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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman
Autoren: David Baldacci
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Wange, und dann berührten ihre Finger plötzlich seinen Hals. Bruno zog eine Grimasse, als er den scharfen Stich spürte, der seine Haut durchdrang. Einen Augenblick später sank er bewusstlos zu Boden.

KAPITEL 2
    Michelle ging im Flur auf und ab, sah auf ihre Armbanduhr und lauschte der tristen Musik, die über eine Lautsprecheranlage das gesamte Gebäude erfüllte. Wer noch nicht todtraurig, deprimiert oder gar selbstmordgefährdet hierher kommt, ist nach fünfminütiger Berieselung mit dieser Musik auf jeden Fall so weit, dachte sie. Dass Bruno die Tür hinter sich geschlossen hatte, ärgerte sie maßlos, aber sie hatte es ihm durchgehen lassen. Eigentlich war es ihr untersagt, eine Schutzperson auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen, doch die Realität schlug den Vorschriften immer wieder Schnippchen. Zum fünften Mal fragte sie einen ihrer Mitarbeiter: »Sind Sie sich absolut sicher, dass der Raum sauber ist?« Der Mann nickte.
    Sie wartete noch ein paar Augenblicke, dann ging sie zur Tür und klopfte an. »Mr Bruno? Wir müssen weiter, Sir!« Als sie keine Antwort bekam, seufzte sie unhörbar auf. Michelle wusste, dass die anderen Agenten ihres Kommandos, die allesamt mehr Dienstjahre auf dem Buckel hatten als sie, genau aufpassten, wie sie sich verhielt. Nur sieben Prozent der annähernd 2400 Agenten im Außendienst waren Frauen, und nur ganz wenige bekleideten Führungspositionen. Nein, leicht war ihr Job bestimmt nicht.
    Sie klopfte wieder. »Sir?« Sekunden tickten vorbei, ohne dass etwas geschah. Michelle spürte, wie sich ihre Magenmuskeln anspannten. Sie drehte am Türknopf und blickte ungläubig auf. »Die ist ja abgeschlossen!«
    Ein Kollege starrte sie an, genauso perplex wie sie. »Na, dann hat er sich offenbar eingeschlossen.«
    »Mr Bruno, ist alles in Ordnung?« Michelle hielt kurz inne und setzte dann hinzu: »Sir, entweder Sie antworten mir jetzt, oder wir kommen rein.«
    »Augenblick noch!« Das war unverkennbar Brunos Stimme.
    »Okay, Sir, aber wir müssen jetzt definitiv los.«
    Nach zwei weiteren Minuten schüttelte Michelle den Kopf und klopfte erneut an die Tür. Keine Antwort. »Sir, wir haben bereits Verspätung.« Sie warf Fred Dickers, Brunos Stabschef, einen Blick zu und sagte: »Fred, wollen Sie ’s mal versuchen?«
    Dickers und sie hatten sich schon vor längerer Zeit zusammengerauft. Da sie jeden Tag an die zwanzig Stunden miteinander auskommen mussten, blieb ihnen auch nicht viel anderes übrig. Dass sie ständig gleicher Meinung waren, hieß dies noch lange nicht, und so weit würde es auch nie kommen, doch in der aktuellen Frage stimmten sie überein.
    Dickers nickte und rief: »John! Ich bin’s, Fred. Wir müssen jetzt wirklich weiter. Sind schon verdammt spät dran.« Er klopfte an die Tür. »John, hörst du mich?«
    Wieder spürte Michelle ihre Magenmuskulatur. Irgendetwas war hier faul. Sie winkte Dickers beiseite und klopfte selber wieder an. »Warum haben Sie die Tür abgeschlossen, Sir?« Keine Antwort. Auf Michelles Stirn bildete sich ein erster Schweißtropfen. Sie zögerte einen Moment, dachte scharf nach und brüllte dann gegen die Tür: »Sir, Ihre Frau ist am Telefon! Eines Ihrer Kinder hat einen schweren Unfall gehabt!«
    Die Antwort ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen. »Augenblick noch!«
    »Brecht die Tür auf! Brecht die Tür auf!«, schrie sie die anderen Agenten an.
    Sie warfen sich mit den Schultern dagegen, ein Mal, zwei Mal. Dann gab die Tür nach, und sie stürmten den Raum.
    Einen Raum, der leer war – bis auf einen Toten.

KAPITEL 3
    Ein Trauerzug hatte sich in Bewegung gesetzt und rollte langsam die alleeartige Zufahrt entlang, die zur Straße führte. Er umfasste nur etwa ein Dutzend Fahrzeuge. Noch ehe der letzte Wagen das Gelände verlassen hatte, stürmten Michelle und ihr Team aus dem Haupteingang des Bestattungsinstituts und schwärmten in alle Richtungen aus.
    »Sperren Sie das gesamte Gebiet ab!«, befahl sie den Agenten, die vor Brunos Wagenkolonne postiert waren. Dann sprach sie in ihr Walkie-Talkie: »Ich brauche Verstärkung, egal woher. Hauptsache, sie kommt sofort. Und verbinden Sie mich mit dem FBI.« Ihr Blick fiel auf den letzten Wagen des abfahrenden Trauerzugs. Ihr war klar, dass wegen dieses Vorfalls Köpfe rollen würden, vor allem ihr eigener. Doch im Augenblick dachte sie nur an eines: John Bruno musste wieder her, und zwar vorzugsweise lebendig.
    Aus den Transportern der Medien quollen
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