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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge
Autoren: Anna Jansson
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Krankenhausbetts aus. Bei der Umarmung zur Begrüßung hatte ihr Blick gezuckt, als wäre er ein Fremder gewesen.
     
    Das war hart für ihn. Aber der Gedanke, dass sie den Körper, der sie so bitter im Stich gelassen hatte, bereits verlassen hatte, dass sie sich jetzt an einem anderen und besseren Ort befand, dieser Gedanke war noch unerträglicher.
     
    »Britt findet, dass dieses Hemd nicht zum Jackett passt, aber ich hatte kein anderes, das sauber war. Wir haben jeden Tag über dich gesprochen, Mama und ich, und ich habe ihr deine Briefe vorgelesen. Es ist gut, dass du so fleißig geschrieben hast. So konnten wir deine Erlebnisse im Kosovo mitverfolgen. Weißt du, ich erinnere mich noch gut daran, wie ich im Zweiten Weltkrieg an der norwegischen Grenze im Einsatz war. In deinen Ohren klingt das im Vergleich zum Kosovo wahrscheinlich ziemlich harmlos. Aber damals habe ich zum ersten Mal begriffen, dass das Leben endlich und unvorhersehbar ist. Mein Kamerad hat einen Querschläger abbekommen. Im einen Moment hatten wir noch zusammen Wache geschoben, im nächsten war er nicht mehr da. Hätte auch mich erwischen können. Wir leben gern in der Illusion, dass wir alles unter Kontrolle haben. Du hast mich vorhin gefragt, ob ich mich für ein Leben mit Britt entschieden hätte, wenn ich vorher von der Krankheit gewusst hätte. Das hast du zwar nicht so formuliert, aber das wolltest du doch wissen, oder?«
     
    »Mag sein. Wie kann man sich überhaupt auf einen anderen Menschen verlassen? Woher weiß man, dass der andere einen nicht betrügen wird? Man investiert eine ganze Menge, wenn man sich dafür entscheidet, mit jemandem zusammenzuleben.«
     
    »Man stirbt nicht daran, betrogen zu werden. Im besten Fall lernt man, seine Erwartungen anderen Menschen gegenüber etwas hinunterzuschrauben. Weißt du, Junge, als alter Schwedischlehrer gebe ich vielleicht mehr acht auf die Wortwahl als andere Menschen. Es ist bemerkenswert, wie sich Begriffe aus der Wirtschaftssprache in die Sprache für unsere Gefühle geschlichen haben. Wir investieren in Beziehungen, kalkulieren die Risiken, wenn wir ein Angebot machen und für unseren Einsatz belohnt werden. Ja, ich hätte mich dafür entschieden, mein Leben mit deiner Mutter zu verbringen, auch wenn ich von ihrer Krankheit gewusst hätte. Aber zum Glück ist das Leben so seltsam gut und barmherzig eingerichtet, dass man im Voraus nicht weiß, was die Zukunft bringen wird.«
     
    Folke holte Luft und fuhr mit leiser Stimme fort: »Fällt es dir schwer, jemanden zu finden, mit dem du dein Leben verbringen könntest, Per? Mama und ich haben manchmal darüber gesprochen. Wir wollen uns nicht in dein Leben einmischen, aber wir denken schon darüber nach, wie es damit eigentlich steht.« Nach einer Weile prüfenden Schweigens, in der er seinen Blick schweifen ließ, um seinem Sohn die Situation weniger unangenehm zu machen, fügte er hinzu: »Und auch wenn es ein männlicher Partner sein sollte, kannst du ihn gern mit nach Hause bringen und uns vorstellen.« Und dann in etwas gehetztem Ton: »Verstehst du nicht, dass wir uns Gedanken machen?«
     
    Per Arvidsson holte tief Luft, stellte sich ans Fenster und spürte den Blick seines Vaters im Nacken. Wie empfindsam er für diesen Blick war. Er hörte Schritte und spürte die Hand des Vaters auf seiner Schulter. Wohl hatte er erwartet, dass die Sache irgendwann zur Sprache kommen würde, aber mehr als Andeutung, über die man mit einem Scherz hinweggehen könnte, und nicht als direkte Frage, die er beantworten musste. Er wandte sich um und sah seinem Vater ins Gesicht.
     
    »Sie heißt Maria, Maria Wern. Sie ist Kriminalinspektorin, verheiratet und hat zwei Kinder. So, nun weißt du es. Ich lasse mich nur auf die unmöglichen Sachen ein. So war es schon immer, wenn ich jemanden wirklich mochte, mit Anneli, Pia und Eva ganz genauso. Ja, Eva mit den langen blonden Haaren, die mit meinem Cousin liiert war. Das hast du dir vielleicht schon zusammengereimt. Ich habe in Kronviken gekündigt. Ich habe es nicht mehr ausgehalten, in Marias Nähe zu sein. Nicht, wenn es so ist, wie es ist.«
     
    »Und wenn sie alles für dich verlassen würde, Per? Wenn sie jetzt hier stünde, mit Sack und Pack, mit ihren Kindern – was würdest du dann tun? Würdest du dich darauf einlassen?« Die Frage kam in einem einzigen Atemzug, als wäre Folke schon lange mit ihr schwanger gegangen, ohne sie aussprechen zu können.
     
    Per ließ seinen Blick über den
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