Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
vorbei sein, und ich werde mich dafür entschuldigen müssen, ihre Zeit vergeudet zu haben.«
    Yedan sagte nichts. Das vergitterte Visier verbarg seine Gesichtszüge vollständig, obwohl sein gekräuselter schwarzer Bart zu sehen war - es schien, als würde er langsam etwas kauen.
    »Wacht«, nahm sie den Faden wieder auf, »du hast mich vor deinen Soldaten >Königin< genannt.«
    »Sie sind Triller.«
    »Ich verstehe. Dann bist du hier … am Gestade …«
    »Weil ich die Wacht bin, ja.«
    »Der Titel ist bedeutungslos«, sagte sie deutlich barscher, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte. »Es ist ein Ehrentitel, ein altes Überbleibsel…«
    »Bis vor drei Nächten«, unterbrach er sie - wie ein älterer Bruder, dieser verdammte Kerl-, »habe ich das auch gedacht.«
    »Warum bist du dann also hier? Nach wem suchst du?«
    »Ich wünschte, ich könnte dir eine bessere Antwort geben als die, die ich dir geben kann. Ich weiß nicht genau, warum ich hier bin - ich weiß nur, dass ich hierher beordert wurde.«
    »Von wem?«
    Er schien noch ein bisschen heftiger zu kauen und sagte dann: »Vom Gestade.«
    »Ich verstehe.«
    »Was die Frage betrifft, nach wem - oder was - ich suche, kann ich dir leider keine Antwort geben. Fremde sind angekommen. Wir haben sie heute Nacht gehört, doch ganz egal, wohin wir geritten sind oder wie schnell wir gekommen sind - wir haben niemanden gefunden. Und auch keinerlei Hinweise - keine Spuren, nichts. Und dennoch … sind sie hier.«
    »Dann sind es vielleicht Geister.«
    »Vielleicht.«
    Zwielicht drehte sich langsam um. »Von det See?«
    »Es gibt auch keine Spuren am Strand. Seit wir hier angekommen sind, Schwester, steht die Luft still. Nicht der geringste Hauch. Tag und Nacht… ist das Gestade still.« Er legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben. »Und jetzt, dieser Regen - das erste Mal.«
    Gemurmel von den Soldaten ließ sie aufmerken. Sie starrten zum Grat hinüber, sechs reglose Schemen, deren lederne und metallische Rüstungsteile schimmerten.
    Jenseits des Grats hob und senkte sich stoßweise etwas Glühendes.
    »Das«, sagte Yedan und setzte sich in Bewegung.
    Yan Tovis folgte ihm.
    Sie kletterten über lockere Steine, kahle Äste und nackte Wurzeln, zogen sich auf die Erhebung. Die sechs Soldaten hinter ihnen standen jetzt auf dem Hang, und Yan Tovis begab sich an die Seite ihres Halbbruders, schob sich durch nachgiebiges Gestrüpp, bis sie beide oben auf der Küstenlinie ankamen.
    Wo sie stehenblieben und hinaus aufs Meer starrten.
    Schiffe.
    Eine ganze Phalanx aus Schiffen, alle noch ein gutes Stück vom Ufer entfernt, in breiter Front von Norden nach Süden. Und alle in Flammen.
    »Beim Segen des Abtrünnigen«, flüsterte Yan Tovis. Hunderte von Schiffen. Brennende Schiffe.
    Flammen tanzten über ruhiges Wasser, Rauchsäulen stiegen auf, von unten beleuchtet, wie gewaltige, von Asche überzogene Kohlen im Bett des schwarzen Himmels.
    »Das da«, sagte Yedan, »sind keine letheriischen Schiffe. Und auch keine der Edur.«
    »Nein«, flüsterte Zwielicht, »das sind sie nicht.«
    Fremde sind angekommen.
    »Was bedeutet das?« In der Frage schwang nackte Furcht mit, und Yan Tovis drehte sich um und sah den Soldaten an, der gesprochen hatte. In seinem Gesicht spiegelte sich der Schimmer der fernen Flammen.
    Sie blickte wieder zu den Schiffen hinüber. »Dromonen«, sagte sie. Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust, eine Art fiebriger Aufregung erfasste sie - merkwürdig dunkel vor Bosheit und … wilder Freude.
    »Was ist das für ein Name?«, fragte Yedan.
    »Ich kenne sie - diese Art von Bug, diese Takelung. Von unserer Suche - ein ferner Kontinent. Ein Imperium. Wir haben hunderte - tausende - seiner Untertanen getötet. Wir sind mit seinen Flotten zusammengestoßen.« Sie schwieg ein Dutzend Atemzüge lang, wandte sich dann an einen ihrer Soldaten. »Reite zurück zur Festung. Sorge dafür, dass der Dresh tot ist. Die Kompanie soll unverzüglich aufbrechen - wir werden nördlich von Rennis auf der Küstenstraße zu euch stoßen. Oh, und bring die verdammten Hexen mit.«
    »Was …«, begann Yedan.
    Sie unterbrach ihren Halbbruder mit grausamer Freude. »Du bist die Wacht. Deine Königin braucht dich.« Sie starrte ihn an. »Du wirst mit uns reiten, Yedan. Du und deine Truppen.«
     
    Die Kiefermuskeln unter dem Bart spannten sich an, dann: »Wohin?«
    »Zur Insel.«
    »Was ist mit den Letherii und ihren Herren? Wir sollten ihnen eine Warnung schicken.«
    Den Blick
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher