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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher
Autoren: Steven Erikson
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das hier.
     
    Aufgerissene Brustkörbe, hervorstehende Rippen … sie hatten die Herzen verschlungen. Sonst nichts. Nur die Herzen.
    Das Trommeln wurde lauter, kam näher, begleitet von einem zischenden Geräusch - Krallen, die durch das Gras glitten. Über ihm kreischten die Raben auf und flohen in alle Richtungen.
     
    Buch Eins
     
    Die Lüge steht allein, eine einzigartige Täuschung,
    die dir den Rücken zuwendet, ganz egal, aus welcher Richtung
    du auch zögernd nähertrittst, und mit jedem Schritt
    wird dein Ziel weiter vorangetrieben, wird dein Schritt davongetragen.
    Der Pfad hüllt sich in sich selbst ein, und du gehst
    Runde um Runde, und was allein vor dir gestanden hat,
    ein umherstreifendes Missgeschick, eine zufällige Äußerung,
    enthüllt nun seine Legionen von Kindern, eine Masse,
    die in Fäden und Knoten brodelt, und von ihr umzingelt
    kannst du keine Luft holen, kannst du dich nicht bewegen.
     
    Die Welt ist so, wie du sie geschaffen hast, mein Freund,
    und eines Tages wirst du allein inmitten
    eines Meeres von Toten stehen, die Beschaffung deiner Worte
    um dich herum, und der Wind wird dir
    einen neuen Pfad in endlose Qual lachen -
    die einsame Täuschung ist ihre Einsamkeit, die Lüge ist
    die Lüge, allein zu stehen, die Fäden und Knoten
    der Menge straffen sich in rechtschaffenem Urteil,
    mit dem du einst so reichlich jeden, der die Wahrheit sagte,
    jede widersprechende Stimme erdrosselt hast.
     
    Also hör nun auf, nach meinem Mitgefühl zu dürsten,
    und stirb ausgetrocknet im Ödland.
     
    Fragment, das an jenem Tag gefunden wurde, da die Dichterin Tesora Veddict von den Patriotisten verhaftet wurde (sechs Tage vor ihrem Tauchtag)
     
    Kapitel Eins
     
    Zwei Mächte, die einst in heftigem Gegensatz zueinander gestanden hatten, fanden sich nun praktisch als Bettgefährten wieder, obwohl keine von beiden entscheiden konnte, wessen Beine als erste gespreizt worden waren. Die schlichten Tatsachen sind folgende: Die ursprüngliche hierarchische Struktur der Edur-Stämme erwies sich als außerordentlich geeignet für das letheriische System, in dem Macht auf Reichtum beruhte. Die Edur wurden zur Krone, die sich leicht auf die aufgeblähte Gefräßigkeit von Lether setzen ließ - aber verfügt eine Krone über einen eigenen Willen? Krümmt sich derjenige, der sie trägt, unter ihrer Last? Noch eine andere Tatsache ist nun, im Rückblick, offensichtlich. Zwar schienen die beiden Systeme vollkommen fugenlos miteinander zu verschmelzen, aber unter der Oberfläche fand noch eine zweite, subtilere, weitaus tödlichere Vereinigung statt: eine Vereinigung der besonderen Fehler beider Systeme, und diese Mischung sollte sich als höchst launisches Gebräu erweisen.
    Die Dynastie der Hiroth (Band XVII) Die Kolonie - eine Geschichte Lethers
    Dinith Arnara
     
    »Wo kommt das her?« Tanal Yathvanar sah, dass der Beaufsichtiger einen merkwürdigen Gegenstand in seinen dicklichen Händen hielt und ihn langsam hin und her drehte, wobei die Onyxe in den vielen Ringen an seinen kurzen Fingern in den Lichtstrahlen aufglommen, die durch das offene Fenster hereinfielen. Das Ding, an dem Karos Invictad herumfummelte, war eine unförmige Sammlung aus Bronzenadeln, deren Enden zu Schlaufen gebogen waren, die wiederum so miteinander verhakt waren, dass sie einen steifen Käfig bildeten. »Ich glaube, aus Blaurose, Herr«, antwortete Tanal. »Das ist eins von Senorbo. Es dauert im Durchschnitt drei Tage, es zu lösen, obwohl die beste Zeit knapp unter zwei …«
    »Und wer war das?«, wollte Karos wissen und blickte von seinem Stuhl hinter seinem Schreibtisch auf.
    »Ein Tarthenal-Halbblut, ob Ihr’s glaubt oder nicht, Herr. Aus Letheras. Es heißt, der Mann sei ein Einfaltspinsel, aber er besitzt ein natürliches Talent, Rätsel zu lösen.«
    »Und die Herausforderung besteht darin, die Nadeln so anzuordnen, dass das ganze Gebilde plötzlich in sich zusammenbricht.«
    »Ja, Herr. Es fällt flach in sich zusammen. Nach allem, was ich gehört habe, soll man es mit …«
    »Nein, Tanal, sag es mir nicht. Du solltest es doch eigentlich besser wissen.« Der Beaufsichtiger - der Anführer - der Patriotisten, legte den Gegenstand weg. »Danke für das Geschenk. Und jetzt«, fuhr er mit einem kurzen Lächeln fort, »haben wir Bruthen Trana lange genug schmoren lassen, meinst du nicht auch?« Karos erhob sich und nahm sich Zeit, sein karmesinrotes Seidengewand zu richten - er trug immer nur karmesinrote Seidengewänder -,
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