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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition)
Autoren: Liane Merciel
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wenn Ihr wollt. Spielt keine Rolle. Es wurde eine Abmachung getroffen.«
    »So ist es.«
    »Mit wem?«
    »Mit der Spinne persönlich. Avele diar Aurellyn.«
    »Und da habe ich doch befürchtet, man hätte mich vergessen!« Malentir schloss die Hände um die kristallenen Gitterstäbe. Ihr Schein drang so stark durch das Fleisch seiner bleichen Finger, dass Bitharn die Form seiner Knochen erkennen konnte. Seine schwarzen Augen glänzten jetzt, und das zerzauste elfenbeinfarbene und schwarze Haar verlieh ihm das Aussehen einer gefangenen wilden Bestie. »Wo soll der Austausch stattfinden?«
    »Cardental. Glaubt Ihr mir jetzt?«
    »Nein. Aber ich werde Euch erlauben, Eure Behauptungen zu beweisen. Befreit mich, und ich werde uns dorthin bringen. Wenn Ihr keinen Verrat plant, solltet Ihr froh darüber sein, Euch den Ritt zu ersparen. Die Straßen sind so kurz vor Einbruch des Winters kalt und hart. Wenn Ihr andere Pläne hattet … Nun, ich fürchte, Ihr werdet lernen müssen, mit Enttäuschungen zu leben.«
    »Ich werde nicht zulassen, dass Ihr Zauber webt.« Bitharn schlug ein Sonnenzeichen über der Brust. Sie kannte den Preis der Dornenmagie: Blut und Tod. Sie huldigten Kliasta, der bleichen Maid, deren Domäne der Schmerz war. Je stärker der Zauber, desto größer die Qual, die nötig war, ihn zu nähren. Bitharn konnte erahnen, dass ein Zauber, der mächtig genug war, sie nach Cardental zu tragen, ungeheuren Schmerz erfordern würde. Vielleicht auch ihren Tod.
    »Dann werdet Ihr mich überhaupt nicht bekommen. Erspart mir bitte Eure Entrüstung. Die Männer um uns herum sind erbärmliche Gestalten und Mörder, jeder Einzelne von ihnen. Es ist ihnen bestimmt, in diesen Käfigen zu sterben. Ein solches Leben ist ein kleiner Preis, kaum der Beachtung wert … Und selbst wenn wir zu Pferd fliehen, würdet Ihr diese hübsche kleine Klinge an Eurem Gürtel mit Blut beschmieren müssen.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Habt Ihr etwa geglaubt, diese Zellen seien mit einem Zauber belegt, der Geräusche erstickt?« Malentir deutete mit dem Kopf auf den nächsten Zelleneingang, keine drei Schritte entfernt. »Die Ostzelle ist leer. Aber die Nordzelle ist es nicht, und ich bin mir sicher, dass Parnas mit großem Interesse Dinge belauscht hat, die ihn nichts angehen. Dinge, die er wahrscheinlich ausplaudern wird, sobald jemand fragt. Habe ich nicht recht, Parnas?«
    Bitharn hörte die gestöhnte Antwort des Gefangenen kaum, weil ihr das Blut in den Ohren rauschte. Eine Hitze, geboren aus Zorn und Verlegenheit, brannte in ihren Wangen. Sie war so töricht gewesen wie ein trunksüchtiges Mädchen und hatte sich von dem Dorn dazu verleiten lassen, sich zu verraten.
    »Nein«, wimmerte ein Mann aus dieser Zelle. »Ich werde niemandem etwas sagen.«
    Bitharn ignorierte diese Stimme. Sie schaute nicht zurück, um einen Blick auf das Gesicht zu werfen. Sie wollte in dem Flehen nicht etwas sehen, das von einer Person kam. Es war leichter, ihn sich als einen namenlosen Verbrecher vorzustellen. Ihr Blick blieb auf den Dorn gerichtet und auf sein winzig kleines höhnisches Grinsen. »Was hat er getan?«
    »Außer zu lauschen?«
    Bitharn gab keine Antwort auf diese Frage. Sie starrte ihn lediglich an und umklammerte den Schlüssel in ihrer Hand, bis ihr der metallene Bart hart ins Fleisch stach.
    Schließlich seufzte Malentir und zuckte mit kunstvoller Beiläufigkeit die Achseln. »Er hat mit Blutmagie herumgepfuscht. Ohne großen Erfolg. Ich weiß nicht, welchem halb vergessenen Gott er angeblich gehuldigt hat; er wollte es nicht sagen. Ich weiß jedoch mit Bestimmtheit, dass er niemals einer der Diener meiner Herrin war. Sie rührt so schwächliche Werkzeuge nicht an.«
    »Warum ist er hier?«
    »Bedeutende Verwandte, erzählt er mir. Ein Bruder mit einer Burg.«
    Bitharn nickte. Jetzt wusste sie, wer in dieser Zelle lag. Vor einigen Jahren war das in Cailan ein großer Skandal gewesen: Lord Corsavins jüngerer Bruder, als Mörder und Narr enttarnt, der mit Blutmagie herumgepfuscht hatte. Die Enthüllung hätte die Familie beinahe ihren Titel gekostet; alles, was sie gerettet hatte, war Lord Corsavins hastige, geheime Pilgerreise zum Hofkönig Uthanyrs in Aluvair, um königliche Barmherzigkeit zu erflehen. Trotzdem war Parnassor Corsavin still und leise verschwunden, bevor er weitere Schande über ihr Haus bringen konnte. Sie hatte nicht gehört, dass Parnassor zur Himmelsnadel geschickt worden war, wo er seine verbleibenden Jahre
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