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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp
Autoren: Terry Pratchett
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Orgelkonzert besuchen.
    Er nahm den Hut ab, und jemand fiel mit leisem Klimpern daraus hervor. Ein kleiner Gnom rollte über den Boden.
    »Oh, noch einer«, sagte Ridcully. »Ich dachte, wir wären euch alle losgeworden. Wofür bist du denn zuständig?«
    Der Gnom sah nervös zu ihm auf.
    »Äh… du erinnerst dich sicher daran, daß immer… äh… kleine Glocken läuteten, wenn sich Magie manifestierte…«, erwiderte er mit dem besorgten Gesichtsausdruck eines Wesens, das mit einer Tracht Prügel rechnet.
    »Ja?«
    Der Gnom hob winzige Schellen und schüttelte sie. Ein eher trauriges Klingelingeling erklang.
    »Gut, nicht wahr? Ich habe die akustischen Untermalung besorgt. Ich bin die Klingelingeling-Fee.«
    »Verschwinde.«
    »Darüber hinaus bin ich auf ›Pling‹ machende Funkeistaubeffekte spezialisiert. Wenn du möchtest…«
    »Verschwinde!«
    »Wie wär’s mit ›Die Glocken des St. Ungulant‹?« fragte der Gnom verzweifelt. »Paßt durchaus zur Jahreszeit und klingt recht angenehm. Man kann gut dazu singen. Der Text lautet: ›Die Glocken [Klong] von St. [Peng]…‹«
    Ridcully landete einen direkten Treffer mit der Gummiente, und der Gnom entkam durch den Überlauf des Bads. Von spontanem Klingeln begleitetes Fluchen rutschte durch diverse Abflußrohre.
    Schließlich herrschte wieder herrliche Stille, und der Erzkanzler zog sich aus.
    Die Druckkammern der Orgel zischten an den Nieten, als der Bibliothekar mit dem Pumpen fertig war. Zufrieden wankte er zum Sitz und blickte dort erwartungsvoll auf die Manuale.
    In bezug auf Musik war der Absolut Bekloppte Johnson auf die gleiche Weise vom Genie gestreichelt worden wie ein Kartoffelfeld vom späten Frost. Der Apparat soll laut sein, hatte er sich gedacht. Er soll groß sein. Und er soll keine Wünsche offenlassen. Deshalb war die Große Orgel der Unsichtbaren Universität das einzige Musikinstrument auf der ganzen Scheibenwelt, mit dem man eine Symphonie aus Geräuschen, die nach Gewittern und zerquetschten Kröten klangen, spielen konnte.
    Warmes Wasser strömte über Mustrum Ridcullys spitze Bademütze.
    Der Absolut Bekloppte Johnson hatte, zweifellos unabsichtlich, ein perfektes Bad konstruiert. Zumindest war es perfekt für jemanden, der darin singen wollte. Echos und wie Resonatoren wirkende Rohrleitungen glichen alle kleinen Unvollkommenheiten aus und verliehen selbst dem schlechtesten Sänger eine rollende, dunkelbraune Stimme.
    Ridcully sang.
    »…und als ich auf eine dadadadadada ging, für dies oder das, um das dadadada zu nehmen, da erblickte ich eine holdige Maid, glaube ich wenigstens, und ich…«
    Aufgestaute Energie zischte in den Orgelpfeifen. Der Bibliothekar ließ die Fingerknöchel knacken, was eine Zeitlang dauerte. Dann öffnete er das Druckventil.
    Das Zischen wurde zu einem drängenden Summen.
    Ganz vorsichtig ließ er die Kupplung kommen.
    Ridcully unterbrach seinen Gesang, als Orgelklänge durch die Wand drangen.
    Bademusik? dachte er. Genau richtig.
    Schade nur, daß sie bei all den Installationen nur gedämpft zu hören waren.
    Eine Sekunde später bemerkte Ridcully einen kleinen Hebel, der mit »Musikröhren« beschriftet war.
    Der Erzkanzler gehörte nicht zu den Personen, die sich fragten, wozu ein Hebel dienen mochte. Er vertrat den Standpunkt: Warum sich solche Fragen stellen, wenn man sofort Klarheit gewinnen konnte, indem man den Hebel zog? In diesem besonderen Fall wurde er enttäuscht, denn die erwartete Musik blieb aus. Statt dessen glitten mehrere große Verkleidungselemente beiseite, und dahinter kamen Dutzende von Messingdüsen zum Vorschein.
    Der Bibliothekar ließ sich geistig völlig gehen und von den Schwingen der Musik entführen. Seine Hände und Füße tanzten über die Manuale, strebten dem Crescendo entgegen, das den ersten Satz von Bubblas Katastrophensuite beendete.
    Ein Fuß trat nach dem Nachbrenner- Hebel , der andere drehte das Ventil des Lachgaszylinders.
    Ridcully klopfte auf die Düsen.
    Nichts geschah. Er sah erneut auf die Kontrollelemente und stellte fest, daß er vergessen hatte, einen kleinen, mit »Orgelverbindung« gekennzeichneten Hebel umzulegen.
    Er holte das jetzt nach, doch auch diesmal kam es nicht zu der erhofften Flut wundervoller Bademusik. Er vernahm nur ein dumpfes Pochen, gefolgt von einem fernen Gurgeln, das allmählich lauter wurde.
    Er gab es auf und begann damit, sich die Brust einzuseifen.
    »…ein Lichtlein brennt, am schönen Baume… hm? Was…«
    Später an diesem
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