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Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Titel: Sehnsucht unter suedlicher Sonne
Autoren: Margaret Way
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erzählen?“, fragte sie, obwohl sie damit eine erneute Abfuhr riskierte.
    Hester sah eine Weile ausdruckslos vor sich hin. „Ich kann nicht über alles sprechen“, erklärte sie endlich.
    „Weil es Sie zu sehr aufregt?“
    Diesmal dachte Hester fast noch länger nach. „Ich muss Bretton fragen“, entschied sie dann. „Wenn er dagegen ist, eine alte, traurige Geschichte aufzurühren, lassen wir sie weg. Manches sollte man lieber nicht zu Papier bringen.“
    „Wenn Sie und Bretton dagegen sind, lassen wir es natürlich“, stimmte Genevieve zu.
    „ Sie sollten ihn fragen, meine Liebe. Er fühlt sich sehr zu Ihnen hingezogen.“
    Genevieve erschrak. „Ich weiß nicht, womit ich das verdient hätte.“
    „Darum geht es nicht, mein Kind. Entweder fühlen wir uns zu Menschen hingezogen oder nicht. Natürlich verstehe ich Bretton. Sie sind ungewöhnlich schön und außerdem hochintelligent. Außerdem haben Sie vollendete Manieren. Die verstorbene Mutter der jetzigen Queen wurde einmal gefragt, was am wichtigsten sei, um möglichst glatt durchs Leben zu kommen. Ihre Antwort lautete: „Gute Manieren.“ Ich muss zugeben, dass ich schon als Kind keine guten hatte. Enttäuschung, Kummer, Schmerz … sie alle führen den Menschen in dunkle Abgründe.
    „Übrigens weiß ich von Bretton, dass wir Kit Wakefields Aufenthalt hier vor allem Ihnen zu verdanken haben. Sie sollen ihm das Leben gerettet haben. Kit sieht inzwischen viel besser aus. Es war klug von Bretton, ihn mitarbeiten zu lassen. Die anderen Männer werden sich um ihn kümmern. Seine große Liebe zu verlieren ist ein schwerer Schlag. Arme kleine Sondra! Möge ihre Seele Frieden finden. Sie hatte es nicht verdient, so zu sterben. Das größte Unglück trifft immer die Guten. Die Bösen scheinen ungeschoren davonzukommen.“
    Keiner kommt ohne irgendwelche Blessuren davon, dachte Genevieve und blieb bei ihrem ursprünglichen Vorsatz. Sie musste herausfinden, wo jeder Einzelne gewesen war, als das Schicksal Catherine ereilt hatte.
    Bretton schob seinen Schreibtischstuhl so heftig zurück, dass er gegen das Bücherbord stieß. Mit dem Versorgungsflugzeug war ein Buch angekommen – ohne eine Widmung oder einen beigefügten Brief.
    Dass es plötzlich aufgetaucht war, hatte ihn nicht überrascht. Er wusste auch, von wem es geschickt worden war. Liane hatte Djangala zu aufgebracht verlassen. Ihren wahren Charakter hatte er früher nicht gekannt. Wieso auch? Sie hatte sich immer von ihrer besten Seite gezeigt, bis er einmal für längere Zeit auf Geschäftsreise gegangen war.
    Das Buch bewies aufs Neue Lianes krankhafte Eifersucht. Es handelte sich um ein gebundenes, sehr ansprechendes Exemplar von Michelle Laurents Roman Rätsel der Vergangenheit. Auf dem vorderen Umschlag sah man das Bild einer hübschen jungen Frau und den Aufkleber einer bekannten Zeitschrift. Beste Unterhaltung stand darauf . Auf der Rückseite befanden sich einige Informationen über die Autorin und ein Foto von ihr.
    Warum war er jetzt so überrascht? Er hatte Genevieve von Anfang an nicht getraut – berechtigterweise, wie sich jetzt herausstellte. Michelle Laurent war Genevieve Grenvilles Künstlername. Bretton erinnerte sich noch, wie sie ihm von ihrer französischen Großmutter erzählt hatte. Das Buch, das er nun in den Händen hielt, war ein großer Erfolg gewesen. Warum also Genevieves Heimlichtuerei?
    Hester hatte ihn auf ihr Interesse an der Tragödie um Catherine Lytton hingewiesen und ihm die Entscheidung überlassen, ob das lange Schweigen gebrochen oder beibehalten werden sollte.
    Die entscheidende Frage lautete: Warum war Genevieve – eine angehende Bestsellerautorin – so sehr an dieser alten Geschichte interessiert? Warum hatte sie sich unter einem anderen Namen auf Djangala eingeschlichen? War sie mit Catherine Lytton verwandt? Er hielt es allerdings für wahrscheinlicher, dass sie Material über den damaligen Unfall sammeln und später in ihrem nächsten Roman verarbeiten wollte.
    Seine Aufgabe war es jetzt, ihre Beweggründe herauszufinden. An diesem Abend konnte er die Sache leider nicht mehr klären, so gern er es auch getan hätte. Hester hatte ihr erlaubt, nach dem Essen eine ihrer alten CDs aufzulegen. Derryl würde nach wenigen Minuten verschwinden, aber Kit liebte Musik und hatte gebeten, dabei sein zu dürfen. Er selbst hatte sich an sein Versprechen erinnert und für den nächsten Tag einen Ausflug ins Hill-Country organisiert, um Genevieve die
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