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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
Autoren: Wilfried Huismann
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zusammenhängende »Tigerlandschaft«. Die kommunistische Regierung des Landes höre auf den Rat des WWF.
    Offen gibt er zu, dass »der WWF die Eingeborenenstämme anfangs nicht an der Konzeption von Tigerschutzgebieten beteiligt« habe. »Aber irgendwann haben wir verstanden, dass man den Tiger nur schützen kann, wenn man die Leute vor Ort einbezieht. Denn der Tiger hält sich nicht an die Grenzen des Reservats. Sobald er in die Pufferzone kommt, gibt es Konflikte mit den Menschen, die dort ihre Felder haben. Der Tiger reißt das Vieh der Bauern und macht sie sich zum Feind.« Der nepalesische Staat habe gemeinsam mit dem WWF Konzepte entwickelt, um die Betroffenen schnell und unbürokratisch zu entschädigen.
    Obwohl Pradeep ein kluger und vorsichtig urteilender Mann ist, verteidigt er die Zwangsumsiedlung des Volkes der Tharu: »Für sie war es besser. Nachts wurde der Park geschlossen, sie konnten nicht mehr heraus, selbst dann nicht, wenn sie einen Arzt brauchten; es gab keine Schulen und keine beruflichen Perspektiven für die jungen Leute. Die Umsiedlung ist für alle Seiten eine Win-win-Situation.« Rajendra, mein Reisebegleiter, rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her und kann nicht mehr an sich halten. In Wahrheit seien die Tharu durch die Vertreibung untergegangen, wendet er ein. Die Tourismusindustrie haben sich clevere Geschäftsleute aus Kathmandu unter den Nagel gerissen: »Hier gibt es 50 Safari-Unternehmen. Nur ein einziges davon gehört einem Tharu.«
    Pradeep nickt zustimmend und höflich: Es stimmt, die Tharu seien in der nepalesischen Gesellschaft »marginalisiert«, aber es gebe auch für sie »lukrative« Arbeitsplätze: Abends nach dem Dinner führen sie den Touristen ihre traditionellen Tänze vor oder machen mit beim großen Biogasprojekt des WWF. Dabei werden organische Abfälle und menschliche Fäkalien gesammelt und in Energie verwandelt.
    Besonders am Herzen liegt Pradeep eine kleine Werkstatt, die hier im Ort mit Hilfe des WWF gegründet worden ist: Die Mitarbeiter dieser Firma laufen den mit Touristen beladenen Elefanten hinterher und sammeln ihren Dung ein. Jeder Elefant produziert davon 50 Kilogramm am Tag. In der kleinen Fabrik waschen die Tharu die Fasern aus dem Dung und machen daraus Briefpapier und Pappschachteln für die Touristen. Für Pradeep eine klassische »Win-win«-Situation. Könnten die ehemaligen Herren des Waldes das Sammeln von Elefantenkacke auch als Demütigung empfinden? Pradeep Khanal hält das für ausgeschlossen.

4. FISCHIGE FREUNDE
    Ab Mitte der 1980er-Jahre wollte der WWF mehr sein als nur ein Naturschutzbund, der sich für die großen, charismatischen Tiere der Erde einsetzt. Mit einem neuen, ökologischen Ansatz machte er sich auf den Weg, die ganze Schöpfung vor den Grundübeln der Moderne schützen. Welche das waren, beschrieb WWF-Gründer Max Nicholson auf einer Rede zum 20. Geburtstag der Organisation: »Die rücksichtslose, schädliche technische Entwicklung, die maßlose Verschwendung der leicht zugänglichen Energiereserven dieser Welt und schließlich die sinnlose Vermehrung wie unter wild gewordenen Karnickeln. Die traurige Wahrheit ist, dass irgendjemand diese drei großen Scheusale wird bekämpfen müssen, und wenn wir es nicht tun, wer dann?«4
    Im Mission Statement des WWF von Ende 1989 ist zum ersten Mal von einer »nachhaltigen Nutzung erneuerbarer Ressourcen« die Rede – nur so könnten die Artenvielfalt und die natürliche Umwelt des Planeten angesichts der menschlichen Überbevölkerung gerettet werden. Der WWF hat sich unter der Präsidentschaft von Prinz Philip (1981-1996) zu einer globalen Umweltorganisation weiterentwickelt und kooperiert dabei sehr häufig mit Konzernen, die gleichfalls weltweit unterwegs sind. Bei dieser Paarung von Panda und Profit ist ein gemeinsames strategisches Projekt gezeugt worden: die Green Economy. Ein Projekt der Moderne, dass uns trotz Klimakrise und Regenwaldsterben Heil verspricht: mehr Wachstum und mehr Konsum bei gleichzeitigem Erhalt der natürlichen Ressourcen – auf dem Lande und im Wasser.
    Wenn ich früher den sympathischen Panda auf einem Plakat, einer Suppentüte oder einer Bierdose entdeckte, regten sich zumeist positive Gefühle in mir, eine Folge des erfolgreichen Marketings: Der Panda gilt inzwischen als eine der vertrauenswürdigsten Marken der Welt. Erst durch einen Zufall stieß ich auf eine Geschichte, die mein persönliches Panda-Bild erschüttert hat. Im Bremer Steintor
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