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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt
Autoren: Maya Trump
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tun, um ihnen die Schmerzen zu nehmen und sie trotzdem nicht zu stark sedieren.“
    Mit einem Blick auf Salman ergänzte er: „Ihr Mann möchte vielleicht kleinere Ausflüge machen und mit Ihnen hier die Gegend ansehen.“
    Salman legte seine Hand auf meinen Arm. Er sagte zum Arzt: „Wir werden alles tun, was Sie für nötig halten.“
    Der Arzt nickte und sah mich eindringlich an: „Eine Chemotherapie halte ich nicht für angemessen“, sagte er, „da wir ihnen damit zu viel von ihrer die Lebensqualität nehmen. Doch die weitere Behandlung machen wir von dem Ergebnis der weiteren Untersuchungen abhängig.“ Damit waren wir fürs Erste wieder entlassen.
    Wir gingen zusammen in die Cafeteria, um uns einen Kaffee und ein Stück Kuchen zu kaufen. Ich hatte einfach immer Lust auf Süßes. Nachdem ich meinen Schokoladenkonsum drastisch eingeschränkt hatte, war ich ständig auf der Suche nach anderen Süßigkeiten.
    An ein paar wenigen Tischen saßen auch andere Patienten. Mir fiel auf, dass sie alle einen sehr entspannten Eindruck machten. Wir wurden freundlich gegrüßt und natürlich genau gemustert. Vor allem Salman wurde intensiv beobachtet. Er benahm sich wie immer wie ein perfekter Gentleman, er holte mir eine Tasse Kaffee und brachte mir ein Stück Kuchen, nicht ohne vorher meinen Stuhl zurecht zu rücken und sich zu vergewissern, dass ich es bequem hatte.
    Nachdem das Gespräch mit Dr. König keine neuen Aspekte ergeben hatte, sagte Salman: „Wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, werden wir hoffentlich etwas unternehmen können. Denn hier unter den Kranken wirst du nur depressiv.“
    Ich nickte, obwohl ich ziemlich sicher war, dass es mit Ausflügen nicht mehr klappen würde. Meine dauernde Müdigkeit und Abgeschlagenheit machte mir sehr zu schaffen. Jede Bewegung fiel mir schwer und allein das aufrechte Sitzen auf einem Stuhl war eine große Anstrengung. Außerdem stellten mich die Tabletten ruhig. Ich konnte einfach stumpf vor mich hin sehen, ohne mich zu bewegen. Trotzdem hoffte ich, dass Salman Recht behalten würde.
    So schön diese Klinik auch war, das Gefühl hier meinem Ende entgegen zu sehen, war eher ein Albtraum. Viel lieber wäre ich an irgendeinen Platz auf der Erde gefahren oder geflogen, wo immer die Sonne schien und ich das Meer rauschen hörte. Doch dort gab es keine Klinik, die mir Schmerzfreiheit garantieren würde und ich merkte, wie wichtig das plötzlich war.
    Salman brachte mich wieder auf mein Zimmer und stellte mir einen Liegestuhl auf den kleinen Balkon. Ich nahm mir ein Buch und setzte mich in die Sonne. Salman telefonierte. Ich hörte ihn durch die Türe leise aber eindringlich sprechen. Er telefonierte mit Kairo. Ich verstand zu wenig Arabisch, dass ich dem Gespräch hätte folgen können, doch der Stein in meiner Brust wurde immer schwerer, je länger diese Unterhaltung dauerte.
    Als er endlich aufgelegt hatte, sah ich ihn an dem kleinen Schreibtisch sitzen, den Kopf auf beide Hände gestützt. Sein Blick ging ins Leere. Ich hatte nicht die Kraft, ihn zu fragen, was passiert sei. Salman stand auf und verließ den Raum, ohne sich nach mir umzusehen. In mir stieg wieder Panik auf. Die Angst, dass er mich jetzt verlassen könnte, war so stark, dass ich es nicht schaffte, von meinem Stuhl aufzustehen. Die Sonne war bereits um das Haus herumgewandert, als Salman zurückkam. Er half mir, wieder ins Zimmer zurück zu gehen und setzte sich zu mir auf die Couch. Er hatte noch kein Wort gesprochen doch die Spannung zwischen uns war kaum zu ertragen. Endlich legte er die Hand auf mein Knie und sagte: „Arven, ich muss dir etwas sagen.“ Sein Atem streifte meine Wange, ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, denn die Angst schnürte mir die Kehle zu. Trotzdem flüsterte ich: „Sag mir die Wahrheit!“ Salman holte tief Luft, dann begann er:
    „Es ist etwas geschehen, das meine Rückkehr nach Kairo erfordert.“ Er sprach nicht weiter, doch ich fühlte genau, dass er mit sich rang, mir den wahren Grund zu nennen. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis er erneut das Wort ergriff:
    „Ich werde Vater!“ Er hatte diese Worte so leise gesprochen, dass ich sie kaum verstehen konnte. Mein Albtraum wurde nun zur Wirklichkeit. Die Frau, die bei ihm eingezogen war, war mehr als eine Haushaltshilfe gewesen. Diese Gewissheit traf mich trotzdem wie das Beil eines Henkers. Ich musste nicht nachfragen, wer es war, wie sie hieß und warum das gerade jetzt passieren musste. Ich hatte ihn
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