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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss
Autoren: Lynn Raven
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Warum hast du mir das angetan? « , murmelte er verzweifelt.
    Darejan fühlte sich, als hätte er sie geschlagen. » Ich habe es getan, weil ich dich liebe. Und weil du leben musst, damit die DúnAnór nicht untergehen. Du hast eine Pflicht gegenüber deinem Orden zu erfüllen. «
    Er zuckte unter ihren Worten zusammen und sie bereute sie sofort. » Javreen… « Sie machte einen weiteren Schritt auf ihn zu, doch er wich erneut zurück.
    Darejan biss sich auf die Lippe. » Versteh doch… « , setzte sie an, schwieg aber, als er den Kopf schüttelte.
    » Ich verstehe. Glaub mir. Ich verstehe und wahrscheinlich hätte ich an deiner Stelle genauso gehandelt. Aber das ändert nichts. Gar nichts. « Er drehte sich um und floh mit unsicheren Schritten am Wasser entlang.
    » Javreen… « Réfens Hand hinderte sie daran, ihm nachzulaufen.
    » Lass ihn. « Er hatte bisher nur schweigend zugehört, doch nun hielt er sie fest. » Gib ihm Zeit, um sich mit dem abzufinden, was du getan hast. «
    » Er hasst mich! « , flüsterte sie hilflos.
    » Das tut er nicht. Er ist verwirrt, aber– verdammt, Darejan– er war tot. Er hat jedes Recht darauf, verwirrt, entsetzt, wütend oder was auch immer zu sein. Gib ihm einfach ein wenig Zeit für sich allein. Dann wird er nicht nur verstehen, warum du es getan hast, sondern es auch begreifen. « Sein Griff verstärkte sich, als sie ihm widersprechen wollte. » Geh zu Seloran. Dein Platz ist jetzt an ihrer Seite. Ich bleibe in seiner Nähe. Hier kommt er ohnehin nicht weit. « Er drehte sie in Richtung der Felsen und gab ihr einen leichten Schubs. » Geh! «
    Einen Augenblick zögerte sie und blickte der dunklen Silhouette nach, die sich an der schwarz glitzernden Wasserlinie entlang bewegte. Dann kehrte sie in den kleinen Felskessel zurück. Sie wusste nicht, wie viel die Männer von dem, was am Strand geschehen war, mit angesehen hatten. Doch wie sie ihr begegneten, verriet ihr, dass sie zumindest wussten, dass sie einen Toten unter die Lebenden zurückgebracht hatte. Wortlos ging sie zu Seloran hinüber und setzte sich neben sie. Die Augen ihrer Schwester standen weit offen, doch es war kein Leben in ihnen. Mirijas Körper lag unter der Decke verborgen dicht bei den Felsen. In dem Verlangen nach Wärme und ein bisschen Licht hatten die Männer es irgendwie geschafft, die grauen Gewänder der BôrNadár an den Resten des Feuers in Brand zu stecken. Nun kauerten sie darum herum und beobachteten die Schatten, die die Flammen auf das Gestein warfen.
    Als Réfen schließlich zwischen den Felsen erschien, zeigte sich die Sonne bereits als dünner feuriger Streifen über den Felsen. Réf durchquerte den Felskessel und blieb vor ihr stehen. Er nickte zu dem Durchlass, der zum Wasser führte.
    » Er ist den Strand hinuntergegangen. Du sollst ihm die beiden Hälften des Steins bringen « , sagte er so ruhig, als würde er einem seiner Krieger einen Befehl geben, und nickte zu der Stelle, an der sie und Javreen ihn zerstört hatten.
    Der KonAmàr lag noch immer dort. Sie hatte versucht, das Schwert aus dem Boden zu ziehen, doch es war dabei zerbrochen.
    Schweigend stand Darejan auf, ging hinüber und hob die beiden Bruchstücke auf.

52
    S ie fand Javreen ein kurzes Stück weit entfernt auf einem Felsen. Er starrte reglos auf das schwarze Wasser hinaus, das die aufgehende Sonne mit einem Firnis aus Feuer und Gold überzog. Als er sie hörte, wandte er ihr das Gesicht zu, rührte sich aber ansonsten nicht. Stumm hielt sie ihm die beiden Hälften entgegen. Er nahm ihr eine ab, wog sie nachdenklich in der Hand, während er wieder auf den See hinausblickte. Schließlich trat er bedächtig von dem Felsen herab, machte zwei schnelle Schritte zum Ufer hin und warf den Stein in einem weiten Bogen in den SúrKadin hinaus. Das Wasser spritzte hoch auf, einen Augenblick wiegten Kreise sich auf ihm und ließen es auf den Sand und über seine Stiefel schwappen, ehe seine Oberfläche wieder ruhig und dunkel dalag, als sei nichts geschehen.
    Nach einem Moment trat Darejan langsam neben ihn, hielt ihm das zweite Stück hin. Er schloss ihre Finger darum. » Du bist jetzt seine Hüterin. Ich hoffe, du erfüllst diese Pflicht besser, als es deine Schwester getan hat. «
    Sie nickte beklommen. » Javreen… «
    » Ich frage mich die ganze Zeit, was wohl geschehen würde, wenn ich einfach ins Wasser hineingehen würde. Immer weiter « , murmelte er leise, mehr zu sich selbst, und sah abermals auf den See
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