Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
bleiben, ohne irgendwen hinters Licht zu führen. Ein Richter vom Revisionsgericht ging als Ara. Es gab einen Bären, zwei Gnus und einen Panda mit Kondom. Die Loverley- Schwestern trugen gestreifte Dildos zur Schau und behaupteten, sie seien Zebras, während der übereifrige Labradorhund Lord Forsyth in der Bibliothek an eine Stehlampe urinierte und von Mrs. Hinkle, einer der Richterinnen im Crufts College, wiederbelebt werden mußte. Sogar die Detektive, die sich unter die Menge gemischt hatten, trugen Pumakostüme. Nur der Dekan und der Obertutor kamen als Menschen, und sie waren nicht eingeladen.
    »Cathcart ist der einzige Mensch, den ich kenne, der es könnte«, hatte der Dekan plötzlich beim Abendessen im leeren Speisesaal gesagt.
    »Was könnte?« hatte sich der Obertutor erkundigt. »Den Premier sprechen«, hatte der Dekan geantwortet. »Ihn dazu bringen, die Berufung des Rektors zu annullieren.« Der Obertutor zerlegte geschickt eine Haxe und wischte sich die Finger ab. »Mit welcher Begründung?«
    »Ganz generell schlechte Verwaltung«, sagte der Dekan.
    »Schwer zu beweisen«, wandte der Obertutor ein.
    Der Dekan nahm sich ein paar Nierchen in pikanter Soße, und Arthur schenkte Wein nach. »Lassen Sie uns noch einmal die Fakten durchgehen. Seit er im College eintraf, starben ein Student und eine Aufwartefrau, ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude wurde dem Erdboden gleichgemacht, von Veruntreuung war die Rede, es gab einen Skandal, in dem es um die Zulassung unqualifizierter Kandidaten ging, dann kam der Rausschmiß Skullions, und jetzt maßt sich der Rektor zu allem Überfluß auch noch diktatorische Vollmachten an.«
    »Aber gewiß ...«
    »Geduld«, sagte der Dekan. »Wir beide mögen zwar wissen, daß der Rektor nicht für alles verantwortlich ist, doch die Öffentlichkeit denkt anders darüber. Haben Sie den Telegraph von heute gelesen?«
    »Nein«, sagte der Obertutor, »aber ich kann mir denken, was Sie meinen. In der Times standen drei Spalten Leserbriefe, die alle Skullions Erklärungen in der Glotze bejubelten.«
    »Genau«, sagte der Dekan. »Im Telegraph steht außerdem ein Leitartikel, in dem energische Maßnahmen gegen studentische Disziplinlosigkeit verlangt werden und eine Rückkehr zu den Werten, für die Skullion so beredt eintrat. Was auch immer man von Carringtons Sendung halten mag, sie hat jedenfalls einen öffentlichen Protest gegen Skullions Entlassung bewirkt. Na schön, Porterhouse wurde in den Schmutz gezogen, doch dafür macht man Sir Godber verantwortlich.«
    »Als Rektor, meinen Sie?«
    »Ganz genau«, fuhr der Dekan fort. »Er könnte zwar behaupten ...«
    »Als Rektor hat er die ganze Verantwortung zu tragen«, sagte der Obertutor.
    »Dennoch kann ich mir nicht denken, daß der Premierminister ihn so mir nichts dir nichts entläßt. Das würde ein schlechtes Licht auf seine eigene Urteilsfähigkeit werfen.«
    »Die Regierung steht zur Zeit nicht gerade gut da«, sagte der Dekan. »Da fehlt nur ein kleiner Stups ...«
    »Ein Stups? Von wem?«
    Der Dekan schmunzelte und bedeutete Arthur, er möge sich verziehen. »Von mir«, sagte er, als der Kellner in die Dunkelheit des tiefer gelegenen Speisesaalteils geschlurft war. »Von Ihnen?« sagte der Obertutor. »Wie das?«
    »Haben Sie schon einmal etwas von Skullions Schützlingen gehört?« sagte der Dekan. Sein aufgedunsenes Gesicht glänzte im Kerzenlicht.
    »Ach, diese alte Geschichte«, sagte der Obertutor. »Ist doch bestimmt ein alter Witz?«
    Der Dekan schüttelte den Kopf. »Mir liegen die Namen, Daten und Summen vor«, sagte er. »Ich habe die Namen der Studenten, die damals die Arbeiten verfaßten. Ich habe sogar einige Arbeitsproben.« Er legte seine Fingerspitzen gegeneinander und nickte. Der Obertutor starrte ihn an. »Nein«, murmelte er.
    »Doch«, versicherte ihm der Dekan.
    »Aber wie?«
    Der Dekan zog sich ein wenig zurück. »Sagen wir einfach, daß ich sie habe«, erklärte er. »Es gab eine Zeit, in der ich diese Praxis ablehnte. Damals war ich noch jung und steckte voller alberner Ansichten, die sich inzwischen geändert haben. Zum Glück habe ich die Beweisstücke nicht vernichtet. Verstehen Sie jetzt, was ich mit einem Stups meine?«
    Der Obertutor verschluckte sich vor Verblüffung am Wein. »Doch nicht der Premier?« murmelte er.
    »Nein«, gab der Dekan zu, »aber der eine oder andere seiner Kollegen.« Der Obertutor überlegte, welche Minister in Porterhouse studiert hatten.
    »Mir liegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher