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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag
Autoren: Thomas Harris
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gerächt werden.«
    Dahlias Gesicht hatte sich gerötet, und ihre Brustwarzen waren steif geworden. Sie fuhr fort: »Wir hoffen, daß diese Grausamkeit nicht andauern wird. Die Entscheidung liegt bei euch. Möge nie wieder ein Jahr mit Blutvergießen und Leid beginnen. Salam Alaikum.«
    Nadscheer stand vor ihr, und sie streckte die Arme nach ihm aus, als sein Bademantel zu Boden fiel.
    Dreieinhalb Kilometer von dem Raum entfernt, wo Dahlia und Nadscheer eng umschlungen auf dem zerwühlten Bett lagen, durchschnitt ein kleines israelisches Schnellboot fast lautlos die Wellen des Mittelmeers.
    Etwa tausend Meter südlich der Grotte aux Pigeons drehte das Boot bei, und ein Schlauchboot wurde über die Bordwand zu Wasser gelassen. Zwölf bewaffnete Männer kletterten hinein. Sie trugen von Russen, Arabern und Franzosen geschneiderte Straßenanzüge und Schlipse. Alle hatten Schuhe mit Kreppsohlen an, und keiner hatte irgendeinen Ausweis bei sich. Ihre Gesichter wirkten angespannt. Es war nicht ihr erster Besuch im Libanon.
    Das Wasser war rauchgrau unter dem Viertelmond und wurde von einer warmen Landbrise gekräuselt. Acht der Männer paddelten. Sie paddelten mit weit ausholenden Ruderschlägen, um die vierhundert Meter bis zum Sandstrand unterhalb der Rue Verdun möglichst schnell zurückzulegen. Es war 4 Uhr 11, 23 Minuten vor Sonnenaufgang und 17 Minuten, ehe der erste blaue Tagesschimmer sich über die Stadt breiten würde.
    Leise zogen sie das Schlauchboot an Land, bedeckten es mit einem sandfarbenen Segeltuch und gingen rasch den Strand hinauf zur Rue Ramlet el-Baida, wo sie von vier Männern und vier Wagen erwartet wurden, die sich wie Silhouetten gegen das rötliche Licht abhoben, das von den weiter nördlich gelegenen Touristenhotels herüberdrang.
    Sie waren nur noch wenige Meter von den Wagen entfernt, als ein braun-weißer Landrover etwa dreißig Meter weiter oben in der Rue Ramlet plötzlich scharf bremste. Seine Scheinwerfer waren genau auf die kleine Wagenkolonne gerichtet. Zwei Männer in hellbraunen Uniformen sprangen, die Maschinenpistolen im Anschlag, aus dem Polizeiwagen.
    »Stehenbleiben! Ihre Ausweise, bitte!«
    Ein leises dumpfes Knattern, und Staub flog auf von den Uniformen der libanesischen Polizisten, als sie, von den NeunMillimeter-Geschossen aus den mit Schalldämpfern versehenen Parabellum-Pistolen der Angreifer getroffen, auf der Straße zusammenbrachen.
    Ein dritter Polizist, der am Steuer des Landrovers saß, versuchte zu entkommen. Eine Kugel zerschmetterte die Windschutzscheibe und seine Stirn. Der Wagen prallte gegen eine Palme am Straßenrand, und der Polizist wurde nach vorn auf die Hupe geschleudert. Zwei Männer liefen zu dem Landrover hinüber und zerrten den toten Mann von der Hupe. Aber in einigen der zum Strand hin gelegenen Wohnungen gingen bereits Lichter an.
    Ein Fenster wurde geöffnet, und eine zornige Stimme rief auf arabisch: »Was soll dieser höllische Spektakel? Ruft denn niemand die Polizei? «
    Der Leiter des Kommandos, der neben dem Landrover stand, rief mit heiserer, lallender Stimme auf arabisch zurück: »Wo bleibt Fatima? Wir fahren los, wenn sie nicht gleich runterkommt. «
    »Ihr versoffenen Schweinehunde, macht daß ihr hier wegkommt, sonst rufe ich selbst die Polizei!«
»Salam Alaikum, Nachbar. Ich gehe schon«, erwiderte die lallende Stimme von der Straße. Das Licht in der Wohnung erlosch.
Knapp zwei Minuten später schlossen sich die Wellen über dem Landrover und den drei Leichen, die er enthielt.
Zwei der Wagen fuhren auf der Rue Ramlet in Richtung Süden, während die beiden anderen in die Corniche Ras Beyrouth einbogen und nach zwei Straßenzügen wieder nordwärts abbogen, in die Rue Verdun ...
    Das Haus Nr. 18 in der Rue Verdun wurde Tag und Nacht bewacht. Ein Posten war in der Eingangshalle stationiert, und ein anderer, mit einem Maschinengewehr bewaffnet, beobachtete das Gebäude vom Dach des gegenüberliegenden Hauses aus. Jetzt lag der Posten auf dem Dach in seltsamer Haltung hinter seinem Gewehr, und sein Hals glänzte feucht im Mondlicht. Der für die Eingangshalle zuständige Posten lag draußen vor der Tür. Er war hinausgegangen, um nach einem Betrunkenen zu forschen, der mit lauter Stimme ein Wiegenlied gesungen hatte.
    Nadscheer war eingeschlafen. Dahlia hatte sich sanft von ihm gelöst und war ins Badezimmer gegangen. Sie stand lange unter der Dusche und genoß den prickelnden Sprühregen. Nadscheer war kein übermäßig begabter
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