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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1
Autoren: bishop
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gehen, als die Hausdame sie aufhielt: »Möchten Sie etwas essen, Meisterin Winter? Oder etwas trinken?«
    Erst jetzt bemerkte Philippa das leere Gefühl in ihrem Bauch. »Gern. Was Sie gerade da haben«, setzte sie hinzu. Sie betrat den Lesesaal und nickte einigen der Frauen zu.

    Irina sah von ihrem Buch auf. »Philippa, endlich! Wo kommst du so spät her? Warst du schon wieder im Palast?«
    »Nein.« Philippa zog einen Stuhl zu Irina heran. Als sie sich setzte, spürte sie die neugierigen Blicke der anderen in ihrem Rücken.
    Irina runzelte irritiert die Stirn. »Nicht? Aber Margret sagte … Ich dachte, du wärst im Dienst des Fürsten unterwegs.«
    »Irina, wir alle stehen im Dienst des Fürsten. Jeden Tag unseres Lebens.«
    Irinas breites Gesicht errötete. »Du weißt, was ich meine«, erklärte sie. »Eine besondere Aufgabe.«
    »Ja.« Philippa lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Ja, das war es auch.«
    Die Hausdame kehrte mit einem Tablett zurück und schob einen Beistelltisch vor Philippa. Sie stellte das Tablett ab und hob geschickt das Teesieb aus der Kanne. »Hier, bitte. Ein belegtes Brot und eine Tasse Tee. Lassen Sie ihn nicht kalt werden.«
    Philippa nahm das Brot, das hauchdünn geschnitten war und mit beinahe durchsichtigen Käse- und Tomatenscheibchen belegt war. Sie schlang es mit vier Bissen hinunter und hätte gut noch drei weitere verspeisen können. Sie goss den Tee in eine Tasse aus chinesischem Porzellan und drehte sie in Händen, blickte in die köstliche braune Flüssigkeit und erinnerte sich an den dicken getöpferten Becher, aus dem sie auf dem Unteren Hof diesen bitteren, schwarzen Tee getrunken hatte. Sie sah sich noch einmal in dem komfortablen Lesesaal um, betrachtete den polierten Boden, die weich gepolsterten Stühle, die perfekt zurechtgemachten Frauen in ihrer adretten Reitkleidung und den blitzblanken Stiefeln. Abgesehen von dem deutlich wahrnehmbaren
Pferdegeruch, der in der Akademie allgegenwärtig war, herrschte hier eine elegante Atmosphäre. Wie sollte dieses Bauernmädchen aus Willakhiep hier nur hinein passen?
    »Erzählst du es mir?«, drängte Irina.
    Philippa nahm einen weiteren Schluck und stellte dann ihre Tasse ab. »Ich kann nicht.« Als Irina verärgert die Lippen zusammenpresste, wallte Ungeduld in Philippa hoch. »Du wirst es noch früh genug erfahren, wie die anderen auch. Ich darf nichts sagen, bevor ich den Fürsten getroffen habe. Margret und ich sind uns einig, dass es so am besten ist.«
    Irina zuckte mit den Schultern. »Mach, was du willst, Philippa. Deine Klasse hat sich heute übrigens sehr gut gemacht. Du solltest allerdings Geraldina Prinz im Auge behalten. Ihr Grauer war ein bisschen launisch.«
    »Prinz? Lächerlich. Er ist niemals launisch. Was hast du denn mit ihnen gemacht?«, fragte sie scharf.
    Irina richtete sich auf und schwang die Beine von der Fensterbank. »Was denkst du denn, Philippa? Natürlich haben wir Flugformationen geübt. Spitzkehren und Wenden. Nichts, was deine Mädchen nicht schon hundertmal durchexerziert hätten. Und genau das hast du doch auch von mir erwartet, richtig?«
    Philippa hob entschuldigend die Hand. »Irina, ich habe damit nicht … Ich wollte dich nicht kritisieren.«
    »Na, da solltest du dich aber mal reden hören«, entgegnete Irina gereizt.
    Philippa wollte ihrer Kollegin dasselbe vorwerfen, doch dann überkam sie plötzlich eine bleierne Müdigkeit. »Zweifellos hast du Recht«, erwiderte sie erschöpft. Sie schob den Tisch zur Seite und erhob sich. »Und nun, wo ich dich verärgert
habe, muss ich dich noch einmal bitten, morgen meine Klasse zu übernehmen.«
    Irina verschränkte die Arme und sah Philippa an. »Also wirklich!« Sie zog die Worte in die Länge und übertrieb den nasalen Akzent, den sie ihrer Erziehung im östlichen Teil des Landes verdankte. »Und würdest du mir erklären, warum du noch eine Stunde verpasst?«
    Philippa fasste sich mit einer Hand in den Nacken. Sie hatte unerträgliche Kopfschmerzen. »Nein, Irina, das werde ich nicht. Eigentlich wollte Margret dich persönlich bitten, aber sie war zu erschöpft, und das bin ich jetzt auch. Kannst du für mich übernehmen, oder muss ich jemand anders fragen?« Ihre Stimme hatte einen scharfen Unterton bekommen, aber sie war zu müde und zu besorgt, als dass sie sich hätte beherrschen können.
    »Oh, schon gut, ich mache es«, sagte Irina. »Du hast die älteren Rechte, und schließlich habe ich keine eigene Klasse. Selbstverständlich,
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