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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust
Autoren: Riccarda Blake
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drehte sich herum ... und traute ihren Augen nicht als sie sah, was nun geschah.
    T’Azar stand in Flammen! Hell lodernden Flammen. Flammen, die so heftig brannten, dass sie rauschten wie ein Hochofen.
    Das Schwert in seiner Hand hatte sich in grauen Staub verwandelt, der jetzt harmlos davongeweht wurde. Sein Schreien hielt an, es hallte von den Felswänden wider und gellte Maggie in den Ohren. Vor Verzweiflung griff er sich ins Gesicht, wie um sich das brennende Fleisch vom Schädel zu reißen und starrte sie durch die Flammen hindurch ungläubig und zugleich flehend an. Er brach zusammen und ging in die Knie - und noch immer hörte er nicht auf zu schreien. Seine blonden Locken waren weggefressen, seine Haut warf Blasen und riss auf.
    Das Feuer war so heiß, dass Maggie zwei Schritte zurück machte, Axel packte und ihn von T’Azar fortzog. Sie sah, wie seine Augen schmolzen und aus den Höhlen flossen.
    Dann endlich hörte er auf zu schreien. Er packte sich an die Kehle, bäumte sich auf und fiel nach vorne über. Wenige Sekunden später war nur noch ein Häufchen Asche übrig.
    „Engel können keine Menschen töten“, sagte Axel schwach und richtete sich im Sitzen auf. Die Schwertwunde auf seiner Brust hatte aufgehört zu bluten. Maggie half ihm hoch. Noch einmal starrte sie auf den Haufen Asche, so als hätte sie Angst, dass T’Azar sich daraus noch einmal erheben würde.
    „Es ist vorbei“, sagte Axel und legte seinen Arm um sie. „Endgültig vorbei.“

 
23. KAPITEL
    Morgendämmerung
    Sie schwebten im Herzen einer buchstäblich watteweißen Schönwetterwolke. Axel hielt Maggie in seinen starken Armen, und seine weiten, schwarzen Schwingen waren im Gleitflug ausgestreckt. Vor Stunden hatten sie Transsylvanien und Sybaris verlassen, nachdem Axel die Hütte der Moira wieder aufgebaut hatte, und flogen nun über das Ägäische Meer in Richtung Kreta. Die Luft duftete bis in die Wolke hinein nach dem Salz der See und war herrlich warm. Sie vertrieb auch noch das letzte Frösteln aus Maggies Knochen.
    „Es ist wundervoll“, sagte Maggie versonnen leise und tauchte ihre Hand in das strahlend helle, beinahe substanzlose Gewebe und beobachtete dabei schmunzelnd, wie das Weiß zwischen ihren gestreckten Fingern hindurchwirbelte und verspielte Muster und Formen bildete. Wellen, Kreise, Spiralen. Winzige Drachen. Bauschige Lämmchen.
    Sie lachte befreit auf. Das war das erste Mal nach dem schrecklichen Duell in den Karpaten, das allmählich mehr und mehr der Vergangenheit angehörte.
    Ba’Al’T’Azar hatte seine gerechte Strafe erhalten. Genau betrachtet hatte er sich sogar selbst gerichtet. Aber all das war jetzt endgültig vorüber. Vorbei.
    Die Zukunft liegt in unseren Träumen, nicht in unse ren Erinnerungen. Davon war Maggie inzwischen felsenfest überzeugt.
    Und doch war es jetzt, hier oben im Herzen der Wolke, eine Erinnerung, die Maggie noch einmal zum Lachen brachte, während sie die kleinen, weißen Fasergebilde mit ihren spielenden Fingern zum Leben und zu immer neuer Vielfalt erweckte.
    „Was ist?“, fragte Axel neugierig und küsste sie verspielt zärtlich auf den Nacken.
    Maggie schnurrte wohlig wie ein Kätzchen. „Ach nichts“, sagte sie. „Ich musste nur gerade daran denken, dass ich bis vor Kurzem noch ganz schreckliche Angst vor dem Fliegen hatte.“
    „Die hast du jetzt nicht mehr?“ Seine tiefe, samtige Stimme kroch ihr direkt von seinen warmen Lippen unter die Haut.
    „Nein. Nicht, wenn ich in deinen Armen bin“, gab sie zu und war erstaunt darüber, wie wenig schwer ihr das fiel. „Es gibt auf dieser Welt keinen Ort, der sicherer ist.“
    Er küsste sie noch einmal - und seufzte.
    „Was ist?“, fragte nun sie und drehte sich in seinem Griff so herum, dass sie jetzt auf dem Rücken flog. Sie sah, dass seine dunklen Augen feucht schimmerten.
    „Bist du nicht glücklich?“, fragte sie besorgt und legte eine Hand an seine Wange.
    „Ich bin gerade glücklicher als jemals zuvor in meinem Leben, Magdalena“, sagte er und lächelte.
    Ihr Herz machte einen Sprung vor Freude. Ihr fiel auf, wie oft es das jetzt schon getan hatte, seit sie Axel das erste Mal begegnet war. Es war ein Gefühl, an das sie sich gerne gewöhnen würde.
    „Sicher?“
    „Absolut sicher.“
    „Aber warum hast du dann Tränen in den Augen?“
    „Das sind Freudentränen, Kleines“, erwiderte er, und sie konnte am Brechen seiner Stimme hören, wie bewegt er war.
    „Weil du das erste Mal seit vielen
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