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Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition)

Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition)
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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vermischte.
    »Glaubst du, ich hätte es verhindern können?« Er trank einen Schluck und schloss die Augen, während er darauf wartete, dass das Koffein wirkte. »Ich denke ständig darüber nach, ob Óðinn etwas gesagt oder angedeutet hat, als sie hier waren, etwas, das mich hätte alarmieren sollen.«
    »Das haben wir doch alles schon durchgekaut, Baldur. Er hat sich nicht anders verhalten als sonst.«
    »Ich verstehe das einfach nicht.«
    »Nein, niemand versteht das.« Sigga nippte wieder an ihrem Kaffee und wärmte sich an der heißen Tasse. »Oh, ich habe ganz vergessen, dir was zu sagen. Rúns Oma hat gestern wieder angerufen. Sie will immer noch unbedingt mit dir sprechen.«
    Baldur hatte ein Elefantengedächtnis und war sehr nachtragend. Als sich Aldís mit der Geschichte über das Erziehungsheim an die Presse gewandt hatte, hatte er jeglichen Kontakt zu ihr abgebrochen. Deshalb versuchte sie jetzt, über Sigga an ihn heranzukommen.
    »Hast du ihr nicht gesagt, dass der Fall für mich erledigt ist?«
    »Doch, ich habe ihr gesagt, dass du nicht mit ihr reden willst und sie nicht mehr anrufen soll.«
    »Und was hat sie geantwortet?«
    »Ich glaube, sie hat es endlich begriffen. Trotzdem soll ich dir ausrichten, sie hätte sich nur an die Presse gewandt, weil die Polizei ihr nicht zuhören wollte. Sie hätte keine andere Wahl gehabt.«
    »Ja, ja, klar.« Baldur zeigte auf den Mülleimer, in dem die Zeitungen lagen. »Sie hätte es aber nicht so kurz nach Óðinns Tod machen müssen. Dann gäbe es nicht diese ganze Berichterstattung. Wäre das denn so schlimm gewesen? Die Frau geht jahrzehntelang nicht zur Polizei und hat es dann plötzlich furchtbar eilig. Die ist doch verrückt.«
    »Sie hat gesagt, es sei wichtig gewesen, einer gewissen Eyjalín zuvorzukommen.« Sigga hob die Hand, als sie merkte, dass Baldur sich schon wieder aufregen wollte. »Gib mir nicht die Schuld, ich richte dir nur aus, was sie gesagt hat. Ich rechne jedenfalls nicht damit, dass sie in der nächsten Zeit noch mal anruft.«
    Baldur ließ die Schultern sinken, und sein Gesicht entspannte sich.
    »Gut, da bin ich sehr froh.«
    »Ja, ich hoffe es zumindest. Sie hat versprochen, nicht mehr anzurufen, meinte aber auch, sie hätte Informationen, die du bestimmt gerne wissen würdest. Das ist alles sehr merkwürdig«, sagte Sigga und nahm sich noch eine Traube.
    »Warum hat sie dir das nicht einfach gesagt, wenn es so wichtig ist?«, fragte Baldur.
    »Sie wollte es nur einem Verwandten sagen, sie wollte es mir nicht anvertrauen, weil wir uns ja irgendwann mal trennen könnten«, sagte Sigga und lächelte Baldur zu. »Die arme Frau ist wirklich ziemlich verstört.«
    »Wer denn?«
    Die Kinderstimme in der Küchentür klang kein bisschen schläfrig. Sigga und Baldur wurden beide verlegen. Nun mussten sie sich daran gewöhnen, nicht mehr alleine im Haus zu sein. Sie hatten keine Ahnung, wie lange Rún schon dort gestanden hatte, und waren zu unerfahren im Umgang mit Kindern, um über Umwege herauszufinden, was sie mitbekommen hatte.
    »Guten Morgen, Verehrteste!« Baldur breitete die Arme aus. »Wie hast du geschlafen?«
    »Gut.«
    Rún kletterte auf den Barhocker neben ihm. Sie trug den neuen Schlafanzug, den Sigga ihr nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus gekauft hatte. Baldur hatte sich geweigert, irgendwelche Dinge aus Óðinns Wohnung in sein Haus zu lassen, und wollte, dass Rún jegliche Verbindung zu ihrer Vergangenheit kappte. Überstürzt hatten sie ein Zimmer nach dem Geschmack eines elfjährigen Mädchens eingerichtet und den Kleiderschrank aufgefüllt. Ein neues Leben hatte begonnen, und das alte wurde unter den Teppich gekehrt. Sigga hatte ihre Zweifel bezüglich dieses brutalen Wechsels, sagte aber nichts. Wie sollten sie wissen, was bei einer so furchtbaren Tragödie am besten war? Das konnten nur Fachleute beurteilen, aber Baldur war strikt dagegen, dass Rún mit welchen sprach. Die Ärzte hatten ihnen geraten, sie zu einem Psychologen zu schicken, sobald sie sich körperlich erholt hätte, aber das lehnte er kategorisch ab. Sigga hatte auch so ihre Zweifel, das musste sie zugeben, besonders nachdem sie herausgefunden hatten, dass Óðinn seinerzeit selbst Hilfe in Anspruch genommen hatte. Diese Therapie hatte ihren Schwager jedenfalls nicht gerettet.
    »Ich hab von Papa geträumt.«
    Die beiden warfen sich einen Blick zu, und bevor ihr Schweigen zu lang und peinlich wurde, sagte Sigga rasch:
    »Weißt du, Rún, ich habe
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