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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand
Autoren: Hannes Nygaard
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haben«, sagte der Oberkommissar, und die Skepsis war deutlich herauszuhören.
    »Kannst du eruieren, ob Frosinn, Raabe und Türkmen denselben Rechtsanwalt hatten, der sie vor Gericht vertreten hat?«
    »Klar, aber warum?«, fragte Große Jäger.
    »Das weiß ich auch noch nicht«, erwiderte Lüder ausweichend.
    Die Rückfahrt nach Kiel verlief ein wenig ruhiger als die Hinfahrt. Zwar gab es auch eine Handvoll Geschäftsreisender, die ihre Tageserfolge weitergeben mussten, aber Lüder lächelte in sich hinein.
    Ihr seid doch alle nur kleine Fische, dachte er bei sich. Wenn ihr wüsstet, was mir Michael Claus erzählt hat. Dann war es ihm gelungen, ein wenig zu schlafen. Kurz vor Kiel wachte er wieder auf und freute sich, auf dem Bahnhof die frierende Margit in den Arm nehmen zu können, die ihn abholen wollte.

NEUN
    Lüder ärgerte sich. Eigentlich über sich selbst, darüber, dass er sich ärgerte, als er das Boulevardblatt zur Seite legte. Dittert. Immer wieder Dittert. In der heutigen Ausgabe lockte die Überschrift »Am Abgrund – Die Menschen können wählen zwischen realem oder wirtschaftlichem Tod«. Dittert zeigte ein Horrorszenario auf, in dem er in vereinfachter Form zu erklären versuchte, wie Spekulanten den Euro zerstörten. Suggestiv tauchten in dem Artikel Ratschläge auf, die genau die Krise verschärften, dass die Leute ihr Geld zu Hause horten und es bei den Banken abziehen oder in andere Werte wie Gold flüchten sollten. Genau das war jetzt die falsche Reaktion.
    Lüder war sich nicht sicher, ob Dittert so etwas bezweckte. Mit einer Schlagzeile »Die Welt ist heil und in Ordnung« verkauften sich nun mal keine Zeitungen.
    Endlich meldete sich Große Jäger. Lüder hatte, gleich nachdem er im Landeskriminalamt eingetroffen war, in Husum angerufen, aber der Oberkommissar war noch nicht auf der Dienststelle gewesen.
    »Langschläfer«, begrüßte ihn Lüder.
    »Von wegen. Ich habe gearbeitet. Frosinn ist in Neumünster von Rechtsanwalt Ströh vertreten worden.«
    Lüder hatte den Namen schon einmal gehört. Bisher hatte er noch keinen Kontakt zu dieser Kanzlei gehabt.
    »Raabe hatte einen anderen Rechtsbeistand. Aus Plön. Und Ercan Türkmen kann es uns selbst verraten.«
    »Ist er gefasst?«, fragte Lüder.
    Große Jäger bestätigte es. »Gestern Abend in Elmshorn. Er hat in einem Imbiss in der Innenstadt Streit angefangen. Jemand hat die Polizei verständigt, die ihn daraufhin festgenommen hat.«
    Lüder schmunzelte. »Wenn ich weiß, dass ich gesucht werde, oder zumindest davon ausgehen muss, verhalte ich mich möglichst unauffällig«, sagte er. »Aber das Verhalten passt zu jenen Leuten, die ohne Führerschein unterwegs sind und geschnappt werden, weil sie in der Autobahnbaustelle mit einhundertsechzig unterwegs sind.«
    »Der Bursche scheint ohnehin nicht der Intelligenteste zu sein. Ohne dass er dazu aufgefordert wurde, hat er zuallererst bestritten, etwas mit den Morden und den Brandstiftungen zu tun zu haben.«
    »Donnerwetter. Den müssen wir weiter verhören. Das scheint eine ergiebige Quelle zu sein.«
    »Ist schon veranlasst, ich meine, die Überstellung nach Kiel«, sagte Große Jäger.
    Nach dem Telefonat suchte Lüder im Internet den Eintrag der Kanzlei Ströh in Neumünster. Das war die nächste Überraschung. Er rief an und vereinbarte kurzfristig einen Termin.
    Eine Stunde später betrat er das renovierte Stadthaus in der Straße Haart, nachdem er zuvor Mühe gehabt hatte, einen Parkplatz zu finden.
    »Ich bin mit Rechtsanwalt Plagge verabredet«, sagte er der jungen Frau, die ihn empfangen hatte. Er wurde gebeten, in einem Wartebereich einen Moment Platz zu nehmen. Es dauerte über eine halbe Stunde, bis ein braun gebrannter Mann mit ausgestreckter Hand auf ihn zueilte.
    »Lüders, altes Haus. Was führt dich zu mir?«, fragte er gut gelaunt.
    »Hallo, Plagge, ich wollte einmal nachsehen, was aus Durchschleichern wie dir geworden ist.«
    Dominik Plagge war Lüder aus dem Studium bekannt. Sie waren sich während seiner Zeit an der Christian-Albrechts-Universität begegnet. Schon damals mochte Lüder den arrogant auftretenden Plagge nicht, der stets das große Wort führte, meistens auf Kosten anderer.
    »Von wegen Durchschleicher. Hier wohnt der Erfolg, Lüders.« Er deutete mit einer Geste die Umgebung an. Alles sah hochmodern aus, auf Lüder wirkte es aber eine Spur zu nüchtern, zu technisch. Einfach kalt. So kalt wie Plagge.
    Widerstrebend ließ Lüder sich von Plagge am
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