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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter
Autoren: Amanda Cross
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Frage ist schließlich, wie Ihr sie aus dem Haus geschafft habt, ohne gesehen zu werden. Es ist schön und gut, wenn die Polizei die Leute befragt, aber wir wissen alle, wie überlastet die Polizei ist, auch wenn sie ihre Arbeit macht, und es schien mir unwahrscheinlich, daß die Angestellten zugeben würden, im entscheidenden Augenblick, sagen wir, bei einer Runde Poker im Keller gewesen zu sein. Ich habe mir gedacht, daß ein paar eindringliche Fragen und das Wedeln mit Zehn-Dollar-Scheinen mehr ans Tageslicht bringen könnten, als der Polizei vergönnt war. Darf ich mir noch eine Tasse Tee nehmen?« Da sie keine irgendwie geartete Antwort auf ihre Frage erhielt, nahm Kate die Füße vom Fußteil, stand auf und ging zum Teewagen, um sich nachzuschenken. »Vielleicht kann ich ihn etwas näherschieben, das erspart mir den Weg«, sagte sie und setzte ihre Worte in die Tat um. Sie gab einen Teelöffel Zucker in den Tee, rührte um, setzte sich und legte die Füße wieder hoch.
    »Hören Sie…« sagte Patrick.
    »Nein«, sagte Kate, »erst einmal hört Ihr zu. Wo war ich stehengeblieben?«
    »Sie hatten gerade beschlossen, den Fahrstuhlführer zu bestechen, um an die Antwort zu kommen, die Sie haben wollen.«
    »Etwas grob ausgedrückt, aber richtig. Ich habe mich allerdings anders entschieden, was für den Augenblick meinen Charakter rettet, von meinem Geld ganz zu schweigen. Weil sie gar nicht von hier fortgebracht wurde. Das steht fest, nachdem ich gesehen habe, wie dieses Haus geführt ist. Das Personal ist natürlich nicht wie früher, aber das Haus ist streng nach den besten altmodischen Regeln organisiert. Haben Sie etwas gesagt?«
    Patrick hatte tatsächlich eine überstrapazierte Obszönität geäußert, aber er zog es vor, sie nicht zu wiederholen.
    »Was die anderen Mädchen betrifft, so leben alle in Häusern dieses Stils, vielleicht nicht ganz so straff organisiert, aber es ist unwahrscheinlich, daß um zehn Uhr abends, oder sagen wir lieber halb zehn, die Eingangshalle völlig unbewacht ist. Ich hatte zwar vor, eine Menge Fragen zu stellen, falls es euch recht wäre, oder einige wenige sehr gezielte, falls nicht. Doch ich habe meine Meinung geändert. Ich werde euch gar keine Fragen stellen. Statt dessen werde ich euch etwas erzählen. Einverstanden?«
    »Miss Fansler«, sagte Angelica. »Es geht mir nicht besonders gut. Ich bin gerade erst aus dem Krankenhaus gekommen und…«
    »Ja, meine Liebe, wie Miss Tyringham sagen würde. Und ich fand es sehr klug von dir, ins Krankenhaus zu gehen. Unter Beruhigungsmitteln unzusammenhängende Dinge zu murmeln, hysterische Anfälle zu bekommen, kurz, dich zu weigern, irgend etwas zu sagen. Es war natürlich verständlich, daß du dich entsetzlich fühltest. Es gibt nicht viele Menschen, die wirklich als Tote besser dran sind, aber ich fürchte, eure Mutter war einer dieser Menschen. Das klingt schrecklich? Das soll es auch. Meine Form, auf Matratzen einzuschlagen und mit Kissen zu sprechen. Wenn allerdings ein Mensch, dem wir den Tod gewünscht haben, tatsächlich stirbt, muß man sich ziemlich anstrengen, um nicht geradewegs in einen Abgrund der Selbstvorwürfe hinabzutauchen, besonders, wenn wir schuld an seinem Tod sind.«
    »Das ist Erpressung«, sagte Patrick.
    »Ja, das ist es wohl. Denn wenn ihr meine Geschichte nicht anhört, tut es vielleicht ein anderer, und das könnte unangenehm werden; schließlich kennt ihr die Geschichte noch gar nicht. Wenn ihr wollt, werde ich einfach gehen, nachdem ich fertig bin. In diesem Punkt bin ich wie euer Großvater: Wenn ich euch mein Wort gebe, halte ich es auch. Soviel ihr sonst auch gegen ihn habt, wenn er euch sagt, er wird in den nächsten zwei Stunden etwas Bestimmtes tun, dann glaubt ihr doch, daß er sein Wort auch hält, oder?«
    »O.k. ein Punkt für Sie. Zweifellos haben Sie beide dieselben ehrenwerten Prinzipien. Wahrscheinlich waren Sie schon bei ihm.«
    »In der Tat. Ich komme gerade von seinem Büro, na ja, ein paar Stunden ist es schon her; ich habe sein Einverständnis eingeholt zu diesem Besuch, außerdem haben wir über Vietnam und ein oder zwei andere Punkte gesprochen. Wir sind in keinem Punkt einer Meinung, wirklich, in keinem einzigen, aber ich fühlte mich an Zweikämpfe zur Zeit der Ritter erinnert, als nach festen Regeln gefochten wurde, an die sich jeder hielt. Ich glaube, euer Großvater macht einen Fehler, aber das tut hier nichts zur Sache. Mrs. Banister könnte wahrscheinlich am besten damit
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