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Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
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Geldkassette war aufgebrochen worden, und die Einnahmen waren weg.
    Ich betrachtete den Schaden und wusste, dass es mich Stunden kosten würde, hier aufzuräumen. Chase legte mir eine Hand auf die Schulter. »Das tut mir leid, Camille.«
    »Nicht halb so leid, wie es diesem verfluchten Goblin und der Humberfee tun wird, wenn wir sie erwischen«, erwiderte ich. »Die sind fällig. Wir werden sie finden, und dann verfüttere ich sie an Menolly.« Und für die Zukunft galt: Immer erst schießen und dann Fragen stellen.

 
Kapitel 3
     
    Als ich gerade Inventur machte, was in meinem Büro sonst noch fehlen könnte, gab es vorn im Laden einen Aufruhr. Ich sauste zwischen den Regalen hindurch, und Chase war mir so dicht auf den Fersen, dass er es tatsächlich schaffte, auf den Saum meines Samtrocks zu treten. Hinten fiel der Rock bis auf den Boden, vorn bis zur Hälfte der Oberschenkel. Die Verkäuferin im Laden hatte das als asymmetrische Schnittführung bezeichnet, aber ich fand es inzwischen nur noch nervig.
    »Runter von meinem Rock, du Esel.« Ich warf einen finsteren Blick über die Schulter und bremste heftig, damit nichts abriss.
    Chase prallte gegen mich. »Sehr freundlich«, brummte er, hob aber den Fuß.
    Ich schüttelte den Saum aus, eilte um die letzte Ecke und reckte den Hals, um zu sehen, was da vorging.
    An den Regalen schien alles in Ordnung zu sein. Allerdings nutzte Henry Jeffries die Gelegenheit, sich in der Ecke mit den Science-Fiction-Klassikern umzuschauen. Er war ein SF-Fan, der Asimov und Heinlein atmete und lebte, und er hatte so ziemlich jeden Schund gelesen, der es in die Buchhandlungen schaffte, aber er beließ es keineswegs dabei. Er hatte sich durch Greg Bears Bibliographie gearbeitet, durch Anne McCaffrey und auch sonst praktisch jeden Autor, den man irgendwie dem Fantasy- oder Science-Fiction-Genre zurechnen konnte.
    Wir hatten viele Nachmittage lang Geschichten ausgetauscht, während er versucht hatte, mit Iris zu flirten. Iris war ein finnischer Hausgeist, sie wohnte bei meinen Schwestern und mir und half mir oft im Laden aus. Anscheinend hatte ihm die kurze Unterhaltung mit Feddrah-Dahns genügt, und jetzt war er so in seine tintenbekleckste Seligkeit vertieft, dass er das Geschrei völlig ignorierte.
    Der Lärm kam von der Sitzecke ganz vorn. Diverse Lesegruppen sowie der Club der Feenfreunde trafen sich im Indigo Crescent, um ihre monatliche Literaturauswahl zu diskutieren. In dieser Sitzgruppe hatte ich Feddrah-Dahns zwischen zwei alten Ledersofas Platz geschaffen. Mit den Kniekehlen an einem neu gepolsterten, mit zartem Rosenstoff bezogenen Zweiersofa stand nun meine Freundin Lindsey Cartridge vor dem Einhorn.
    »Bitte, lass mich doch dein Horn anfassen - ich will es doch nur einmal anfassen.«
    Sie klang so verzweifelt, dass ich mich innerlich wand und überlegte, ob ich wirklich herausfinden wollte, was da los war. Aber es gab kein Zurück. Dies war mein Geschäft, und ich war dafür verantwortlich, hier für Ruhe und Frieden zu sorgen.
    Ich kam gerade rechtzeitig um den Raumteiler herum, um zu sehen, wie Lindsay nach dem Horn des Einhorns grapschte. Teufel auch, sie würde sich noch eine hässliche Stichwunde einfangen! Feddrah-Dahns scharrte mit den Hufen und schüttelte den Kopf, um ihr auszuweichen. Alle anderen waren mit besorgten Mienen zurückgewichen.
    Das war auch sehr klug von ihnen. Einhörner waren gefährlich und unberechenbar.
    All dieser Blödsinn von wegen Sanftmut und Reinheit war nur ein weiteres Beispiel dafür, wie die Erdwelt-Geschichte ein machtvolles, sinnliches Wesen in rosa Zuckerwatte gepackt hatte. Genauso war es dem Volk meines Vaters ergangen, ehe wir wieder offen hierher zurückgekehrt waren. Immerzu tanzende Naturgeister, die mit Bäumen Händchen hielten, waren wir jedenfalls nicht. Das fiel eher in den Zuständigkeitsbereich der Elfen.
    Ein wütendes Einhorn war das Letzte, was ich in meinem Laden haben wollte. Es konnte sich jederzeit aufbäumen und Lindsey mit den Vorderhufen erschlagen oder sie auf sein Horn aufspießen. Ich war ziemlich sicher, dass meine Versicherung für das Ladengeschäft sich nicht eben entgegenkommend zeigen würde, falls ich versuchen sollte, einen Schaden durch »Einhornangriff« geltend zu machen.
    Ich eilte hinüber, trat zwischen die beiden und schob Lindsey an den Schultern zurück.
    »Was zum Teufel soll denn das? Hast du völlig den Verstand verloren, Mädel?«
    Hastig wandte ich mich zu Feddrah-Dahns um und sagte:
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