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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Begriffe«, meinte Mr. Frobisher-Pym, »ist dies ein ziemlich unpassender Scherz. Es besteht kein Grund zur Annahme, daß die Leiche nicht in dem Sarg war.«
    »Ich habe sie im Sarg gesehen«, erklärte Haviland, »und meine Frau ebenfalls.«
    »Ich auch«, betonte der Vikar. »Ich war zugegen, als sie aus dem zeitweiligen Sarg, in dem sie von den Staaten übers Meer geschickt worden war, in den endgültigen, mit Blei ausgeschlagenen Eichensarg gelegt wurde, den Joliffe geliefert hatte. Und wenn weitere Zeugen erforderlich sind, so kann man leicht Joliffe und seine Leute holen, die die Leiche eingesargt und den Deckel zugeschraubt haben.«
    »Ganz recht«, gab Wimsey zu. »Ich streite nicht ab, daß die Leiche im Sarg war, als er in die Kapelle gestellt wurde. Ich zweifle nur daran, ob sie noch darin war, als er in die Erde gesenkt wurde.«
    »Das ist eine ganz unerhörte Idee, Lord Peter«, kritisierte Mr. Frobisher-Pym mit einiger Strenge. »Darf ich fragen, ob Sie eine Begründung für diese Annahme haben? Und vielleicht würden Sie uns auch verraten, wo sich die Leiche Ihrer Meinung nach befindet, wenn sie nicht im Grabe ist.«
    »Aber selbstverständlich«, antwortete Wimsey. Er schwang sich auf die Kante des Tisches, ließ sein Bein pendeln und blickte auf seine Hände hinab, als er die einzelnen Punkte an den Fingern abzählte.
    »Meiner Ansicht nach beginnt die Geschichte mit dem jungen Rawlinson. Er ist Schreiber bei Mr. Graham, der das Testament aufsetzte, und ich nehme stark an, daß er über die Bestimmungen Bescheid weiß. Mr. Graham natürlich auch. Aber irgendwie habe ich ihn nicht im Verdacht, an dieser Angelegenheit beteiligt zu sein. Nach dem, was ich über ihn gehört habe, schlägt er sich auf keine Seite, bestimmt nicht auf Mr. Martins.
    Als die Nachricht von Mr. Burdocks Tode von Amerika aus telegrafiert wurde, sind dem jungen Rawlinson wohl die Testamentsbestimmungen eingefallen, und er kam zu der Überzeugung, daß Mr. Martin durch seinen Aufenthalt im Ausland ziemlich benachteiligt war. Rawlinson muß übrigens sehr an Ihrem Bruder hängen – «
    »Es ist immer Martins Art gewesen, Taugenichtse aufzulesen und seine Zeit mit ihnen zu verschwenden«, gab Haviland zu. Der Vikar hatte offenbar das Gefühl, daß diese Behauptung ein wenig gemildert werden müsse, und murmelte, daß er immer gehört habe, wie gut Martin mit den Dorfburschen umzugehen verstehe.
    »Ganz recht«, meinte Wimsey. »Na, ich glaube, der junge Rawlinson wollte Martin die gleiche Chance geben, sich das Erbteil zu sichern, verstehen Sie. Also beschloß er, die Leiche zu stehlen und sie über der Erde zu behalten, bis Martin nach Hause kam und selbst nach dem Rechten sehen konnte.«
    »Das ist eine ungewöhnlich schwere Beschuldigung«, begann Mr. Frobisher-Pym.
    »Möglicherweise habe ich mich geirrt«, gab Wimsey zu. »Aber es ist nun einmal meine Idee, und es reimt sich alles tadellos zusammen. Rawlinson sah denn, daß er die Aufgabe unmöglich allein bewältigen konnte. Also schaute er sich nach Helfern um und entschied sich für Mr. Mortimer. «
    » Mortimer?«
    »Ich kenne Mr. Mortimer nicht persönlich, sondern nur vom Hörensagen. Aber er soll kein Spielverderber sein, und außerdem besitzt er manche Vorteile, die nicht jeder hat. Der junge Rawlinson und Mortimer steckten die Köpfe zusammen und entwarfen einen Schlachtplan. Sie, Mr. Hancock, haben ihnen natürlich mit Ihrer Aufbahrungsidee tüchtig geholfen. Ich weiß nicht, ob sie es ohne diese Gelegenheit fertiggebracht hätten. «
    Mr. Hancock schnalzte verwirrt mit der Zunge.
    »Die Idee war folgende: Mortimer sollte einen alten Wagen mit vier weißen Pferden stellen und alles mit Leuchtfarbe und schwarzen Tüchern so herrichten, daß das Gespann die Todeskutsche der Burdocks darstellte. Dieser Plan hatte den Vorteil, daß niemand ein Verlangen verspüren würde, diesen Aufzug von nahem zu inspizieren, wenn er ihn in nächtlicher Stunde am Kirchhof stehen sähe. Inzwischen mußte Rawlinson dafür sorgen, daß er sich an der Totenwache in der Kapelle beteiligen durfte und einen Gefährten fand, der mit ihm die Wache teilte und die Sache mitmachte. Er verabredete sich mit dem Gastwirt und redete Mr. Hancock allerlei vor, damit er die Wache von vier bis sechs bekam. Schien es Ihnen nicht merkwürdig, Mr. Hancock, daß er unbedingt eigens von Herriotting herüberkommen wollte?«
    »Ich bin gewohnt, daß die Mitglieder meiner Gemeinde Eifer an den Tag legen«, e
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