Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Titel: Sein Schmerz - Extrem (German Edition)
Autoren: Wrath James White
Vom Netzwerk:
stri­chen die Fens­ter schwarz an, um das Son­nen­licht ab­zu­hal­ten. Sie ent­fern­ten die Lam­pen­hal­te­rung von der Decke und pols­ter­ten die Wän­de und den Fuß­bo­den mit Schaum­gum­mi.
    All sei­ne Nah­rung muss­te zu­erst mehr­fach ge­wa­schen und ge­kocht wer­den, da­mit sie so ge­schmacks­neu­tral war, dass er sie zu es­sen ver­moch­te, und an­schlie­ßend auch wie­der auf Raum­tem­pe­ra­tur ab­ge­kühlt wer­den. Fleisch, Ge­mü­se und al­les an­de­re schnit­ten sei­ne El­tern in win­zi­ge Stücke und mix­ten es zu Brei, da­mit er es schlucken konn­te, ohne kau­en zu müs­sen. Al­les, was er aß, wur­de püriert. Die ein­zi­ge Flüs­sig­keit, die er zu sich neh­men konn­te, war ab­ge­koch­tes Was­ser. Den­noch war der Akt der Nah­rungs­auf­nah­me ein Gräuel für ihn. Der ge­sam­te Ver­dau­ungs­pro­zess, ein­schließ­lich Darm­be­we­gun­gen jeg­li­cher Art, fühl­te sich an, als wür­de er von in­nen nach au­ßen ge­stülpt.
    Die Me­di­ka­men­te ver­schaff­ten ihm ein we­nig Lin­de­rung. Mit 17 hat­te er be­reits sämt­li­che Be­täu­bungs­mit­tel, von Co­de­in bis Mor­phi­um, ein­ge­nom­men. Sein Va­ter hat­te ihm so­gar mehr­mals He­ro­in be­schafft, als sein Ge­schrei nicht mehr aus­zu­hal­ten ge­we­sen war. Schließ­lich hör­ten sei­ne Schreie je­doch auf, als er es schaff­te, die schwäche­ren Schmer­zen aus­zu­hal­ten, vor de­nen sie ihn nicht be­schüt­zen konn­ten.
    »Es ist grau­sam, ihn am Le­ben zu hal­ten. Fin­dest du, dass wir egois­tisch sind? Viel­leicht soll­ten wir ihn ein­fach ster­ben las­sen.«
    »Das kön­nen wir nicht! Bist du ver­rückt? Er ist un­ser Kind! Un­ser klei­ner Jun­ge. Wir müs­sen ihm hel­fen.«
    »Das ver­su­che ich ja. Das ist al­les, was ich je woll­te. Aber viel­leicht tun wir ja ge­nau das Falsche für ihn. Viel­leicht ist das Bes­te, was wir für ihn tun kön­nen, sei­nem Lei­den für im­mer ein Ende zu set­zen.«
    Ja­son saß in sei­nem ver­dun­kel­ten Zim­mer und hör­te zu, wie sei­ne El­tern mit­ein­an­der strit­ten. Er hat­te die­se Un­ter­hal­tung im Lau­fe der Jah­re schon vie­le Male be­lauscht, wenn sei­ne El­tern glaub­ten, er kön­ne sie nicht hören. Manch­mal ver­gaßen sie, sei­ne Zim­mer­tür zuzu­ma­chen. Für das von Her­zen kom­men­de Plä­doy­er sei­nes Va­ters, ihm Ster­be­hil­fe zu leis­ten, lieb­te er sei­nen al­ten Herrn noch mehr. Es war ein Ge­fühl, das sich auf schmerz­li­che Wei­se in sein Herz schmieg­te. Sei­ne Mut­ter be­harr­te hin­ge­gen un­nach­gie­big dar­auf, ihn wei­ter ein Le­ben vol­ler Qua­len durch­lei­den zu las­sen, und er hass­te die Schlam­pe da­für.
    »Bit­te schön, mein Schatz.«
    Ja­son zuck­te zu­sam­men. Sei­ne Trom­mel­fel­le fühl­ten sich an, als hät­te man sie mit ei­ner Nähna­del durch­bohrt. Sei­ne Mut­ter stand im Tür­rah­men sei­nes Zim­mers. Sie hielt einen mit Was­ser ge­füll­ten Gum­mi­be­cher in der Hand. Gum­mi war das ein­zi­ge Ma­te­ri­al, das er nicht als un­er­träg­lich emp­fand. In der an­de­ren Hand hielt sie sei­ne Schmerz­ta­blet­ten. Ja­son hass­te es, sie ein­zu­neh­men. Die trockenen, gips­ar­ti­gen Pil­len fühl­ten sich wie Bat­te­rie­säu­re an, wenn sie sich in sei­nen Bauch hin­un­ter­brann­ten. Aber zwei oder drei Dar­vo­cet alle paar Stun­den wa­ren nun ein­mal das Ein­zi­ge, was ihn da­von ab­hielt, sich die Adern mit sei­nen Zäh­nen aus den Hand­ge­len­ken zu rei­ßen. Wenn die Wir­kung des Me­di­ka­ments dann un­aus­weich­lich nachließ, hat­te er je­des Mal das Ge­fühl, in ei­nem Becken vol­ler Feu­er­amei­sen zu trei­ben.
    »Ich wünsch­te, du wür­dest dir et­was an­zie­hen. Ich weiß, dass die Klei­dung dir weh­tut, aber du bist jetzt ein­fach schon zu alt, um noch die gan­ze Zeit nackt zu Hau­se rum­zu­sit­zen.«
    Ja­son igno­rier­te sie. Er wuss­te, dass sein stoi­sches Schwei­gen sie nerv­te, aber er hat­te die Kopf­schmer­zen so satt, die die Vi­bra­ti­on ih­rer schril­len Stim­me ihm un­ver­meid­lich be­rei­te­te. Nicht ein­mal die Dar­vo­cet wa­ren stark ge­nug, um ihm zu hel­fen, wenn sich die Mi­grä­ne erst ein­mal mel­de­te. Dann half nur noch Rei­z­ab­schir­mung.
    Sei­ne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher