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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt
Autoren: Jack L. Chalker
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ausgefochten werden könnte. Ein Ventil für diese ganze Aggression, für diese angestaute Zivilisation. Und natürlich auf der Siegerseite, sollte Brazil in den Schacht gelangen. Und er wird es schaffen, verlassen Sie sich darauf. Ob ich sterbe, ob Hakazit sich auf meine Seite schlägt oder gegen uns antritt, was auch sein mag, er wird Sieger bleiben. Und sobald er im Schacht ist, könnte er auf die Situation, in der Sie sich befinden, einwirken. Überlegen Sie das auch von einem anderen Blickwinkel aus. Dieses Ventil, diese Erlösung – das wird unglaublich populär sein. Sie haben ein Volk, das den Krieg liebt und keinen hat. Jetzt wird es einen bekommen, und Absichten und Ziele dafür. Das könnte das Ventil sein, das Ihnen fehlt, könnte den Zusammenbruch um viele tausend Jahre hinausschieben – vielleicht so lange, daß diesmal ein beständigeres System ausgearbeitet werden kann. Und Sie werden überdies ein Held sein, weil Sie das dem Volk gegeben haben. Wie lange sind Sie schon Höchster Lord?«
    Der Führer überlegte.
    »Wie? Ach, knapp über drei Jahre.«
    »Möchten Sie nicht weitermachen und vielleicht den Rekord überbieten? Mann, selbst wenn der Drang durch den Krieg nicht nachläßt, bedenken Sie folgendes: Ihre gefährlichsten Gegner werden bei Planung und Führung dieses Unternehmens im Vordergrund stehen – nicht nur zu beschäftigt, um ernsthaft gegen Sie vorzugehen, sondern ganz vorne an der Spitze, wo Sie sehen können, wer wirklich eine Chance hat.«
    »Das Volk… es wird darauf langsam vorbereitet werden müssen, wie Ihnen klar sein muß«, murmelte der Hakazit-Führer. »Das Ganze muß sorgfältig geplant und aufgebaut werden.«
    Marquoz nickte.
    »Deshalb bin ich hierher, ausdrücklich hierher nach Hakazit, geschickt worden«, erklärte er dem anderen, als er zum erstenmal selbst die Wahrheit begriff. »Äh, sagen Sie, Sie haben natürlich eine Geheimpolizei?«
    »Eine sehr gute«, bestätigte der Höchste Lord stolz.
    »Aha. Und wie kommt man an die Spitze dieser Organisation?«
    Der Führer wirkte ein wenig verlegen.
    »Nun ja… wissen Sie…«
    »Oh«, entfuhr es Marquoz. »Ihr Chef der Geheimpolizei hört doch nicht auch diesen Raum ab, oder?«
    Der Höchste Lord wirkte entsetzt.
    »Natürlich nicht! Nur ich bestimme hier. Der Beweis dafür ist, daß ich noch da bin.«
    Das erschien Marquoz plausibel.
    »Hmmmm… dieser Chef, ist er an sich ein netter Bursche? Liebevolles Eheweib und Kinderchen?«
    »General Yutz? Ha!« gluckste der Diktator. »Er ist ein niederträchtiger Dreckskerl, der niederträchtigste, den ich je gesehen habe. Seine letzte Ehefrau und seinen ältesten Sohn hat er erdrosselt, weil er glaubte, sie planten etwas gegen ihn.«
    »Freut mich aber sehr, das zu hören«, erwiderte Marquoz aufrichtig. »Ich hätte sonst Schuldgefühle, wenn ich ihn beseitige.«
    Der Führer sah ihn erstaunt an.
    »Beseitigen? Leichter gesagt als getan, mein Freund.«
    Marquoz lachte trocken in sich hinein.
    »Ach, hören Sie, Euer Lordschaft, wenn Sie ihn nicht jederzeit, sobald Sie Lust dazu hätten, töten könnten, hätte er inzwischen schon Ihren Posten. Sein Tod sollte leicht zu arrangieren sein.«
    Der Höchste Lord von Hakazit sah Marquoz an, als sähe er ihn zum erstenmal, und schüttelte mit unverhüllter Bewunderung und Faszination den Kopf.
    »Wissen Sie, Marquoz«, sagte er nach einer Pause, »ich glaube, das könnte der Anfang einer wunderschönen Freundschaft sein.«
    »Könnte sein, Euer Lordschaft«, erwiderte Marquoz und erzwang auf seinem steifen, grimmigen Gesicht ein schwaches Lächeln. »Könnte durchaus sein. Ich würde viel lieber mit Ihnen zusammenarbeiten, als Sie stürzen. Dadurch wird meine Arbeit viel angenehmer.«
    Sehr viel angenehmer, dachte er für sich, und auch viel leichter. Viel leichter als bei dem Alternativplan, der vorgesehen hätte, das ganze verdammte System aus den Angeln zu heben.
    »Das machen wir«, sagte der Höchste Lord schließlich.

Awbri
    Das Land Awbri war ein fremdartiger, wuchernder Regenurwald mit riesigen Bäumen, die aus einem dichtbewachsenen Sumpf emporragten und sich Tausende, vielleicht Zehntausende von Metern in die Luft erhoben. Die Luft war schwer und feucht; sie schien ständig von kleinen Tröpfchen erfüllt zu sein, und es gab im Grunde nichts als Wasser, Wasser, Wasser… Wasser von Wasserfällen, die an den Bäumen und über breites Laub in einer Reihe von Kaskaden herabstürzten, hinab, ewig hinab auf den Waldboden
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