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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz
Autoren: Aufbau
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und ich versichere Ihnen, dass es nicht durch eine Unterhaltung passieren würde. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen eins sage: Entweder Sie arbeiten mit uns zusammen, oder auch Sie können sich nicht mehr sicher fühlen.«
    Kara glaubte jedes Wort, der Raum wirkte nun noch beengter als vorher. Baabas starrte ihn vorgebeugt und mit geneigtem Kopf an, es sah so aus, als würde sich der Oberst ganz demütig anhören, was er zu sagen hatte. Doch vermutlich passten Baabas und Demut so gut zusammen wie der Teufel und das Weihwasser. Kara wollte seine Ruhe haben, er musste hier raus, um nach der Nachricht vom Tod seines Freundes wieder zu sich zu finden …
    »Ewan hat mir nicht erzählt, was er in Khartoum getan hat, aber du müsstest es doch wissen, du bist ja schließlich Oberst beim Nachrichtendienst. Er hatte bestimmt Kontakt mit den Behörden hier im Sudan. Das ist unsere Arbeitsweise, wir kooperieren mit den örtlichen Behörden. Das UNODC hat keine Polizeivollmachten und auch keine …
    Baabas erhob sich. »Ihre Hände werden auf Schmauchspuren untersucht; das dürfte zusammen mit den kriminaltechnischen Untersuchungen des Tatorts ausreichen, um Ihre Schuld zu beweisen. Sie wären überrascht, wenn Sie wüssten, wie entwickelt unser …«
    Kara schnellte hoch, sein Gesicht war feuerrot. »Gottverdammich, ich will wissen, was mit Ewan passiert ist!«
    Baabas erteilte seinen Kollegen Befehle, öffnete die Stahltür und wandte sich Kara zu. »Sie stehen vorläufig unter Verdacht, dürfen aber die weiteren Maßnahmen im UN-Hauptquartier abwarten. Die UN-Polizei wird über die Ermittlungen informiert, sobald wir Ergebnisse haben. Eine Abreise aus Khartoum brauchen Sie nicht einmal in Erwägung zu ziehen.«
    ***
    Jetzt war das eingetreten, was Gilbert Birou, der Generaldirektor des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, in den letzten zwei Jahren immer befürchtet hatte: Die Zeitbombe Leo Kara war explodiert. Nur wenige Stunden nach seiner Ankunft in Khartoum hatte er einen sudanesischen Beamten angegriffen. Allerdings war Karas Vergehen im Moment bei weitem nicht Birous größte Sorge. Einer seiner Mitarbeiter war in Khartoum ermordet worden. Er hielt den Telefonhörer aus Plastik so fest, dass es knisterte.
    »Leo, du verstehst sicher, welch schwerwiegende Probleme der Mord an Ewan Taylor für die UN mit sich bringen könnte. Die Lage in Khartoum und im ganzen Sudan ist ohnehin schon explosiv: Die UN werden vornehmlich als Eindringling angesehen, der Generalsekretär musste die sudanesische Regierung öffentlich kritisieren, etwa zwanzig UN-Mitarbeiter wurden in den letzten drei Jahren getötet, und die radikalen Islamisten im Sudan sind eine ständige Gefahr für das Leben unserer Leute. Und was das Schlimmste ist: Der Haftbefehl des Internationalen Gerichtshofs gegen Präsident al-Bashir wegen der Kriegsverbrechen in Darfur droht die ganze Sudan-Operation der UN zunichtezumachen. Mir graust schon allein bei dem Gedanken, was danach in Darfur geschehen würde.«
    Kara hörte dem Erguss seines Vorgesetzten, der französisch sprach, schweigend zu.
    »Präsident al-Bashir hat schon internationale Hilfsorganisationen aus dem Sudan ausgewiesen, obwohl in Darfur eine der schlimmsten humanitären Krisen aller Zeiten herrscht und die größte Hilfsoperation der Geschichte im Gange ist. Es kann gut sein, dass der Mann auch die UN aus dem Sudan verjagt. Der Mord an Taylor darf unser Verhältnis zu den sudanesischen Behörden nicht noch mehr belasten. Der Mörder muss möglichst schnell gefunden werden.«
    Es rauschte eine Weile in der Leitung, ehe Kara antwortete. Er konnte sich zwar halbwegs auf Französisch verständigen, aber wenn er mit seinem Vorgesetzten redete, sprach er immer englisch. Das ärgerte den Generaldirektor.
    »Der Mann vom Aktiven Nachrichtendienst war nicht bereit, mir irgendetwas über den Mord an Ewan zu sagen.«
    »Kein Wunder, wenn du unter Verdacht stehst«, dachte Birou, sagte aber: »Das sudanesische Innenministerium hat mitgeteilt, dass der Chef für Polizeiangelegenheiten der Sudan-Operation der UN über die Ergebnisse der Ermittlungen in dem Mordfall informiert wird. Du bleibst jetzt im Hauptquartier in Khartoum, bis du die Erlaubnis erhältst, das Land zu verlassen. Was für Beweise haben sie eigentlich gegen dich?«
    »Einen Eintrag in Ewans Terminkalender mit der Uhrzeit unseres Treffens. Mit anderen Worten: nichts.«
    Birou legte den Hörer auf und fluchte noch einmal über das
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