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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Brust, und selbst das gefährliche Stirnrunzeln ihres ältesten Bruders konnte sie nicht davon abhalten, ihm mit demselben Jähzorn den Kopf zu waschen, der ihn zu einem solch gefürchteten Krieger machte. »Wie könnt ihr es einer Christin zumuten wollen, einen Heiden zum Mann zu nehmen?!« Vor Erregung zitternd, trat sie einen Schritt von Löwenherz zurück, der ihr wütendes Aufstampfen mit einem fassungslosen Brummen quittierte, und stürmte auf die Tür zu, die sein privates Gemach von dem nebenan gelegenen Raum trennte, in dem er seine weniger offiziellen Besucher empfing. Mit einem letzten erzürnten Blick auf den König schlug Johanna die Tür hinter sich zu und hastete mit wehenden Gewändern den Gang entlang auf ihr eigenes Quartier zu.
    Als der Knall verhallt war, kratzte sich Richard grübelnd am Kopf und trat an das Fenster, um in den übel zugerichteten Garten darunter hinabzustarren. Nachdem die Befestigungsanlagen der Hafenstadt von Salah ad-Din zerstört worden waren, hatten deren Bewohner das Weite gesucht, was dazu geführt hatte, dass die neuen Herren der Stadt sowohl Gebäude als auch Gärten verwahrlost und vernachlässigt vorgefunden hatten. Auch wenn Richard die Moral seiner Männer dadurch zu stärken suchte, dass er höchstpersönlich Hand bei den Reparaturen anlegte, schwand auch ihm langsam, aber sicher die Hoffnung auf einen völligen Sieg über Salah ad-Din. Die Stimmung in den eigenen Reihen war gekennzeichnet durch Langeweile und Überdruss. Wären nicht inzwischen die Freudenmädchen aus Akkon eingetroffen, hätten sich sicherlich noch mehr Männer eingeschifft, um die Heimreise anzutreten, als bisher geschehen. Wenn nicht bald ein Wunder geschah …!

Teil 5: Februar 1192 – März 1194
     
    Akkon, Februar 1192
     
    »Ruhe!«, bellte der englische König, der inmitten der kunterbunt gewandeten Streithähne wie ein Fels in der Brandung wirkte. Nach Erhalt der Botschaft aus der eroberten Stadt Akkon war er ohne Zögern unter starkem Geleitschutz aufgebrochen, um die etwa dreißig Meilen zwischen Jaffa und Akkon zurückzulegen, wo sich die Feindschaft zwischen den rivalisierenden Lagern inzwischen so weit zugespitzt hatte, dass mit einer bewaffneten Auseinandersetzung zu rechnen war. Um ihn herum keiften sich Pisaner und Genuesen an. Die Männer Balians von Ibelin und Rainalds von Sidon – welche ohne Richards Wissen nach Jerusalem aufgebrochen waren, um mit Salah ad-Din zu verhandeln – bauten sich drohend um Guy de Lusignan auf, den nur eine zwei Mann starke Reihe von Soldaten davon abhalten konnte, seinem Widersacher, Konrad von Montferrat, an die Gurgel zu springen. »Sollen wir uns denn vollkommen zum Narren machen?« Mit einer herrischen Geste gebot Richard Ruhe und forderte die Anwesenden auf, an der riesigen, ovalen Tafel Platz zu nehmen. »Es muss doch eine Möglichkeit geben, zu einer Einigung zu gelangen«, forderte der englische König und ließ den strengen Blick über die versammelten Vertreter der diversen Orden, der Kirche und des Hochadels gleiten. Auch die inzwischen zu Macht aufgestiegenen Handelsherren wollten ein Wörtchen mitreden, und dafür sorgen, dass ihr Kandidat die Krone des Königreiches Jerusalem erhielt.
    Die Unterstützung für den von Löwenherz favorisierten Guy de Lusignan, dessen ehemals volle Wangen fahl und eingefallen wirkten, schien immer weiter zu bröckeln. Und wenn nicht bald eine Seite einlenkte, dann musste etwas unternommen werden, um das Zerwürfnis innerhalb des Lagers der Christen zu schlichten. Beinahe greifbar hing die Aggression in der überheizten Luft des für die Versammlung viel zu kleinen Raumes. Erst nachdem sich die Kampfhähne auf den kahlen Bänken niedergelassen hatten, ergriff Richard erneut das Wort. »Es muss doch möglich sein, eine Lösung zu finden«, wiederholte er mit nur mühsam unterdrückter Ungeduld, während der kühle Blick seiner grauen Augen auf dem dunkelhaarigen Konrad von Montferrat ruhte, der ihn seinerseits mit mürrischer Miene musterte. Die Männer, die er seit dem Abzug der Kreuzfahrer aus Akkon um sich geschart hatte, gehörten zu den mächtigsten Drahtziehern Palästinas, und wenn Löwenherz nicht die Kontrolle über seine Verbündeten verlieren wollte, dann musste er etwas in dieser Hinsicht unternehmen. Mit einem müden Seufzen erhob er sich und ließ den Blick über die Runde schweifen.
     
     
    Jerusalem, August 1192
     
    Knapp sechs Monate später war dieser Streit zur Unwichtigkeit
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