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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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schmiegte. »Mach dir keine Sorgen um mich«, gab Harold zuversichtlich zurück, während seine Linke mit den dunkelblonden Locken spielte, die unter ihrem züchtigen Gebende hervorlugten. »Unser Sohn wird nicht ohne Vater aufwachsen müssen.« Gegen ihren Willen musste Catherine bei diesen Worten schmunzeln. »Wer sagt denn, dass es ein Junge wird?« Mit scherzhaft gerunzelter Stirn machte sie sich von ihm los, knuffte ihn auf den Oberarm und stellte sich erneut auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die kalte Wange zu drücken. »Ich liebe dich, Harold of Huntingdon«, flüsterte sie und kuschelte sich an seine von einem warmen Surkot bedeckte Brust. »Ich liebe dich auch, Lady Catherine«, erwiderte er leise und genoss einige Atemzüge lang das Gefühl des Einsseins mit seiner Gemahlin und dem werdenden Leben in ihrem Unterleib. Da der Wind jedoch immer mehr auffrischte, schlang Harold schließlich den Arm um ihre Taille und steuerte auf das Unterdeck zu, von wo aus eine schmale Treppe zu den Kabinen der Adeligen führte. Als der Befehl zum Abstoßen gegeben wurde, war das Paar bereits in der Düsternis des Schiffsrumpfes verschwunden, und sobald die Ruder eingezogen waren und das Hauptsegel sich mit einem lauten Knattern gefüllt hatte, ergriff ein beinahe schmerzhaftes Heimweh Besitz von dem jungen Mann. Das Heilige Land war zwar verloren. Aber er hatte ein neues Leben gewonnen.

Epilog
     
    Speyer, März 1193
     
    Dicht an dicht drängten sich die Männer und Frauen in dem schlichten Audienzsaal in Speyer, in dem der Deutsche Kaiser, Heinrich VI., über den von Leopold von Österreich bei der Durchreise durch sein Herzogtum gefangen genommenen Richard Löwenherz zu Gericht saß. Rahel, die sich inzwischen Blanda von Filnek nannte, und ihr Gemahl Curd von Stauffen, der als Vasall des Kaisers an dessen Hof weilte, hatten an der linken Seite des riesigen Raumes Platz genommen. Dort hatten sie Arnfried von Hilgartsberg – welcher ebenfalls in den Dienst Heinrichs getreten war – und den Chronisten Ansbert, dem das Klosterleben in Köln zu eintönig geworden war, erblickt. Trotz der Kälte des ungewöhnlich rauen Frühlings herrschte in dem von über einem Dutzend Feuern geheizten Saal eine solche Hitze, dass Blanda verstohlen die Schnürung ihres hochgeschlossenen Bliauds ein wenig lockerte und sich mit dem weiten Ärmel Luft zufächelte. Nachdem der von Leopold festgesetzte Richard von England des Hochverrats und des Mordes an Konrad von Montferrat beschuldigt wurde, war beinahe der gesamte Adel des Landes zugegen, um den dramatischen Höhepunkt des Streites zwischen den beiden Parteien nicht zu versäumen.
    Trotz der ernst zu nehmenden Anklage, durch den Vertrag mit Salah ad-Din das Königreich Jerusalem verraten zu haben, hielt sich der englische König stolz und beinahe hochmütig. Und als der Kaiser die zu entrichtende Lösegeldsumme auf einhundertfünfzigtausend Mark festsetzte, zuckte er nicht einmal mit der Wimper. »Wie kann er die Angelegenheit nur so gelassen sehen?«, flüsterte Blanda ihrem Gemahl ins Ohr, der jedoch lediglich fassungslos die Schultern zuckte. »Woher will er das ganze Geld so schnell nehmen?« Nachdem Richard die daraufhin folgenden Vorwürfe des Betruges an Leopold vehement zurückgewiesen und den Österreicher mit einigen unschmeichelhaften Ausdrücken bedacht hatte, griff der Deutsche Kaiser schließlich ein, trat auf die Stelle zu, an der Löwenherz beinahe trotzig auf den Knien lag, und half ihm vom Boden auf, um ihm den Friedenskuss zu geben. »Ihr werdet bis zur Entrichtung der geforderten Summe in Haft bleiben«, verkündete der Kaiser. Und als sich die Aufregung, die der Richterspruch zur Folge hatte, langsam gelegt hatte, steuerten Curd, Rahel, Ansbert und Arnfried beinahe erleichtert auf einen der Ausgänge zu, um frische Luft zu schöpfen.
    »Was für ein Ende für einen Helden«, erboste sich ein Herzog zu ihrer Linken. »Dieser Leopold ist eine Schlange!« Nur mit Mühe verkniffen sich die Männer einen Kommentar dazu und zogen sich in einen der Säulengänge zurück, die den Hof des Palastes säumten. »Wie geht es dem kleinen Fulko?«, erkundigte sich Ansbert, der den knapp einjährigen Sohn des ehemaligen Templers schon bei dessen Geburt in sein Herz geschlossen hatte. »Er ist ein Quälgeist«, stöhnte Blanda, musste aber gleich darauf lächeln, da der wild gelockte Knabe das Licht ihres Lebens war. »Es ist schön, Euch wiederzusehen«, ließ sich Arnfried
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