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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel
Autoren: D.G. Compton
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Scannel stieg aus und schlug zornig die Wagentür zu.
    Harker wandte sich zu Pete. »Also, nützen Sie Ihr Glück nicht aus, Mr. Laznett … Was diese Bomben angeht: wo hat er sie?«
    »Oben im Dachgeschoß. Aber das ist nicht wichtig. Er wird sie nicht anrühren. Er ist nicht verrückt.«
    »Nicht?«
    Pete zählte bis fünf. »Meine Mutter ist im Haus. Er würde nichts tun, was ihr Schaden zufügen könnte.«
    »Und Sie meinen, diese Bomben existieren wirklich?«
    »Sie existieren wirklich.«
    Leutnant Harker betrachtete das glühende Ende seiner Zigarette. »Sie glauben hoffentlich nicht, daß wir unsere Zeit mit freundlichen Gesprächen vergeuden? Ich muß Ihnen diese Fragen stellen, weil Formalitäten vorgeschrieben sind, bevor wir den Projektor zur Betäubung einsetzen können.«
    »Sie vergeuden Ihre Zeit. Jedenfalls mit solchen Reden. Und mit dem Projektor werden Sie Ihre Zeit genauso vergeuden. Mein Vater hat eine Art von Abschirmung. Es wird ihm nichts ausmachen.«
    »Meinen Sie?«
    »Ich sage es Ihnen.«
    Der Leutnant entfernte sich ein Stück, nickte Scannel zu, der Pete triumphierend anfunkelte und dann durch das offene Fenster in seinen Wagen langte. Pete trat auf ihn zu.
    »Ich sage Ihnen, es wird ihm nichts ausmachen.«
    Der Projektor wurde ausgerichtet. Einen Augenblick später war eine Schwingung in der Luft, die Pete wie ein Hammerschlag traf, übelerregend. Er hielt sich am Wagendach fest. Die Schwingung wiederholte sich. Es würgte ihn in der Kehle. Wenn es schon auf ihn so stark wirkte, dann gnade Gott dem armen ungeschützten Teufel, auf dessen EEG die Schwingung eingestimmt war.
    Die Schwingung hörte auf. Scannel kam aus dem Wagen wieder zum Vorschein, das Mikrofon des Lautsprechers in der Hand. Leutnant Harker nahm es ihm ab. Er holte einige Male tief Luft, um einen klaren Kopf zu bekommen. Dann sagte er in ruhigem Ton: »Mr. Laznett? Mr. Laznett, hier spricht Leutnant Harker. Wenn …«
    Das Krachen eines Schusses übertönte seine verstärkte Stimme. Es kam von der anderen Seite des Hauses und war gefolgt von Scudders unzusammenhängendem Gebrüll.
    Der Leutnant fuhr zu Pete herum. »Sie haben nicht gesagt, daß er eine verdammte Schußwaffe hat.«
    Pete sah sich seinem Zorn gegenüber. »Ich hoffte, er würde sie nicht gebrauchen.«
    »Sie hofften …? Dies ist kein Gesellschaftsspiel, Mr. Laznett. Schußwaffen töten, Mr. Laznett. Ich habe meine Leute um das Haus postiert. Sollte dieser verrückte Alte da oben einen Ausbruchsversuch machen und …«
    »Mein Vater wird keinen Ausbruchsversuch machen. Ich sagte es Ihnen schon – Sie haben es hier mit einem persönlichen Groll zu tun. Er und Scannel. Mehr ist nicht daran. Und er ist nicht verrückt.«
    »Besser für ihn, wenn er es wäre.« Harker ging ein paar Schritte davon, schaltete sein Funksprechgerät ein und sprach. Pete überlegte, wem er für dies große Aufgebot zu danken hatte. Sicherlich nicht Aggie. Vielleicht der Anruf, der ihm das Verlassen der Polizeistation erleichtert hatte.
    Der Leutnant hatte sein Gerät wieder eingesteckt. »Sind Sie hier, um zu helfen, Mr. Laznett? Oder bloß, um zu hoffen.«
    »Ich will, daß mein Vater lebendig dort herauskommt.«
    Harker ging zurück zum Wagen. »Was mich angeht, ich möchte, daß Ihr Vater dort herauskommt und meine Männer am Leben bleiben. Also könnten vielleicht Sie zu ihm sprechen.« Er hielt Pete das Mikrofon hin.
    Pete wich einen Schritt zurück. Er wollte das Mikrofon nicht, wollte die zwei gelben Polizeifahrzeuge nicht, wollte nichts von diesem abgeschmackten Räuber-und-Gendarm-Zeug. In diesem Vorstellungsbild von den Ereignissen war zwischen der Szene, in der er seinem Vater sagte, was er getan hatte, und der anschließenden würdigen Festnahme des alten Mannes nichts gewesen. Dieses ganze Zwischenstadium, dieses ausgewalzte Fernsehklischee, hatte darin gefehlt.
    Aber nun war es da, und irgendwie mußte es durchgestanden werden. »Was soll ich sagen?«
    »Das liegt bei Ihnen. Sagen Sie ihm, daß das Haus umstellt ist. Sagen Sie ihm, daß es leichter für ihn abgehen wird, wenn er freiwillig herauskommt. Sagen Sie ihm, daß er nicht schießen soll.«
    Pete nahm das Mikrofon. In diesem Augenblick waren durch die Büsche, die den Weg zur Küche am anderen Ende des Hauses säumten, Zeichen von Bewegung zu erkennen. Die Waffe ziehen, in die Deckung seines Streifenwagens springen, den ausgestreckten Arm zum Zielen auf das Dach legen und einen Schuß abfeuern, war für Scannel
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