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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder
Autoren: Paul Grote
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falsch es auch immer sein mochte, schien ungebrochen, aber beim Näherkommen wirkte er übernächtigt, seine Müdigkeit konnte er schlecht überspielen, die Augen lagen tiefer in den Höhlen als sonst, und die Schatten seines Bartwuchses verstärkten den Eindruck, dass er überarbeitet war.
    »Für einen arbeitslosen Journalisten machen Sie einen ziemlich überarbeiteten Eindruck«, sagte Henry. Die Begegnung war ihm unangenehm, sie konfrontierte ihn mit seinem schlechten Gewissen Koch gegenüber. Der Hackerangriff saß ihm in den Knochen; das war nicht korrekt gewesen, illegal, aber die üblen Methoden seines ehemaligen Chefs hätten sich kaum mit Freundlichkeit bekämpfen lassen.
    »Wie haben Sie uns gefunden, Herr Koch?« Frank blieb sitzen und streckte nicht einmal die Hand aus.
    Koch zog sich, ohne eingeladen zu sein, einen Stuhl heran und fläzte sich breitbeinig darauf. »Sie wissen, dass auch ich Journalist bin. Man braucht nur der Polizei zu folgen, die führt einen zu Ihnen.«
    »Das hatte ich ganz vergessen«, meinte Henry, »das mit dem Journalisten«, und fragte sich, ob Koch die Ironie überhaupt bemerkte.
    Der hatte mehr Augen für Isabella. »Oh«, sagte er nur und riss die dunklen Augen auf, starrte sie an und schaute von einem zum anderen, um zu ergründen, zu wem sie gehörte.
    »Sie können hier und heute Ihre Spanischkenntnisse unter Beweis stellen.« Henry lächelte maliziös. »Das ist meine Frau, Señora Peñasco   – Teilhaberin von Bodegas Peñasco, wenn Ihnen das etwas sagt.«
    Koch war ernstlich verblüfft. Es schien, als bäte er im Stillen, dass Henry sich weiterer Kommentare enthielt. »Aber sie war doch nicht   … war sie in Baden-Baden   … bei unserem Wettbewerb?«
    »Was heißt bei
unserem
Wettbewerb. Sitzen Sie wieder mit Heckler in einem Boot   – oder?«
    Kettenhund bleibt Kettenhund, sagte sich Henry. Koch blieb bissig, darauf konnte man vertrauen, und er fühlte sein Urteil bestätigt, was sein schlechtes Gewissen beruhigte. Auch Templin blieb auf seine Weise, was er war, das Schicksal hatte ihn vom Weg abgebracht, ihn geschwächt, auch er fand zurück   – das jedenfalls hoffte Henry. Sollte er ihn mitnehmen, für einige Wochen mit den Leuten von Lagar zusammenbringen? Sie würden sich vertragen, sie waren vom selben Holz   – vom Rebholz.
    »Heckler hat mir ein gutes Angebot gemacht, aber zuerst soll ich Ambers Geschichte aufschreiben, und dazu möchte ich Sie um ein Interview bitten.«
    »Mich?« Henry lachte laut auf. »Das glauben Sie doch selbst nicht. Was soll ich Ihnen erzählen? Wie es wirklich war? Das wird nie und nimmer gedruckt. Für mich ist der Fall Amber erledigt, Herr Koch. Wir sind hier, wie Sie unschwer an den Gläsern und Flaschen sehen, um diese wunderbaren Burgunder zu probieren, in all ihren Spielarten. Bitte, lassen Sie mich gefälligst mit Ihren Mordgeschichten in Ruhe.«
    »Ich will die Wahrheit schreiben   …«
    »Die Wahrheit, Herr Koch? Mit der kämen Sie doch nicht zurecht, und außerdem   – hat nicht jeder seine eigene Sicht der Dinge?«

Danksagung
    Bei der Recherche zu einem neuen Roman sind neue Begegnungen immer wieder spannend. Anders als zu meiner Zeit als Journalist sind diese Begegnungen in der Weinwelt meistens angenehm. Dabei tauchen Menschen auf, die gewollt oder ungewollt als Wegweiser dienen.
    Einer von ihnen ist der Buchhändler Werner Bürk aus Kenzingen. So wie er öffneten mir auch Christina und Werner Weinzierl und Hans-Jürgen Truöl aus Riegel den Weg zum Kaiserstuhl. Selten war der Empfang in einem anderen Weinbaugebiet so herzlich wie hier. Zu den Winzern, die zum Gelingen des Romans beigetragen haben, gehören in Oberrotweil die Winzer Konrad Salwey und der Freiherr Johannes von Gleichenstein. In Achkarren waren es Reiner Probst, in Malterdingen Bernhard Huber und in Bischoffin gen Patrick Johner. Ihringen erfreut sich seiner südlichen Ausrichtung und wohl auch seines offen zutage tretenden Vulkanverwitterungsbodens wegen besonderer Traubenkünstler wie Joachim Heger, den Eheleuten Stigler sowie Helga und Reinhold Pix. Oberhalb von Ihringen mit Blick auf die Vogesen betreut ein zweiter Bernhard Huber auf dem Blankenhornsberg seine Reben. Auf dem Weingut Kalkbödele geht Martin Schärli dieser Tätigkeit nach, und in Endingen sind es die Schätzles, Vater und Sohn. Wie gut Genossenschaften arbeiten können, erfuhr ich von Thomas Langenbacher in Sasbach und von Waldemar Isele in Achkarren.
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