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Schwindelfreie Luegen

Schwindelfreie Luegen

Titel: Schwindelfreie Luegen
Autoren: Kajsa Arnold
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dass wir uns erst wieder treffen, wenn dieser Auftrag erledigt ist. Ich kann nicht fassen, dass er mir hier gegenübersteht.
    Alexej lacht hart auf. »Sylvie, darf ich Ihnen Lieut enant Nicolai dʼ Angely vorstellen? Unser Kontakt bei Europol und der Neffe unseres russischen Auftraggebers.« Er hebt sein Wodkaglas an die Lippen und lächelt: »Auf dein Wohl, Sylvie!«
     
    Mein Wodka steht auf dem Tisch und mir ist schlecht, obwohl ich noch nicht einmal daran genippt habe.
    »Ich sagte dir ja bereits, du solltest das Leben leben ...«
    »Du Mistkerl«, flüstere ich und hoffe, dass er mir meine Enttäuschung in diesem Moment nicht vom Gesicht ablesen kann.
    »Oh, was ist los , Sylvie? Ist die Welt da draußen plötzlich kalt und abweisend? Dann solltest du dir einen warmen Schal kaufen.« Nicolai lächelt mich an, doch sein Blick ist hart wie Stahl.
    »Krysa«, zische ich.
    »Oh, wie uncharmant von dir, mich als Ratte zu bezeichnen. Solch ein hässliches Wort aus deinem hübschen Mund.«
    »Du hast mich nach Strich und Faden belogen. Wie konnte ich nur auf dich hereinfallen?«
    »Wo soll die Übergabe an meinen Onkel stattfinden, Alexej?«
    »Wer sagt mir, ob sie die Juwelen überhaupt bei sich hat?« Alexej blickt erst mich und dann Nicolai misstrauisch an.
    »Sie sind in ihrer Tasche. Wir werden ihm Sylvie mit der Ware überlassen, den Rest kann mein Onkel erledigen.«
    Alexej lacht dreckig. » Das wird er auch. Schade, dass ich nicht dabei sein kann.«
    I ch würde ihm am liebsten einen Kinnhaken verpassen.
    »Vielleicht überlässt mein Onkel sie dir ja, als eine Art Dankeschön, für die Vermittlung.«
    Ich greife nach meinem Glas und kann nur von Glück sagen, dass es so dickwandig ist, sonst würde es unter dem Druck, den ich vor Wut darauf ausübe, zerspringen.
    »Das könnte mir gefallen«, grinst Alexej breit.
    »Lieber sterbe ich«, flüstere ich und kippe den Wodka hinunter.
    Nicolai geht über meine Äußerung hinweg. » Man wird uns am Hauptausgang des Gare du Nord in Paris erwarten. Wir übergeben die Tasche und sie gleich mit«, er weist mit dem Kopf auf mich. »Im Gegenzug erhalten wir das Geld. Auftrag erledigt.«
    Meine Wut auf Nicolai kennt keine Grenzen. Ich starre ihm permanen t in die Augen und kann nicht verstehen, wie mich meine Menschenkenntnis so im Stich lassen konnte. »Ihr glaubt doch nicht, dass ich euch die Juwelen so einfach überlasse und euch dann mit der Belohnung ziehen lasse?« Am liebsten würde ich mich als Polizistin zu erkennen geben, doch ich klammere mich verzweifelt an meine Tarnung, jederzeit damit rechnend, dass Nicolai, der Schuft, sie auffliegen lässt. Doch er schweigt.
    Schnell fahre ich fort: »Ich arbeite nicht allein, man wird euch schnappen.«
    Nicolai pfeift leise durch die Zähne. »Oh Schatz, wem willst du hier Angst machen?«
    »Genug herumgezickt, gib uns die Tasche.« Alexej wird langsam ungeduldig.
    Ich schaue mich im Speisewagen um, der gut gefüllt ist. »Komm mir auch nur einen Millimeter näher und ich schreie um Hilfe. Was glaubst du, was hier los sein wird?«
    Das Lächeln verschwindet aus Alexejs Gesicht und er schaut Nicolai unsicher an, doch der setzt einen arroganten Blick auf. »Wir werden sie mitnehmen, sie hat es nicht anders gewollt.«

 
     
    Die fünf Stunden dauernde Fahrt verbringe ich schweigend, strengstens bewacht von einem misstrauischen Alexej und Nicolai, der die meiste Zeit aus dem Fenster starrt.
    Immer wieder beobachte ich ihn durch die Spiegelung in der Scheibe, wie damals, bei unserer ersten Begegnung. Da bewunderte ich seine Klavierspielerhände. Es bereitet mir beinahe körperliche Schmerzen, daran zu denken, also schließe ich letztendlich die Augen und schlafe ein.
    Unsanft werde ich geweckt, als wir in Paris in den Bahnhof einfahren.
    Nun laufe ich dem Ausgang des Bahnhofs entgegen, mit Nicolai an meiner Seite, der den Arm so um mich gelegt hat, dass ich keine Chance habe, zu entwischen. Hinter uns läuft Alexej und ich sehe im Moment keine Möglichkeit, an meine Waffe zu kommen, die ich versteckt am Knöchel trage, gut verborgen von meiner Hose.
    Natürlich entdecke ich nirgendwo einen meiner Kollegen, um auf mich aufmerksam zu machen. Die erwarten mich schließlich in Deutschland, sie ahnen ja nicht, welche Wendung mein Plan genommen hat. Ich darf gar nicht daran denken, wie mir Christian den Kopf waschen wird. Wenn dies hier nicht wie ein Alleingang wirkt, dann weiß ich es nicht. Nur gut, dass es einen Sender gibt,
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