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Seelenriss: Thriller

Seelenriss: Thriller

Titel: Seelenriss: Thriller
Autoren: Hanna Winter
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ein Engel, dachte sie lächelnd, gab dem Baby einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und legte es zurück in das Kinderbett. Kaum hatte sie sich selbst ins Bett gelegt, fing der Kleine wieder an zu schreien.
    Mit einem gequälten Seufzer stand sie zum gefühlten hundertsten Mal auf und hatte es gerade geschafft, ihn erneut zum Einschlafen zu bringen, da klingelte das Telefon. Welcher Idiot ruft um diese Zeit hier an?
    Rasch zog sie ihren Morgenmantel über und schloss die Tür hinter sich, während sie darum betete, dass das beharrliche Klingeln den Kleinen nicht wieder aufweckte. Mit schläfrigen Augen blinzelte sie gegen das grelle Licht im Flur an und lief barfuß zum Telefon. Auf dem Display stand eine Nummer, die sie nicht kannte. Sie unterdrückte ein Gähnen, und ohne weiter darüber nachzudenken, nahm sie den Anruf an.
    »Guten Abend, mein Name ist Wulf Belling, Mordkommission«, sagte eine ernst klingende Stimme am anderen Ende der Leitung. »Spreche ich mit Frau Anita Paul?«
    »Mordkommission?« Sie rieb sich die Augen. »… ist was passiert?« Wenn das wieder einer von Davids schlechten Scherzen sein sollte, würde sie ihm ein für alle Mal das Besuchsrecht streichen.
    »Es ist wichtig, dass Sie meine Anweisung genauestens befolgen«, sprach der Anrufer weiter, »haben Sie mich verstanden?«
    Beunruhigt presste sie sich das Telefon ans Ohr. »Äh, ja – aber was ist denn los, um Himmels willen?« Ihr anfängliches Misstrauen war mit einem Mal einem lähmenden Gefühl gewichen.
    »Hören Sie mir gut zu«, hörte sie den Kommissar weiter sagen, »legen Sie nicht auf und gehen Sie zur Wohnungstür.«
    Sie musste schlucken. »… ähm, okay, wie Sie wollen.« Obwohl sie keine Ahnung hatte, worauf dieser Mann hinauswollte, tat sie wie geheißen. »Und jetzt?«, fragte sie angespannt, kaum dass sie mit zitternden Knien an der Tür angelangt war.
    »Schauen Sie nach, ob die Tür abgeschlossen ist«, drang es aus dem Lautsprecher des Telefons.
    Sie nickte, obgleich der Anrufer sie nicht sehen konnte. »Die Tür ist abgeschlossen«, sagte sie, nachdem sie das überprüft hatte. Was zum Teufel sollte das Ganze?
    »Besitzen Sie ein Vorhängeschloss?«
    Wieder nickte sie. »Ja, ich schiebe die Sicherheitskette jeden Abend vor, bevor ich …« Ihre Stimme versagte. Ihr Gesicht wurde kreidebleich, und ihr Herz hämmerte wie wild gegen ihre Rippen.
    »Frau Paul, sind Sie noch dran? Frau Paul!«, drang es aus der Leitung, doch sie hatte das Telefon bereits fallen gelassen und schlug die Hände vor dem Mund zusammen. Großer Gott!
    Ein eisiger Schauer jagte ihr über das Genick, als sie feststellte, dass die Sicherheitskette durchtrennt worden war.
    Das Letzte, was Wulf Belling am anderen Ende der Leitung hörte, war ein entsetzlicher Schrei. Dann war die Leitung tot.

48
    Lena spürte einen heftigen Adrenalinstoß, als ein gellender Schrei aus einer der hinteren Wohnungen drang. Mit erhobener Waffe hastete sie über den Gang, bedeutete einer dicken Frau mit einer Katze auf dem Arm, zurück in ihre Wohnung zu gehen, und eilte zu den hinteren Türen. Kaum hatte sie die vorletzte Tür erreicht, setzten die Kopfschmerzen wieder ein und Lena war, als dröhnten gewaltige Donnerschläge durch ihren Kopf.
    Der Zeitpunkt hätte unpassender nicht sein können, und sie hatte Mühe, den Schmerz zu verdrängen. Sie legte ein Ohr an die Tür und horchte. Totenstille. Lena versuchte es nebenan, da bemerkte sie, dass diese Tür nur angelehnt war. Anita Paul , las sie auf dem Türschild. Der Name sagte ihr nichts. Sie holte tief Luft, stieß die Tür auf und schlich in die Wohnung. Vom Wohnzimmer her hörte sie ein Wimmern. Mit flatternden Nerven schlich Lena vorsichtig darauf zu.
    Der Geruch von verbrannter Haut lag in der Luft, und durch den Türspalt beobachtete sie, wie Harding einer Frau mit schweren schwarzen Locken – schätzungsweise war sie Anfang vierzig – ein Messer an die Kehle hielt. Er hatte Lena den Rücken zugewandt, während Anita Paul gefesselt auf einem Stuhl saß und in ihre Richtung blickte. Ihre blutunterlaufenen Augen waren vor Angst weit aufgerissen, und Lena sah selbst aus der Entfernung, dass sie zitterte. Ihr Mund war mit Klebeband verschlossen, der Morgenmantel mit Blut befleckt und die Stirn mit Brandwunden von ausgedrückten Zigaretten übersät. Oberhalb der rechten Braue lief ein Rinnsal aus Blut herunter, als hätte er ihr einen Schlag ins Gesicht verpasst.
    All das hatte Harding seinem wehrlosen Opfer
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