der ganzen Provinz, wenn du mich fragst.«
    Ich lächelte schläfrig. »Danke, Mom. Nett von dir.« Aber eigentlich arbeitete ich nicht gern alleine. Ich hatte keine Ahnung, wie sie mich damit umstimmen wollte.
    »Das ist noch nicht alles. Du kannst deine Aufträge selbstständig annehmen und alleine auftreten und … und du kannst die Hälfte deiner Einnahmen behalten.« Sie verzog das Gesicht.
    Ich riss die Augen auf.
    »Aber nur , wenn du dich für das Casting anmeldest.« Ein Lächeln trat auf ihr Gesicht. Sie wusste, dass sie mich damit überzeugen konnte, obwohl sie offenbar mit mehr Widerstand gerechnet hatte. Aber ich war nicht dumm. Ich hätte mich ohnehin angemeldet, und nun würde ich obendrein noch Geld dafür bekommen! Geld, das ich Aspen geben konnte. Wenn wir gemeinsam sparten,
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