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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel
Autoren: Michael Connelly
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wollen, fahre ich mit Ihnen nirgendwohin. Ich bin hier im Dienst, haben Sie das immer noch nicht kapiert?«
    »Ich möchte über Sheehan und die Ballistik sprechen. Über den Fall Wilbert Dobbs.«
    Er merkte, daß Chastain ein Stück vom Wagen zurücktrat. Der Hinweis auf Dobbs hatte gesessen. Bosch bemerkte das Scharfschützenband unter der Dienstmarke an Chastains Uniform.
    »Ich weiß zwar nicht, was Sie eigentlich wollen, aber der Fall Sheehan ist abgeschlossen. Sheehan ist tot, Elias ist tot. Alle sind tot. Fall erledigt. Und jetzt haben wir diese – die ganze Stadt steht wieder mal kopf.«
    »Und wem haben wir das zu verdanken?«
    Chastain starrte ihn durchdringend an, versuchte ihn zu durchschauen.
    »Sie faseln wirres Zeug, Bosch. Sie brauchen dringend Schlaf. Wie wir alle.«
    Bosch öffnete die Tür und stieg aus. Chastain wich noch einen Schritt zurück und hob seine rechte Hand, so daß er seinen Daumen nicht weit von seiner Waffe in den Gürtel haken konnte. Es gab ungeschriebene Gefechtsregeln. Das war eine davon. Jetzt wurde es ernst. Bosch war sich dessen bewußt. Er war bereit.
    Bosch drehte sich um und warf die Tür zu. Als Chastains Blick dieser Bewegung unwillkürlich folgte, griff Bosch rasch in seine Jacke und zog seine Pistole aus dem Holster. Bevor der IAD-Detective eine Bewegung machen konnte, hatte er sie auf ihn gerichtet.
    »Na schön, dann machen wir es eben so, wie Sie wollen. Legen Sie die Hände aufs Wagendach.«
    »Was soll dieser –«
    »HÄNDE AUF DEN WAGEN!«
    Chastains Hände kamen hoch.
    »Ist ja gut … immer mit der Ruhe, Bosch, nur keine Aufregung.«
    Er ging auf den Wagen zu und legte die Hände flach aufs Dach. Bosch stellte sich hinter ihn und nahm ihm die Waffe aus dem Holster. Dann trat er wieder zurück und steckte sie in sein Holster.
    »Nach einer Zweitwaffe muß ich wohl nicht erst suchen. Sie haben Ihre bereits bei Frankie Sheehan benutzt, stimmt’s?«
    »Was? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie eigentlich reden.«
    »Schon gut.«
    Mit der rechten Hand drückte Bosch gegen Chastains Rücken, mit der linken langte er um ihn herum und nahm ihm die Handschellen vom Gürtel. Er zog Chastain einen Arm nach hinten und legte ihm eine Handschelle ums Handgelenk. Dann zog er den anderen Arm nach hinten und verfuhr damit genauso.
    Bosch führte Chastain um den Slickback herum und ließ ihn rechts hinten einsteigen. Dann setzte er sich ans Steuer. Er nahm Chastains Waffe aus seinem Holster, legte sie in seinen Aktenkoffer und steckte seine eigene Waffe in sein Holster zurück. Dann stellte er den Rückspiegel so, daß er schnell einen Blick auf Chastain werfen konnte, und betätigte den Hebel, der bewirkte, daß sich die Hintertüren von innen nicht mehr öffnen ließen.
    »Sie bleiben so sitzen, daß ich Sie sehen kann. Die ganze Zeit.«
    »Sind Sie übergeschnappt? Was soll dieser Scheiß? Wohin bringen Sie mich?«
    Bosch legte den Gang ein und fuhr los. Er fuhr so lange nach Westen, bis er auf dem Normandie Boulevard nach Norden abbiegen konnte. Es vergingen fast fünf Minuten, bevor er Chastains Frage beantwortete.
    »Wir fahren ins Parker Center. Und wenn wir dort sind, werden Sie mir erzählen, wie Sie Howard Elias, Catalina Perez … und Frankie Sheehan umgebracht haben.«
    Bosch spürte, wie ihm Wut und Galle in die Kehle stiegen. Er dachte an eine der unausgesprochenen Botschaften, die er von Garwood erhalten hatte. Er hatte ganz primitive Vergeltung gewollt, und die wollte im Moment auch Bosch.
    »Schön, fahren wir also ins Parker«, sagte Chastain. »Aber trotzdem, was Sie da sagen, ist nichts als ein riesiger Haufen Scheiße! Der Fall ist ABGESCHLOSSEN, Bosch! Finden Sie sich endlich damit ab.«
    Bosch begann Chastain die Litanei seiner verfassungsmäßigen Rechte auf Aussageverweigerung herunterzubeten und fragte ihn schließlich, ob er alles verstanden hätte.
    »Sie können mich mal.«
    Bosch machte weiter und sah dabei alle paar Sekunden in den Rückspiegel.
    »Das macht nichts, Sie sind ein Cop. Sie können keinem Richter weismachen, Sie würden Ihre Rechte nicht kennen.«
    Er wartete einen Moment und sah seinen Gefangenen im Spiegel an, bevor er weitermachte.
    »Sie waren Elias’ Quelle. Jahrelang haben Sie ihm alle Informationen beschafft, die er für seine Fälle brauchte. Sie –«
    »Falsch.«
    »– haben die Polizei verraten und verkauft. Das Allerletzte, Chastain. War das nicht, wie Sie es selbst bezeichnet haben? Das Allerletzte? Das waren Sie, Mann,
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