Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Madonna

Schwarze Madonna

Titel: Schwarze Madonna
Autoren: Astrid Vollenbruch
Vom Netzwerk:
lachte sie wirklich. »Du bist also nicht abergläubisch?«
    »Nicht im Geringsten«, antwortete Justus mit Nachdruck. »Und ich muss Sie leider bitten, wieder zu gehen. Ich habe noch zu tun.«
    »Ja, natürlich.« Sie nickte wieder. »Was wolltest du eigentlich von meinem Mann wissen, dass du ihn so in Panik versetzt hast?«
    »Das ist jetzt nicht mehr wichtig.«
    »Doch, das ist es«, sagte sie sehr energisch. »Ich glaube nicht daran, dass man Angst haben sollte. Wenn es ein Problem gibt, muss man es lösen. Und wir haben ein Problem. José hat uns angerufen und gesagt, dass ihr auf seine E-Mail nicht reagiert. Ich habe den jungen Mann sehr gern, er ist ein guter Nachbar, und ich weigere mich, vor ein paar Halunken Angst zu haben, die sich einfach darauf verlassen, dass man sie vor lauter Angst nicht verraten wird. Ich würde diese Statue auch selbst suchen, wenn mein Mann bei dem Gedanken nicht völlig außer sich geraten wäre.« Sie reckte sich ein wenig und tippte Justus gegen die Brust. »Wir werden zusammenarbeiten.«
    Justus warf einen verzweifelten Blick auf Onkel Titus’ Büro und kämpfte heldenhaft gegen die Versuchung an. »Ich sagte Ihnen doch, dass ich nicht weiter ermitteln –«
    »Haben deine Eltern es dir verboten?«
    »Sie sind nicht meine Eltern, aber – ja, sie haben es mir verboten.«
    In diesem strategisch ungünstigen Augenblick trat Tante Mathilda aus dem Haus. »Justus! Komm zum Essen!«
    »Tut mir Leid«, sagte Justus zu Señora Gonzales und setzte sich in Bewegung. »Ich kann wirklich nichts mehr machen. Auf Wiedersehen!«
    Er machte sich auf den Weg zum Haus und sah, wie das Gesicht seiner Tante immer finsterer wurde, je näher er ihr kam. Woran das lag, merkte er erst, als sie über seine Schulter starrte und mit drohendem Unterton sagte: »Kann ich Ihnen behilflich sein, Madam?«
    Er drehte sich um und entdeckte Fernanda Gonzales, die ihm gefolgt war und jetzt fröhlich zu Tante Mathilda hoch lächelte. »Mrs Jonas, ja? Ich bin Fernanda Gonzales. Ich freue mich sehr, Sie kennen zu lernen!«
    »Danke«, sagte Tante Mathilda kurz. »Komm herein, Justus, das Essen wird kalt. Falls Sie etwas kaufen möchten, Señora Gonzales, wenden Sie sich bitte an meinen Mann, der Ihnen gerne –«
    »Nein, danke, ich möchte nichts kaufen.« Señora Gonzales blieb unverändert freundlich. »Ich möchte Ihnen zu diesem sehr hilfsbereiten und gut erzogenen Jungen gratulieren. Sicher haben Sie gehört, wie selbstlos er und seine Freunde sich für unseren Nachbarn, den armen José, eingesetzt haben?«
    Auf Tante Mathildas Gesicht spielten sich ein paar Kämpfe ab, bevor sie endlich mühsam »Danke« sagte.
    Justus wartete nicht ab, wie sich dieses Treffen der Naturgewalten weiterentwickelte. Er schlüpfte an Tante Mathilda vorbei und ging in die Küche, wo er zwei große Hamburger verdrückte und sich andauernd sagte, dass er sich keine Hoffnungen machen durfte. Es würde Señora Gonzales nie gelingen, seine Tante umzustimmen.
    Nach etwa zehn Minuten kam Tante Mathilda in die Küche. Sie blieb in der Tür stehen und musterte ihren Neffen, als sähe sie ihn plötzlich in einem ganz anderen Licht. Dann ging sie zum Kühlschrank und begann darin herumzukramen. »Das ist tatsächlich eine sehr nette Frau.«
    Justus traute seinen Ohren nicht.
    »Sie hat mir ein paar Dinge erklärt«, fuhr Tante Mathilda fort, nahm den Kopf aus dem Kühlschrank und drehte sich um. »Ich muss sagen, dass ich diese Detektivspielerei nach wie vor nicht gut heißen kann. Aber ich gebe durchaus zu, dass ihr dadurch schon sehr vielen Leuten geholfen habt.«
    »Danke, Tante Mathilda«, sagte Justus.
    »Trotzdem möchte ich dich nie wieder von einem Polizeirevier abholen müssen.«
    »Nein, Tante Mathilda.«
    »Und wenn ich es recht überlege, brauchen wir den Platz da am Zaun gar nicht so dringend … ich wüsste sowieso nicht, wohin mit dem ganzen unbrauchbaren Schrott.« Durchdringend musterte sie ihren Neffen. »Ich werde mit deinem Onkel darüber reden.«
    Justus stand auf, ging zu seiner Tante hin und umarmte sie und sie erwiderte die Umarmung einigermaßen überrascht. Als er sie wieder losließ, sagte sie: »Also lass Señora Gonzales gefälligst nicht noch länger im Hof warten. Das ist sehr unhöflich.«
    Justus flitzte nach draußen.
     
     
    Señora Gonzales wartete durchaus nicht im Hof, sondern stöberte mit größtem Interesse durch die Bücherkisten unter dem Dach, das rings um den Schrottplatz verlief. Sechs Bücher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher