Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwerter der Liebe

Titel: Schwerter der Liebe
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
der eine besänftigende Wirkung auf ihre Mutter und ihre Schwester hatte und der mit der Bedeutsamkeit seiner unanfechtbaren Reputation alles richten würde. Niemals hätte sie einen Maitre d'armes mit einem mageren Straßenkind im Schlepp und dem Ruf erwartet, für Männer und Frauen gleichermaßen eine Gefahr darzustellen. Welchen Nutzen hatte für sie ein Ehemann, der es mit einer Klinge in der Hand mit jedem anderen Mann aufnehmen konnte? Und was würde sie machen, wenn sich ihr Problem gelöst hatte und ihr Leben wieder in geordneten Bahnen verlief?
    Man sollte sie in ein Gefängnis zu den anderen Verrückten sperren, weil sie allein schon in Erwägung zog, diesen Mann zu heiraten. Oder sie sollte die Beine in die Hand nehmen und das Weite suchen, bevor es zu spät war. Stattdessen aber stand sie einfach nur da und unternahm nichts.
    »Ja«, erwiderte sie leise. »Ich werde Sie heiraten.«
    Seine Zukünftige war so ernst, überlegte Nicholas. Das gefiel ihm. Sie hatte klare Ansichten, und sie machte keinen Hehl daraus, sie anderen kundzutun. Sie lächelte nicht affektiert, sie ließ auch nicht die Lider flattern, und genauso wenig täuschte sie eine Schüchternheit vor, die sie gar nicht empfand. Stattdessen sah sie ihm so eindringlich in die Augen, als könnte sie bis tief in seine Seele blicken. Ihre Kleider waren von guter Qualität, allerdings in erster Linie zweckmäßig, nicht modisch. Die düsteren Farbtöne hätten besser zu einer Frau gepasst, die noch in Trauer war. Ihr Haar, das kaum unter dem Hutrand hervorlugte, war von einem unscheinbaren Braun, und die Farbe ihrer großen, klaren Augen war eine Mischung aus verschiedenen Tönen, die man als haselnussbraun bezeichnete. Sie war weder auffallend klein noch groß, weder dünn noch dick, aber sie hatte eine hübsche Figur, die eine außergewöhnliche Ausstrahlung besaß. Das Markanteste an ihr war der Mund. Ihre Unterlippe war so verlockend voll, dass er kaum seinen Blick abwenden konnte. Gleichzeitig bekam er einen trockenen Mund, da er sich danach verzehrte, ihre Lippen zu kosten. Sie würden auf seiner Zunge so wundervoll süß schmecken wie ein perfekt zubereitetes Dessert, dachte er, als er sich dieses Erlebnis ausmalte.
    »Es könnte von Nutzen sein«, sagte er und räusperte sich, »wenn Sie mir Ihren Namen sagen würden.«
    Sie sprach die Silben so leise aus, dass sie in der Morgenluft einem Flüstern gleichkamen.
    Juliette Armant...
    Eine entmutigende Einsicht überkam Nicholas. Juliette Armant, natürlich. Erst vergangene Woche noch hatte er ihre Schwester in den Tivoli Gardens gesehen. Sie hatte sich mit ihren Freundinnen über irgendeine fixe Idee ihrer Mutter unterhalten, die ihre Zwillingsschwester betraf, da die nach über einem Jahr erst kürzlich nach Hause zurückgekehrt war. Tja, und wo hatte sie in der Zwischenzeit gelebt? In einem Kloster!
    Nicholas schloss die Augen. Er hatte einer Nonne einen Heiratsantrag gemacht! Schlimmer noch, er hatte ihr unkeusche Gedanken unterstellt, er hatte sich ausgemalt, wie es sein würde, sie unter ihren Röcken zu berühren. Ihm gelüstete danach, mit seiner Zunge über ihre Unterlippe ebenso zu streichen wie über andere Stellen ihres Körpers, die nicht so leicht zugänglich waren. Der Weg in die Hölle war ihm damit sicher, auch wenn ihn das keinesfalls wunderte. Immerhin war sein Lebenswandel schon seit dreißig und mehr Jahren darauf ausgerichtet, letztlich in diese finsteren Regionen hinabzusteigen.
    Schnell nahm er wieder seinen Hut ab, klemmte ihn sich unter den Arm und senkte den Kopf. »Verzeihen Sie mir. Ich wollte Sie nicht beleidigen, das schwöre ich Ihnen. Hätte ich es gewusst und wären die Umstände nicht so eigenartig gewesen, dann wäre es mir nie in den Sinn gekommen, so mit Ihnen zu reden.«
    »Sie hätten mir nie einen Heiratsantrag gemacht!«
    Wie merkwürdig, dass sie gar nicht beleidigt klang. »Ganz gewiss nicht.«
    »Sie wissen, wer ich bin, und Sie kennen meine ... sagen wir, meine Vergangenheit.«
    Er wagte einen flüchtigen Blick. »Zufälligerweise.«
    »Aber ich nehme an, Sie wissen nicht, dass ich die Schwestern von St. Ursuline verlassen habe und nicht zu ihnen zurückkehren werde.«
    Er richtete sich auf und ließ seinen Blick lange auf ihrem Gesicht ruhen, das so ernst und ruhig war. »Sie haben den Schleier aufgegeben?«
    »Ich habe ihn nie genommen, allerdings war ich Novizin und nur noch wenige Wochen von der endgültigen Verpflichtung entfernt. Zu Hause war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher