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Schwindelfreie Luegen

Schwindelfreie Luegen

Titel: Schwindelfreie Luegen
Autoren: Kajsa Arnold
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lässt auf einen großen Schmerz schließen. So etwas kann man nicht spielen. Der Mann, den ich im Arm halte, ist in diesem Augenblick offener und ehrlicher, als ich es verdient habe, ich könnte weinen.
    »Ja, sie war meine Partnerin bei Europol. Alexej hatte uns einen Auftrag zugespielt. Wir sollten ein wertvolles Diadem besorgen, es soll der Duchess of Windsor gehört haben. Du weißt, Wallis Simpson, die mit Edward, dem Prince of Wales verheiratet war. Bei der Übergabe ging etwas schief und Emma wurde getötet. Solange ich lebe, werde ich es mir nie verzeihen, dass sie in meinen Armen gestorben ist und ich sie nicht retten konnte.« Seine Stimme ist so traurig und so tief, wie das Meer nur wenige hundert Meter Luftlinie von diesem Bett entfernt.
    Irgendwie finde ich meine Stimme unter all der Betroffenheit wieder, die mich gerade mitzureißen droht. »Hat Kowaljow Emma getötet?«
    »Nein, es gab ein Treffen mit den Hintermännern. Emma trug einen Sender bei sich und sie ist aufgeflogen. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich die Verantwortlichen gefasst habe.«
    »Sie war nicht nur bei Europol deine Partnerin, habe ich recht? Du hast sie geliebt!«
    Nicolai starrt zur Decke und ich dringe nicht weiter in ihn. Wenn er mir nicht antworten will, werde ich das akzeptieren.
    »Ja, ich habe sie einmal geliebt, sehr sogar. Seither bin ich nie wieder einer Frau begegnet, für die ich ebenso empfunden habe. Keiner Frau außer dir, Sylvie.«
    Ich suche seinen Blick und sehe seine Worte dort bestätigt. Es ist mir plötzlich vollkommen egal, welche Konsequenzen sich aus dieser Nacht ergeben werden. Ich will nicht darüber nachdenken, während ich in den Armen dieses Mannes liege, der mir seine Liebe mit einer Aufrichtigkeit gesteht, die alle Zweifel an ihm in mir auslöscht, als habe es sie nie gegeben. Wenn er mir im nächsten Atemzug gesteht, dass er ein Dieb ist, werde ich mein Leben fortwerfen und mit ihm fliehen. Nichts wird mich dazu bringen, ihn freiwillig zu verlassen, das wird mir in diesem Moment kristallklar.
    Leise fährt Nicolai fort: »Seit dem Augenblick, als ich dir in Düsseldorf begegnet bin, bist du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich musste dich einfach wiedersehen und habe dir den Umschlag mit den Reiseunterlagen zugespielt. Es tut mir leid, dass ich dich hinters Licht geführt habe. Ich muss dich beschützen, muss dich mit heiler Haut aus dieser Sache herausholen.«
    Er streichelt zärtlich über meine Schläfen, während er mein Gesicht mit beiden Händen umfasst, und legt all seine Gefühle in seinen nächsten Kuss.
    Sanft löse ich mich von Nicolai und schaue ih n ernst an. Ich muss einen Moment lang warten, bis sich mein Atem beruhigt hat und ich sprechen kann.
    »Nicolai, ohne die Juwelen wird es dir jedoch kaum möglich sein, die Hintermänner des Raubes zur Strecke zu bringen.«
    Betrübt erwidert Nicolai meinen Blick. Sein Haar hängt zerzaust in seine Stirn. »Du hast recht, ohne sie bin ich aufgeschmissen.«
    Ich kann es nicht länger herausschieben. Etwas in mir zwingt mich förmlich, mit dem Versteckspiel aufzuhören, Job hin oder her. Die letzten Minuten waren geprägt von Nicolais tiefer Offenheit und Ehrlichkeit. Er hat es nicht verdient, weiter von mir belogen zu werden. Nicht in dieser verzwickten Situation, in der er sich befindet. Wenn ich mein Glück mit ihm retten möchte, dann gibt es keine zweite Chance für mich. Was ich ihm nun mitteilen möchte, muss ich sehr vorsichtig formulieren.
    »Ich danke dir für deine Aufrichtigkeit. Ich bin jedoch nicht sicher, ob ich sie verdient habe, denn auch ich war dir gegenüber nicht ganz ehrlich. Vielleicht denkst du bald ganz anders über mich, wenn du die Wahrheit über mich erfährst.«
    »W as sollte ich noch über dich erfahren, was ich nicht schon längst wüsste?« Er lächelt mich liebevoll an.
    Ich schlage die Decke zurück und stehe auf.
    »Wo willst du hin, Sylvie?«, fragt er verstört, doch ich hebe beschwichtigend die Hände.
    »Warte einen Augenblick, ich bin sofort zurück.«
    Kurz verschwinde ich in den angrenzenden Raum der Suite, wo mein Koffer bereits gepackt steht, nehme etwas heraus und kehre sofort wieder ins Schlafzimmer zurück. Ich werfe mich in Nicolais Arme und schmiege mich fest an ihn. »Findest du nicht auch, dass mir dieser Ring außerordentlich gut steht?«
    Ich halte meine rechte Hand hoch, an der en Ringfinger ein zarter goldener Reif mit einem ziemlich großen Diamanten funkelt.
    »Das ... Sylvie …
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