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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm
Autoren: Any Cherubim
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schwer verletzt ist, der würde ... «, rief ich entsetzt und brach mitten im Satz ab.
    »Darauf können wir keine Rücksicht nehmen, Jade. Die Taluris brauchen nicht mehr lange, dann haben sie die Stahltür gesprengt, oder sie schaffen es, die Betonwand zum Einsturz zu bringen. Wenn es ganz schlimm kommt, bricht die Decke über uns ein. So oder so, wir haben keine andere Wahl. Wir müssen die Zeitschaltuhr aktivieren, sonst sterben wir hier.«
    »Aber Onkel, dass können wir nicht machen! Dort oben sind Menschen«, schrie ich, während er anfing, unser Vorhaben vorzubereiten.
    »Hast du eine bessere Idee?«, schrie er mich an.
    »Ich fasse nicht, wie leichtfertig du mit Menschenleben umgehst. Du bist genauso schlimm wie die Taluris«, brüllte ich weinend. Ich war so schockiert über ihn, konnte nicht glauben, wie gefühlskalt er handelte. Meine Worte brachten das Fass zum Überlaufen. Onkel Finley holte aus und schlug mir ins Gesicht, so dass mein Kopf fast seitlich wegflog. Stille.
    Fassungslos starrte er mich an. »Jade, … es tut … mir leid. Ich habe die Beherrschung verloren«, stöhnte er.
    Amy kam zu mir. Auch sie konnte nicht glauben, was Onkel Finley gerade getan hatte. Niemals hatte er die Hand gegen uns erhoben. Kurz schloss er seine Augen. »Wir haben keine andere Wahl, wenn wir leben wollen.«
    Die wütende Glut, die in mir schlummerte, brodelte heiß. Das Rot, das ich ausstrahlte, überlagerte sogar das trauernde Schwarz. Ich wollte leben, wollte frei sein. Jedoch nicht zu jedem Preis. Was für ein Leben würden wir haben? Tom war tot - und falls Luca noch lebte, würde er in ein paar Minuten auch tot sein. Panik ergriff mich.
    »Das ist Mord und macht uns nicht besser als die Killer, die hinter uns her sind«, brach es erneut vorwurfsvoll aus mir heraus.
    Natürlich widerstrebte es mir, Luca, Mr. Chang, Clive oder einen anderen unserer Leute ohne Rücksicht auf Verluste einfach im Stich zu lassen. Tränen der Panik stiegen in mir auf und ich musste mich mit aller Kraft zusammenreißen, um meiner Wut nicht freien Lauf zu lassen. Ich wagte es aber auch nicht, Onkel Finley ein weiteres Mal zu widersprechen.
    »Falls die Taluris dich kriegen, bist du so gut wie tot und mit dir sterben auch Amy und ich. Also, wie entscheidest du dich?«, fragte Onkel Finley gereizt. Amy und ich sahen zu, wie er den Teppich vor dem Sofa zur Seite schob. Die Bodenluke kam zum Vorschein, die uns zur Freiheit verhelfen sollte. Starr vor Angst stand Amy neben mir und weinte leise vor sich hin. Ich presste meine Fäuste so fest zusammen, dass die Knöchel weiß hervor traten. Hatten wir eine andere Wahl? Es war ein schrecklicher Gedanke, doch ich musste zugeben, dass es im Augenblick keine andere Lösung gab. In der Hoffnung, dass das Sicherheitsteam und auch Mr. Chang von dem Mechanismus wussten, trat ich näher zur Bodenluke und nickte meinem Onkel zum Einverständnis nur kurz zu. »Sobald ich den Magnetmechanismus ausgelöst habe, wird die Zeitschaltuhr aktiviert. Ich werde vor euch gehen, bleibt dicht hinter mir. Sobald wir draußen sind, laufen wir zum Pick-up. Habt ihr mich verstanden?«
    Amy nickte stumm. Schwarz und orange schimmerte aus mir. Ich hatte Angst und ich wusste, dass es Amy genauso ging. Sogar Onkel Finley zitterte. Er ging zu unserem Familienfoto, fuhr mit den Fingern über den mit Gold verzierten Rahmen, bis er auf dem Muster eine kleine unscheinbare Erhöhung fühlte und diese eindrückte.
    Ich konnte nichts sagen, ich weinte. Der Druck in meiner Brust war so groß, dass ich kurz daran zweifelte, es überhaupt durch den Tunnel zu schaffen. Die Ohrfeige tat nicht so sehr weh wie die Erkenntnis, dass mein lieber Onkel kalt und egoistisch sein konnte. Er wollte uns retten um jeden Preis, selbst wenn andere dafür ihr Leben lassen mussten.
    Kurz sah er zu uns. »Bereit? Es geht los, bleibt dicht zusammen«, rief er nervös.
    Es zischte kurz und mit einem schiebenden, kratzenden Geräusch rückte die Platte langsam unterhalb des Bodens zur Seite. Dunkelheit erwartete uns. Eilig begann er, die Leiter hinunter zu klettern, die kaum sichtbar ins Dunkle führte. Als nächstes folgte Amy und dann ich.
     
    Es roch nach kalter, erdiger, feuchter Kellerluft und mit jeder Stufe, die ich hinunterstieg, wurde es intensiver. Erkennen konnte ich nur den hellen Taschenlampenstrahl meines Onkels. Jemand berührte mich. Es waren die kalten Hände meiner Schwester.
    »Können wir uns festhalten, Jade? Ich habe Angst, die
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