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Seelengrab (German Edition)

Seelengrab (German Edition)

Titel: Seelengrab (German Edition)
Autoren: Nadine Buranaseda
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schon ganz runzlig vom kalten Wasser. Wär möglich, dass ich Schwimmhäute bekomme. Wie ein Frosch. So grün und glitschig. Dann hüpf ich einfach weg. Hüpf, hüpf, hüpf. Weit fort. Wo mich niemand findet.

09
    „Du musst der Neue sein“, steckte ein blondhaariger Typ mit Brille den Kopf zu Hirschfelds Büro hinein.
    Der Kriminalhauptkommissar hatte nach dem Gespräch mit Edith Richter einige Formalitäten erledigt. Er hatte bei den Kollegen des KK 15 vorbeigeschaut und in der Lichtbildstelle Aufnahmen für seinen neuen Dienstausweis machen lassen. Mittags hatte er der Cafeteria im Erdgeschoss, die an den Wänden mit bunten Clownsgesichtern aus Plastik geschmückt war, einen Besuch abgestattet und einen Salat gegessen. Danach hatte er sein Büro ausfindig gemacht, das er sich mit einem anderen Hauptkommissar teilte.
    „Ich bin Kriminalkommissar Christian Hellmann“, fuhr der Blonde fort.
    Er hatte eine hohe Stirn, blaue Augen und auffällig schmale Lippen. Seine Brille hatte eine dezente Silberfassung am oberen Rand. Er trug einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd und einer rot-weiß-blau gestreiften Krawatte. Trotz seines jungen Alters hatte Hellmann sich ein reichlich konservatives Äußeres zugelegt. In der Schule, war Hirschfeld sich sicher, hatte der kleine Christian es schwer gehabt.
    „Kriminalhauptkommissar Lutz Hirschfeld.“
    „Ich weiß, ich habe schon viel von dir gehört.“
    Warum musste das jeder, der ihm heute begegnete, erwähnen?, dachte Hirschfeld und bat Hellmann einzutreten:
    „Bitte.“
    „Um es gleich vorwegzunehmen, Lutz.“
    Hellmann senkte die Stimme im Näherkommen: „Ich beneide dich wirklich nicht, dass du Kirchhoff als Partner abbekommen hast.“
    Was für ein netter Empfang.
    „Ich hatte noch nicht das Vergnügen“, entgegnete Hirschfeld und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Hellmann ging ihm bereits jetzt auf die Nerven.
    „Ja, richtig. Unser Umstandskommissar hat heute Urlaub.“
    „Karnevalist?“, mutmaßte Hirschfeld aus reiner Höflichkeit und hoffte inständig, dass Hellmann ihn nicht in ein längeres Gespräch verwickelte.
    „Du meinst, weil heute Rosenmontag ist?“
    Als der Wechsel nach Bonn feststand, hatte Hirschfeld es für einen Wink des Schicksals gehalten, dass der 15. des Monats ausgerechnet auf diesen Tag fiel.
    „Wenn ich ehrlich bin“, fuhr Hellmann fort, „weiß ich nicht, was Peter in seiner Freizeit treibt.“
    „Ach so“, sagte Hirschfeld und schaute beiläufig auf seine Uhr.
    „Seinem Gemütszustand nach zu urteilen gehört er nicht zu der ausgelassenen Sorte Mensch. Er redet nicht viel, aber das wirst du noch schnell genug herausfinden.“
    Weniger Gerede würde dir auch ganz guttun, entschied Hirschfeld. Er hatte etwas gegen Verbrüderungen und gab nichts auf die Meinung anderer, bevor er sich nicht selbst ein Bild gemacht hatte.
    „Und? Bist du heute schon dem General begegnet?“, lächelte Hellmann und entblößte dabei eine Reihe makelloser Zähne. „Ich nehme an, dass du die Führungsebene bereits kennengelernt hast.“
    „Welchem General?“
    „Na, Schumacher.“
    „Du meinst den Leiter der Kriminalinspektion?“
    „Ja, genau.“
    „Ihr nennt ihn ‚General‘?“
    „Ja, irgendwie hat er einen militärischen Habitus, findest du nicht?“, erwiderte Hellmann in fast schwärmerischem Ton und stützte sich mit beiden Händen auf Hirschfelds Schreibtisch ab.
    Wenn du Schumacher etwas abgewinnen kannst, haben wir schon mal nicht dieselbe Wellenlänge, dachte Hirschfeld und blickte jetzt demonstrativ auf seine Uhr. Seine Zeit war zu kostbar, um sie mit dem Austausch von Belanglosigkeiten zu vergeuden.
    „Aber er ist die Karriereleiter ziemlich schnell hinaufgeklettert“, fuhr Hellmann unbeirrt fort und richtete sich wieder auf. „Das muss man ihm lassen.“
    „Ich möchte nicht unhöflich sein“, unterbrach er Hellmann und deutete auf mehrere Akten, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen, „aber ich muss mich noch in ein paar Fälle einlesen.“
    „Natürlich, kein Problem. Wir haben ab jetzt ja öfters Gelegenheit für ein Gespräch unter vier Augen“, erwiderte Hellmann und wandte sich zum Gehen.
    Lutz Hirschfeld nickte dem Kriminalkommissar zu und tat so, als vertiefte er sich wieder in eine der Akten. Als die Tür zufiel, schloss Hirschfeld die Augen und hoffte, dass Hellmann seine Drohung nicht so schnell in die Tat umsetzen würde.

10
    Wach auf! Du bist ein ungezogenes Mädchen. Ich bin noch nicht fertig mit
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