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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel
Autoren: Gena Showalter
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keineswegs zufällig hatte sie den Abstand zwischen ihnen verringert; er roch wie die Gletscher, die sie so liebte. Frisch und rein mit einem Hauch von erdiger Würze.
    Offenbar wurde ihm gerade erst bewusst, dass nur noch ein Flüstern sie trennte. Denn seine Lippen formten sich – für einen Mann zu voll, aber für ihn irgendwie trotzdem perfekt – zu einer störrischen Linie. Ohne dass sie eine Bewegung bemerkt hätte, stand er plötzlich ein paar Zentimeter weiter entfernt. Hm. Interessant. War er absichtlich von ihr abgerückt?
    Neugierig trat sie auf ihn zu.
    Er wich zurück.
    Also tatsächlich. Warum? Hatte er Angst vor ihr?
    Aus reinem Trotz, wie so oft, machte sie wieder einen Schritt in seine Richtung. Und wieder schritt er rückwärts. So, so. Der große böse Engel wollte also nicht in ihrer Reichweite sein. Fast hätte sie gegrinst.
    „Also“, hakte sie nach. „Hast du?“
    „Nein. Ich habe dich nicht hergebracht, um dich zu töten.“ Seine Stimme war tief und samtig, verführerisch, eine Sünde für sich. Und doch lag über allem ein Klang absoluter Wahrheit. Bianka hatte den Verdacht, sie hätte alles geglaubt, was er auch geantwortet hätte. Als wäre alles, was er sagte, vom Schicksal vorherbestimmt. Unveränderbar. „Ich will, dass du dir meinen Lebensstil zum Vorbild nimmst. Ich will, dass du von mir lernst.“
    „Warum?“ Was würde er tun, wenn sie ihn berührte? Während sie sich das fragte, flatterten ihre winzigen, hauchfeinen Flügel zwischen ihren Schulterblättern. Ihr T-Shirt war extra für ihre Rasse geschnitten, gerade weit genug, um die Flügel nichtzu behindern, wenn sie auf Hochgeschwindigkeit umschaltete. „Warte. Antworte nicht. Lass uns erst ein bisschen fummeln.“ Das hatte sie zwar nicht vor, aber das musste er ja nicht wissen.
    „Bianka“, entgegnete er, offensichtlich langsam an die Grenze seiner Geduld gelangt. „Das ist kein Spiel. Zwing mich nicht, dich an mein Bett zu fesseln.“
    „Uuuh, das gefällt mir. Klingt versaut.“ Blitzschnell huschte sie um ihn herum, strich mit den Fingerspitzen über seine Wange und seinen Hals. „Deine Haut ist ja babyweich.“
    Er sog den Atem ein und versteifte sich. „Bianka.“
    „Aber bestückt bist du um einiges besser.“
    „Bianka!“
    Sie gab ihm einen Klaps auf den Hintern. „Ja?“
    „Du wirst sofort damit aufhören!“
    „Zwing mich doch.“ Sie lachte, und das amüsierte, sorglose Geräusch hallte zwischen ihnen wider.
    Mit finsterer Miene streckte er die Hand aus und packte sie am Oberarm. Es blieb keine Zeit, ihm auszuweichen; schockierenderweise war er schneller als sie. Mit einem Ruck zerrte er sie vor sich, und verengte dunkle Augen starrten auf sie herab.
    „Es wird keine Berührungen mehr geben. Hast du verstanden?“
    „Und du?“ Ihr Blick huschte zu seiner Hand, mit der er immer noch ihren Arm umklammerte. „Im Augenblick bist du derjenige, der mich berührt.“
    Als sein Blick dem ihren zu der Stelle folgte, an der seine Haut auf ihrer lag, leckte er sich die Lippen. Plötzlich wurde sein Griff fester, genau so, wie sie es mochte. Dann ließ er sie los, als stünde sie in Flammen, und vergrößerte aufs Neue den Abstand zwischen ihnen.
    „Hast du verstanden?“ Sein Ton war hart und gepresst.
    Wo war das Problem? Eigentlich sollte er darum betteln, sie berühren zu dürfen. Sie war eine begehrenswerte Harpyie, verdammt noch mal. Ihr Körper war ein Kunstwerk und ihr Gesicht die absolute Perfektion. Ihm zuliebe sagte sie dennoch:„Ja ja, ich hab’s verstanden. Das heißt aber nicht, dass ich gehorchen werde.“ Ihre Haut kribbelte, sehnte sich danach, ihn wieder zu spüren. Böses Mädchen. Böses, böses Mädchen. Das ist ein dämlicher Engel und deshalb ganz sicher kein angemessenes Spielzeug .
    Es dauerte einen Moment, bis er ihre Worte aufgenommen hatte. „Hast du keine Angst vor mir?“ Er faltete die Flügel auf dem Rücken, sodass sie in hohen Bögen über seine Schultern hinausragten.
    „Nein“, erwiderte sie, hob eine Augenbraue und tat ihr Bestes, sich unbeeindruckt zu zeigen. „Sollte ich?“
    „Ja.“
    Tja, dafür würde er sich erst die feurigen Klauen der Rasse ihres Vaters wachsen lassen müssen. Das war das Einzige, wovor sie sich fürchtete. Nachdem sie als Kind gekratzt worden war, das ätzende Brennen des Feuers durch ihren gesamten Leib hatte strömen spüren, nachdem sie sich tagelang unter quälenden, scheinbar niemals enden wollenden Schmerzen gewunden hatte,
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