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Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)

Titel: Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
Autoren: Martin Walker
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Abschleppwagen angerumpelt. Lespinasse, der Besitzer
der örtlichen Kfz-Werkstatt, kletterte heraus, gefolgt von seiner Schwester vom
Blumenladen und seinem Cousin, der den tabac führte. Sie
alle schüttelten dem Bürgermeister und seiner Gefolgschaft die Hand und winkten
Bruno zu. Bald darauf war das unverkennbare Knattern eines älteren Citroen 2 cv zu hören, mit dem sich Pamela
ankündigte, die Frau, mit der Bruno öfter das Bett teilte. Von vielen wurde sie
immer noch „die verrückte Engländerin“ genannt, sogar in Brunos Hörweite. Weil
in Frankreich mittlerweile alle ausländischen Mitbürger das Recht hatten, an
Gemeindewahlen teilzunehmen, hatte der Bürgermeister vorgeschlagen, sie als
Kandidatin für einen Sitz im Stadtrat aufzustellen, womit er sich erhoffte,
die Stimmen der Ausländer zu gewinnen. Man konnte darin aber auch ein Zeichen
dafür sehen, dass Pamela inzwischen als Bürgerin von Saint-Denis voll anerkannt
wurde.
    Sosehr sich Bruno über sie und ihr Lächeln freute, mit dem sie ihn
anstrahlte, so war er doch durch ihr Auftauchen auch irritiert, weil er sich
unter ihrer Beobachtung in seiner offiziellen Rolle gehemmt fühlte.
Normalerweise mochte er Pamelas neckende und leicht spöttische Art, die die
meisten Briten ihrer Polizei gegenüber an den Tag legten. Aber das stete
Anwachsen der Menschenmenge machte ihn langsam nervös.
    Er versuchte, die Situation einzuschätzen. Wider Erwarten begann sich
die Menge in zwei Lager zu teilen. Jenseits des Haupttores kamen die ecolos zusammen,
davor sammelte sich der große Rest, allen voran junge Frauen mit Kinderwagen
und Buggys. Einige von ihnen kannte Bruno gut. Es waren die Frauen und Kinder
der Männer, die im Sägewerk arbeiteten und nun ohne Verdienst auskommen
mussten, bis Pons neue Jobs für sie geschaffen haben würde. Sie gruppierten
sich vor dem schmalen Seitentor, durch das ihre Ehemänner immer gegangen waren,
und starrten wütend auf die skandierenden Umweltschützer. Bruno prüfte kurz
den Sitz seiner Schirmmütze und schlenderte hinzu, um sie zu begrüßen und den
kleinen Kindern ein wenig die Haare zu zerzausen. Mit den Müttern hatte er beim
Saint-Jean-Fest getanzt, den Jüngeren Tennis beigebracht. Er war Gast auf ihren
Hochzeiten und bei den Taufen der Kinder gewesen, hatte mit den Vätern gejagt
und Rugby gespielt.
    „Ein trauriger Tag“, sagte er zu Axelle, deren Zwillingstöchter hinter
ihrem Rock verstohlen zu Bruno aufblickten.
    „Verdammte ecolos, immer stecken sie ihre Nasen in anderer
Leute Angelegenheiten“, schnauzte sie. „Wie kommt es, dass der Staat sich nicht
einmal zur Abwechslung um Leute wie uns kümmert?“
    „Emile wird bald wieder Arbeit haben“, versuchte Bruno zu beruhigen.
„Und wie ich höre, hast du eine Stelle an der Grundschule bekommen. Emdes
Mutter wird bestimmt gern auf die Kinder aufpassen.“
    „Einige wenige haben Glück“, schniefte eine andere Mutter. „Für mich
gibt es keine Arbeit, und die Lohntüte, die Pierre heute bekommt, wird vorerst
die letzte sein. Weihnachten wird dieses Jahr ziemlich mager ausfallen.“
    „Seid ihr endlich zufrieden, ihr Schweinehunde?“, brüllte Axelle den
Umweltschützern entgegen. „Unsere Kinder werden hungern, weil ihr Spinner euch
über ein bisschen Qualm aufregt.“
    „Pons raus, Pons raus!“, skandierten die Grünen, angeführt von dem
dynamischen jungen Mann mit Megaphon. Bruno hielt ihn für die merkwürdigste
Figur in diesem Schauspiel. Als verlorener Sohn von Saint-Denis war er nach
jahrelanger Weltenbummelei in einem brandneuen Porsche Cabrio zurückgekehrt,
mit genug Geld für den Kauf eines alten Bauernhofes und dessen Umbau in ein Restaurant,
dazu einer Menge exotischer Geschichten vom Leben in Hongkong, Bangkok und
Singapur. Seit seiner Rückkehr zeigte er ein starkes Interesse an Lokalpolitik
und viel Engagement für grüne Themen. Mit großem Eifer hatte er, nicht zuletzt
finanziell, jene Klage unterstützt, die letztlich zur gerichtlichen Anordnung
der Schließung des Sägewerks seines Vaters geführt hatte. Guillaume Pons, so
der Name des jungen Mannes, der allerdings lieber Bill genannt werden wollte,
schien entschlossen, seinen Vaterhass mit allen verfügbaren Mitteln auszuleben.
    Bruno näherte sich dem Chor der brüllenden ecolos und tippte
Bill auf die Schulter. „Könnten Sie mit den Parolen vielleicht einmal für einen
Moment aufhören? Die Frauen da drüben machen sich Sorgen und sind aufgebracht,
weil ihre Männer ihre
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