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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht
Autoren: Patricia Amber
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Anhänger in diesem Umschlag fand. Würde er immer noch einen kühlen Kopf bewahren?
    Ein schwacher, kaum wahrnehmbarer Lichtfleck erschien für einen Moment irgendwo in der Fassade des Gebäudes. Hatte jemand den Vorhang beiseitegeschoben, um nach draußen zu sehen? Langsam ging sie einige Schritte, bewegte sich auf eine der Gaslaternen zu, die in regelmäßigen Abständen vor den Häusern aufgestellt waren und dunstige, gelbe Lichtkegel in die Dunkelheit zeichneten.
    Sie war der Lockvogel, er sollte sie sehen. Wie lange würde er benötigen, um die Treppen hinunterzulaufen? Das Messer aus seinem Versteck zu nehmen? Sich durch eine Hintertür aus dem Haus zu schleichen und in der Hofeinfahrt zu erscheinen? Eng an die Mauer gepresst würde er stehen, ihre Silhouette am Rande des gelben Lichtkegels anstarren, das Messer in der Hand.
    „Komm!“, flüsterte sie beschwörend. „Komm heraus, ich warte auf dich.“
    Er würde sie nicht hier im Licht der Gaslaterne angreifen. Er würde sie in den Hofeingang locken, wo er sie im Dunklen töten konnte.
    Sie hörte ein Rascheln, jemand sprang über die niedrige Gartenmauer, Schritte jagten auf sie zu. Eine dunkle Gestalt erschien im Nebel, Mantelschöße wehten, das Licht der Gastlaterne fiel auf ein blasses, verzerrtes Gesicht.
    „Her zu mir!“, rief eine heisere Stimme, die in ihren Ohren nichts Menschliches mehr hatte.
    Sie schrie auf, als er sie am Arm fasste und mit sich fortreißen wollte, sein keuchender Atem berührte ihren Hals, seine Finger umschlossen mit eiserner Kraft ihr Handgelenk.
    „Hilfe!“, schrie sie so laut sie konnte.
    Es klang jämmerlich, denn ihre Stimme überschlug sich vor Panik. O Gott – weshalb hörte sie denn niemand? Wo war Forch? Wo waren seine Leute?
    „Still!“, herrschte er sie an. „Kein Wort, sonst kostet es dein Leben!“
    Sie krümmte sich zusammen und rang verzweifelt mit ihm, jeden Augenblick gegenwärtig, dass er ihr das Messer in den Rücken rammte. Doch er tat es nicht, er wollte sie fortschleppen, um sie irgendwo in der Dunkelheit zu Tode zu quälen, so wie er es mit seinen übrigen Opfern gemacht hatte.
    „Zu Hilfe!“, keuchte sie und spürte, wie ihre Beine unter ihr wegsacken wollten. Der Angreifer schleifte sie über das Straßenpflaster, wollte sie aus dem Schein der Lampe in die Dunkelheit der Vorgärten zerren – dann plötzlich war der Nebel mit Menschen gefüllt. Schwarze Gestalten drangen aus allen Richtungen auf sie ein, Hände, Gesichter, Fäuste ragten aus dem Nebel. Männer keuchten und fluchten, ein lauter, verzweifelter Schrei überlagerte alle anderen Geräusche.
    Dann stand Jeremy Forch vor ihr und sie fühlte, wie seine Arme sich um sie schlossen und er sie zu sich emporhob.
    „Es ist vorbei“, sagte er und presste sie an sich. „Er hat das Messer bei sich – wir haben ihn.“
    Plötzlich war eine Kutsche da und sie sah, dass mehrere Männer einen Gefangenen in den Wagen drängten. Der Mann schien wie gelähmt und leistete keine Gegenwehr. Als er in der Kutsche saß, fiel der Lichtschein für einen Moment mit voller Stärke auf sein Profil und sie erkannte ihn.
    Es war der hübsche, schüchterne Mr. Jameson. Grace’ bevorzugter Kunde.
    Jeremy Forch begleitete Violet zurück in die Warwick Street, danach wollte er sofort zu Scotland Yard um Nicholas Freilassung zu bewirken.
    „Daher hatte Grace ihr Wissen über die Chrestles“, sagte er aufgeregt, während die Kutsche sie durch die Straßen trug. „Er war unter der Maske des schüchternen Biedermannes Kunde bei Grace und hat fleißig Gerüchte über Nicholas ausgestreut. Ein Doppelleben, wie es im Buche steht. Die meisten kaltblütigen Mörder verbergen sich als harmlose, unbescholtene Zeitgenossen mitten unter uns. Nun – jetzt werden die Chrestles vermutlich all ihren Einfluss aufbringen, um ihrem Sohn den Hals zu retten. Aber es wird ihm nichts nutzen – wir haben ihn auf frischer Tat ertappt.“
    Violet war erschöpft in die Polster gesunken und hatte die Augen geschlossen. Eine unsagbare Erleichterung und zugleich das Gefühl des Triumphes erfüllten sie. Sie hatte den Mörder herausgefordert und zur Strecke gebracht. Nicholas würde nicht verurteilt werden – sie würden sich sogar bald, sehr bald wiedersehen.
    „Wird er noch diese Nacht freigelassen werden?“, wollte sie wissen, als sie in der Warwick Street anhielten und Forch ihr aus der Kutsche half.
    „Sie können es wohl gar nicht erwarten, wie?“, schmunzelte er. „Nun,
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