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Schwaerzer als der Tod Thriller

Titel: Schwaerzer als der Tod Thriller
Autoren: Tami Hoag
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für eine gute Idee?«, fragte Dixon. »Können Sie sich denn zusammenreißen?«
    »Wenn ich muss, ja«, sagte Vince ruhig. »Ich will nur kurz mit ihr sprechen. In Ihrem Beisein.«
    »Na gut.«
    Vince trat ein und legte die Aktenmappe auf den Tisch.
Janet Crane funkelte ihn an. Sie stand da, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Bitte, setzen Sie sich, Mrs Crane«, sagte er in ruhigem, respektvollem Ton, sachlich.
    Sie zögerte.
    »Bitte«, wiederholte er ruhig.
    Janet Crane nahm auf dem Stuhl Platz. Besser gesagt auf der Kante des Stuhls - kerzengerade, die Arme nach wie vor verschränkt.
    »Es tut mir leid, dass ich vorhin die Fassung verloren habe«, sagte er und nahm ihr gegenüber Platz. »Ich war aggressiv und habe es Ihnen gegenüber an Respekt missen lassen, und dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich habe mich von meinen Gefühlen mitreißen lassen. Wahrscheinlich können Sie das jetzt nachvollziehen, da Sie mit Ihrer Angst fertig werden müssen, nicht zu wissen, wo sich Ihr Sohn im Moment aufhält.«
    Sie reckte das Kinn in die Höhe und sah ihm in die Augen. »Sie haben ja keine Ahnung, wie ich mich im Moment fühle.«
    Vince nickte und sah nach unten. »Ich glaube schon. Im Laufe der vielen Jahre, die ich nun beim FBI bin, habe ich oft mit den Eltern von vermissten Kindern zu tun gehabt. Es ist furchtbar, wenn man nicht weiß, wo jemand, der einem so viel bedeutet, sich aufhält, und man diese Situation in keiner Weise beeinflussen kann.
    Miss Navarre bedeutet mir einiges«, bekannte er. »Es nimmt mich sehr mit, dass sie verschwunden ist - und auch, dass Ihr Sohn Tommy verschwunden ist. Ich halte es für wahrscheinlich, dass die beiden bei Ihrem Ehemann sind und dass sich beide in akuter Gefahr befinden.«
    »Peter würde Tommy niemals etwas zuleide tun«, sagte sie, den Zeigefinger in die Höhe gereckt. »Niemals.«

    »Nicht der Peter, den Sie kennen«, sagte Vince. »Der Peter, den Sie kennen, ist ein guter, aufrechter Mann, ein Familienmensch. Ein wirklich netter Kerl. Ich habe ihn kennengelernt und mit ihm geredet. Wirklich, ein netter Mann.«
    »Ja.«
    Er nickte ernst, um ihr zu zeigen, dass er der gleichen Meinung wie sie war. »Ja. Nur geht es im Moment leider nicht um diesen Peter, Mrs Crane. Hier geht es nicht um Ihren Ehemann. Der Mann, um den es hier geht - den kennen Sie gar nicht. Den haben Sie nie kennengelernt. Genauso wenig wie Ihr Sohn.«
    Darauf sagte sie nichts. Das Ausbleiben einer Antwort sprach Bände.
    »Der Mann, um den es geht, hat das hier getan«, sagte Vince.
    Er zog eine während der Autopsie gemachte Ganzkörperaufnahme von Lisa Warwick aus der Aktenmappe und legte sie vor Janet Crane auf den Tisch.
    Sie wandte den Blick nicht ab, aber aus ihrem Gesicht wich alle Farbe, und sie riss die Augen auf. Dann fing sie an, am ganzen Körper zu zittern und zu zucken.
    »Der Mann, der das getan hat«, sagte Vince in einem nach wie vor ruhigen, gemessenen Ton, »ist nicht Ihr Ehemann. Der Mann, der das getan hat, hat Ihren Sohn in seiner Gewalt. Wenn Sie eine Idee haben, wohin dieser Mann gegangen sein könnte, dann sagen Sie es bitte Sheriff Dixon. Ich danke Ihnen, Mrs Crane, und jetzt entschuldigen Sie mich.«
    Vince verließ ganz ruhig das Zimmer. Er ging den Flur hinunter zur Herrentoilette. Er schaffte es gerade noch in eine der Kabinen, bevor seine Knie unter ihm nachgaben und er erbrach, bis er fast ohnmächtig wurde.
    Der Mann, der Lisa Warwick diese schrecklichen Dinge angetan hatte, und Julie Paulson und Karly Vickers und Gott
allein wusste, wie vielen anderen noch, dieser Mann hatte gerade die Frau in seiner Gewalt, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte.

91
    Der Junge hatte endlich aufgehört zu heulen. Das anfängliche Schluchzen war in ein fast unhörbares Weinen übergegangen, das gar nicht mehr aufzuhören schien. Dann endlich Stille. Wohltuende Stille.
    Er würde den Jungen zuerst töten. Mehr konnte er nicht für ihn tun. Er würde ihn halten und trösten, während er ihn mit der Decke, auf der er lag, erstickte.
    Es würde schnell gehen. Am heftigsten würde sich der Junge in der zweiten und dritten Minute wehren - wenn sein Gehirn um Sauerstoff rang und sich die Panik in ihm breitmachte -, aber er würde rasch das Bewusstsein verlieren, und dann wäre es vorbei. Es wäre vorbei.
    Ein anderer Teil von ihm, ein anderes Ich wäre am Boden zerstört. Aber ihm blieb keine andere Wahl.
    Das hieß, dass sich sein Leben auf einen Schlag verändern
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