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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
Autoren: Wilfried Huismann
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internationale politische Gremien. Nur selten bekommt man Einblick in die Strukturen dieser Parallelmacht – in der Regel nur, wenn ein gewählter Politiker Zweifel bekommt und Sand ins Getriebe streut, so wie es der belgische Minister für Umwelt und Landwirtschaft Guy Lutgen im Jahr 1997 tat, nachdem die Weltbank verkündet hatte, sie habe mit dem WWF ein Regenwald-Bündnis geschlossen: die Globale Allianz für den Erhalt und für die nachhaltige Nutzung von Wäldern.
    Über Umwege bin ich in den Besitz eines aufschlussreichen Briefwechsels zwischen Guy Lutgen und dem damaligen Präsidenten der Weltbank, James D. Wolfensohn, gekommen. Lutgen schrieb einen wenig diplomatischen Brief, in dem er die Weltbank vor dem Bündnis mit dem WWF warnte. Er war entsetzt darüber, dass die Weltbank die WWF-Faustregel kritiklos übernahm, nur noch 10 Prozent der Wälder am Leben zu lassen. Lutgen plädierte auch dagegen, dass private Firmen sich gemeinsam mit dem WWF die Zertifikate selbst ausstellen können, die sie für ihre Geschäfte brauchen: »Wie kann eine Zertifizierung als unabhängig bezeichnet werden, wenn ihre Regeln von einer Handvoll NGOs und Unternehmen ausgearbeitet worden sind, ohne jegliche Überwachung durch öffentliche Instanzen? ... Das Risiko besteht darin, dass bestimmte Regierungen oder Unternehmen mit diesem System die nicht-nachhaltige Ausbeutung von 90 Prozent der Wälder legitimieren können, wenn sie die übrigen 10 Prozent wirtschaftlich schwer erschließbarer Wälder unter Naturschutz stellen.«61
    Die Befürchtungen des belgischen Ministers sollten sich als berechtigt erweisen. Die von den Agrarkonzernen und dem WWF auf den Markt gebrachten Zertifikate sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind. Das kann jeder Kunde schon im Baumarkt feststellen. Immer mehr Bretter oder Möbel tragen inzwischen das Nachhaltigkeitssiegel FSC. Die meisten Menschen kaufen das geprüfte Holz in dem Glauben, damit etwas Gutes für den Regenwald zu tun. Lesen sie auch das Kleingedruckte? Gleich neben dem FSC-Logo steht in den meisten Fällen das harmlos klingende Wort: »Mix«. Das bedeutet gemäß den Regularien des Forest Stewardship Councils FSC, dass nur 10 Prozent des Holzes aus zertifizierter Produktion stammen müssen, der Rest stammt aus industriellen Baumplantagen oder Recyclingmaterial; Holz aus illegalen oder nicht nachweisbaren Quellen oder aus Raubbau soll nach den FSC-Grundsätzen ausgeschlossen sein. Jedoch ist die genaue Herkunft der zertifizierten Hölzer für die Kunden nicht erkennbar, eine Rückverfolgbarkeit ist für sie also nicht möglich.
     
    Der weitsichtige Minister Guy Lutgen erhielt auf seinen Warnbrief an die Weltbank eine freundliche und unverbindliche Antwort von Präsident Wolfensohn. Der wies die Kritik zurück und bekräftigte das strategische Bündnis mit dem WWF. Ganz nebenbei bestätigt seine Antwort, dass es tatsächlich eine geheime WWF-Planung gibt, wonach nur noch 10 Prozent der Wälder erhalten bleiben sollen: »Wir stimmen dem WWF-Ziel zu, mindestens 10 Prozent der Wälder zu schützen, denn es müssen Prioritäten festgelegt werden und dazu gehört, einen angemessenen Prozentsatz der Waldflächen unter Schutz zu stellen.«62
    Wolfensohn beharrte in seinem Brief darauf, dass Zertifizierungssysteme privat eingerichtet und geführt werden sollten und nicht von öffentlichen Instanzen. Eine wichtige Aufgabe der Zertifizierung sei es schließlich, den Handel mit Tropenholz in Schwung zu bringen: »Sie kann dabei helfen, die Errichtung von Handelsbarrieren zu vermeiden.« Das ist des Pudels Kern: Es geht bei den WWF-Bündnissen und den von ihm kreierten Zertifizierungssystemen in erster Linie um die Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen.

     

    Kopie des Briefes von James D. Wolfensohn an Guy Lutgen
    Guy Lutgen wollte die Macht des WWF zurückdrängen, weil sie nach seiner Meinung durch nichts und niemanden legitimiert ist: »Es ist doch überraschend, dass eine internationale Organisation wie die Weltbank ein Abkommen mit einer Nicht-Regierungsorganisation schließt, die als Lobbyorganisation in Zertifizierungssystemen operiert, die keiner demokratischen Kontrolle unterliegen und die außerdem von keiner internationalen Instanz beschlossen worden sind.«
    Die belgische Regierung konnte sich 1997 mit ihren Bedenken nicht durchsetzen – und für den WWF hat sich das Bündnis mit der mächtigen und reichen Weltbank als genialer Coup erwiesen. Seit 1997 tauchen
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