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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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Kind sich zu einen aggressiven Widerling, einer boshaften Hexe oder einem ungebärdigen Monster mausert, strafen sie sich selbst für ihr Versagen indem sie vordergründig loslassen und in Wirklichkeit unsäglich leiden.«
    Nachtigall nickte nachdenklich. Das galt sicher auch für Väter.
    »Was glauben Sie war das Schlimmste, was ihre Tochter je ausgefressen hat?«
    »Schwer zu sagen ...«
    Frau Weinreich trat ans Wohnzimmerfenster und starrte blind in den Garten hinaus.
    »Friederike war unglaublich manipulativ. Sie hat Mitschüler und Freundinnen zu Dingen überredet, die sie nie von allein getan hätten, die ihnen nicht einmal in den Sinn gekommen wären. Durch ihre perfekten Inszenierungen hat sie viel Unglück in andere Familien getragen. Sie hat vielen Menschen direkt oder indirekt ernsthaft geschadet.«
    »Und das Beste?«
    »Sie hat ihren Bruder Dirk vor einer großen Dummheit bewahrt, als ihn seine große Liebe wegen eines Anderen hatte sitzen lassen und er sich uns aus Scham nicht anvertrauen wollte. Er hatte sich eine illegale Waffe besorgt und wollte den neuen Freund erschießen. Friederike hat ihm das ausgeredet, sie liebte ihre Geschwister, sie war politisch stark links orientiert und hat sich für Jugendliche engagiert, im Jugendclub verrückte Sachen auf die Beine gestellt und hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme ihrer Freunde.«
    »Ein Typ mit dem man Pferde stehlen kann.«
    »Nein, ganz sicher nicht. Ein bösartiger, manipulativer Vampir.«

11
    Dr. Pankratz sah traurig auf den Körper der jungen Frau hinunter, die er nun obduzieren musste. Es gab kaum Zweifel an der Todesursache. Die sechs offensichtlich sehr tiefen Einstichverletzungen am Oberkörper und in der Bauchregion zeugten von unerbittlicher Gewaltanwendung. Peter Nachtigall fühlte sich wie immer sehr unbehaglich an diesem Ort. Für ihn war er verbunden mit Hoffnungslosigkeit. Wer hierher kam, hatte keine Chance mehr – er war unwiederbringlich tot. Das Einzige, was man sich hier noch erhoffen konnte, waren neue Erkenntnisse zum Tathergang, um den zu fassen, der für den Tod dieses Menschen verantwortlich war. Und es war seine Aufgabe diesen letzten Auftrag zu erfüllen.
    Der Gerichtsmediziner legte seine Instrumente zurecht und signalisierte dem Kollegen, dass sie nun beginnen würden.
    »Na, dann wollen wir mal. Sieht ganz so aus, als sei jemand mächtig wütend auf diese junge Frau gewesen.«
    Der forensische Pathologe aus Potsdam war sehr groß und extrem schlank. Die Glatze schimmerte leicht unter dem gleißenden Licht der Deckenbeleuchtung. Durch die entstehenden Schatten wirkte der wohlgeformte Schädel noch markanter als sonst, wenn sie sich an Tatorten trafen. Wegen seiner langen Extremitäten fühlte sich Peter Nachtigall immer an die Bewegungen eines großen Beute machenden Insekts, vielleicht einer Gottesanbeterin, erinnert, wenn Dr. Pankratz mit der Untersuchung begann. Er reckte dann die Arme hoch, sodass die Ellbogen im spitzen Winkel nach oben ragten, während er seinen Kopf tief über den zu untersuchenden Leichnam beugte und immer, wenn er eine interessanten Befund erheben konnte, deutlich hin und her ruckte.
    »Der Täter hat das Messer offenbar tief in den Körper gestoßen. Diese violetten Verfärbungen hier«, er wies mit einem seiner knochigen, langen Finger, der in den matten Latexhandschuh selbst wie tot aussah, auf mehrere Stellen, »das sind sicher Abdruckmarken vom Griff der Tatwaffe. Wir werden das genau ausmessen, dann können wir leicht feststellen, ob das gefundene Messer tatsächlich die Tatwaffe ist. Übrigens beweisen uns die Hauteinblutungen in diesem Bereich , dass sie nach der Beibringung der Verletzungen noch eine ganze Weile gelebt hat.«
    Die junge Frau hatte eine untersetzte Statur. Bestimmt war sie chronisch unzufrieden mit ihrer Figur, überlegte der Gerichtsmediziner, aber Sport hatte sie wohl dennoch nicht getrieben. Das flächige Gesicht wirkte zu groß für den Körper und war nur wenig differenziert. Die kleinen Augen schienen neben der klobigen Nase unterdimensioniert. Die Lippen des breiten Mundes waren aufgeworfen, das Kinn zu schwach ausgeprägt. Allerdings bildete das intensive Grün der Augen einen interessanten Kontrast zu den mittelblonden, schulterlangen Haaren.
    »Eine Schönheit war sie nicht, ich denke mir, sie hätte sich so einiges anders gewünscht, am Körper wie im Gesicht, aber das kann täuschen. Wenn die Mimik lebhaft ist, verändert das den Ausdruck manchmal
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