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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt
Autoren: Maya Trump
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besuchten uns jedes Jahr, da meine Großmutter sehr reiselustig war. Im letzten Jahr hatte sie zusammen mit meinen Eltern eine Safari durch den Sambesi-Nationalpark gemacht. Ich war leider im Internat gewesen. Ich hatte meine Großeltern seit drei Jahren nicht mehr gesehen, da sie immer zu Zeiten kamen, wo ich in der Schule war. Die Eltern meines Vaters waren deutsche Emigranten, die während des zweiten Weltkriegs nach USA ausgewandert waren. Großvater hatte als Forscher in den Los Alamos Labors gearbeitet. Über die Zeit, als wir noch in Arizona lebten, ist nicht viel in meinem Gedächtnis geblieben. In den ersten Jahren war wohl meine Großmutter öfter bei uns gewesen, aber an Großvater kann ich mich kaum erinnern. Jetzt sollte ich sie bald wiedersehen.
    Endlich wurden wir wieder zum Flugzeug gebracht. Wir nahmen unsere Plätze ein und der Start ging ohne Verzögerung vonstatten. Ich war schon so oft geflogen, dass ich keine Lust verspürte, aus dem Fenster zu schauen. Ich versuchte zu schlafen, da ich mich auch mit meiner Mutter nur ungern unterhalten wollte. Sie schaffte es immer, mir Dinge zu entlocken, die ich eigentlich nicht sagen wollte.
    Unser Flug dauerte über 10 Stunden und ich wurde am Ende doch sehr ungeduldig. Der Flugkapitän kündigte die Inseln rechtzeitig an, so dass wir den Anflug richtig genießen konnten. Hawaii war aus der Luft so wunderschön, dass ich es kaum glauben konnte, dort Urlaub zu machen. Mein Vater strahlte, als er unsere begeisterten Gesichter sah. Wir landeten auf der größten Insel und mussten mit einem kleineren Flugzeug weiter auf eine der nördlichen Inseln. Unser Hotel lag direkt an einer weißen Sandbucht mit Blick auf das türkisfarbene Meer und die vorgelagerten Inseln. Mein Vater hatte eine Bucht ausgesucht, die vom Wellengang her nicht so gefährlich war, wie die übrigen Buchten im Norden der Insel. Er hatte sich gründlich informiert. Ich durfte zwar einen Surfkurs machen, aber es sollte nicht zu gefährlich sein.
    Unsere Wohnung hatte eine kleine Terrasse, von der aus man direkt zum Strand laufen konnte. Dort standen hohe Palmen und kleine Hütten mit Palmdächern. Es war so malerisch, dass ich fast vergaß zu atmen. Ich hatte kaum Zeit, meine Koffer auszupacken, dann rannte ich schon los. Der Strand war wirklich so traumhaft, wie er vom Flugzeug her ausgesehen hatte. Weißer Sand, weich und unglaublich fein. Eine Brandung, die leise rauschte und Wasser, das fast Badewannentemperatur hatte. Ich legte mich in den Sand, die Beine halb im Wasser, und ließ die Brandung über mich hinweg spülen. Meine Eltern saßen mit einem Begrüßungscocktail auf der Terrasse unseres Appartements.
    Meine Gedanken kehrten zu Salman zurück. Wie schade, dass ich ihn nur heimlich treffen konnte, dass er niemals an meinem Leben teilnehmen konnte. Ich sah Frauen mit dunkelhäutigen Männern am Strand herumtollen. Wir würden uns nie in der Öffentlichkeit zeigen können. Weiße und Schwarze vermischten sich nicht in Kenia. So lange meine Eltern Macht über mich haben würden, würden sie es verhindern.
    Außerdem war Salman Vater. Diese Tatsache wollte nicht in meinen Kopf. Ich wusste noch nicht einmal ob es ein Mädchen oder ein Junge war. Ich hatte ihn nicht danach gefragt. Der Vorsatz, diesen Urlaub zu genießen und nicht an ihn zu denken, wollte mir nicht gelingen. Ich musste nur die Augen schließen, um ihn zu spüren, seine Hände auf meinem Körper und seinen Mund, der mich begierig aufsaugte.
    Nachdem die Sonne blutrot im Meer untergegangen war; ein Bild wie auf einer Kitschpostkarte, gingen wir zu einem Seafood-Restaurant. Meine Eltern liebten es, Fisch zu essen, ich dagegen bevorzugte Steaks. Das Publikum war bunt gemischt. Viele Europäer, darunter Amerikaner und dunkelhäutige Menschen, die ich nicht einordnen konnte. Mein Vater behauptete, die Gäste hätten sich Einheimische angeheuert, um das Inselerlebnis perfekt zu machen. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass man sich einen Einheimischen mieten konnte wie ein Auto. Als wir wieder in unserem Appartement waren, schalteten meine Eltern das TV Gerät ein. Es gab Nachrichten aus Europa.
    Ich ging auf die Terrasse, um dem Meer zuzuhören. Ein Aufschrei meiner Mutter riss mich aus meinen Träumereien.
    Ich rannte wieder hinein, um zu sehen was los war. Meine Eltern saßen wie paralysiert vor dem Fernseher und meine Mutter zeigte mit dem Finger auf den Bildschirm, ohne einen Blick davon zu wenden. Ich konnte zuerst
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