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Schuhwechsel

Schuhwechsel

Titel: Schuhwechsel
Autoren: Rosa Villas
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recht nicht auf dem Weg der Sterne, den lange vor den Christen, schon die Kelten gegangen sind und der mit Jesus nicht im Geringsten etwas zu tun hat, sondern nur mit Gott, dem Erdmagnetismus, geomantischen Erdströmungen und was weiß ich, was es auf diesem Planet für vergessene Geheimnisse gibt, die mit den Wissenden auf den Scheiterhäufen verbrannt wurden.
    Während ich weiter gehe, erinnere ich mich an meinen letzten Geburtstag. Vor nicht einmal zwei Wochen entschied ich mich spontan, eine kleine Vollmond-Geburtstagfeier zu veranstalten und lud ein paar wenige, aber gute Freundinnen, dazu ein. Es waren die ersten warmen Frühlingstage und wir konnten angenehm draußen sitzen.
    Später machte uns mein Sohn am Strand ein Lagerfeuer und mit meinen Freundinnen plante ich ein Ritual: Alles was wir glauben, was uns am Glücklichsein hindert, wollen wir auf ein Blatt Papier schreiben und dem Feuer übergeben, am Ufer des Bodensees, in dieser ersten warmen Vollmondnacht des Jahres.
    Bettina fragte hilflos: „Was soll ich da aufschreiben? Ich habe keine Probleme, bei mir ist alles Bestens“
    ich sagte: „schreib 5 kg auf“
    sie lachte, begann zu schreiben und hörte dann doch so schnell nicht wieder auf.
    Ich schrieb nur einen Satz hin: „Alles was mich hindert, glücklich zu sein.“
    Bescheidenheit war noch nie meine Stärke.
    Als wir alle fertig waren, gingen wir runter zum Strand und übergaben, mit ein paar huldigenden Worten, das Papier dem Feuer. Dann waren wir alle still. Der volle Mond spiegelte sich auf der glatten Seeoberfläche, das Licht des Mondes erhellte die noch schneebedeckten Berge auf der gegenüberliegenden Seite des Sees, die sich wieder in der Wasseroberfläche spiegelten. Es war eine wundervolle und magische Nacht, deren Wünsche bei mir offensichtlich sofort erfüllt wurden, denn ich bin schon auf dem Weg. Auf dem Weg zur „Glückseeligkeit“, zur „biblischen Herrlichkeit“, was auch immer. Auf dem Jakobsweg eben.
    Natürlich weiß ich nicht, ob ich in Santiago de Compostela ankommen werde und ob meine Vorstellung von „Gott“ tatsächlich mit Gott zu tun hat, aber „mein“ Gott, ist die Natur selbst.
    Das Leben, das nichts anderes tut, als zu leben. Das Leben lebt. Immer und immer zu. Es kann nichts anderes, als zu leben und genau diese Lebendigkeit verstehe ich als göttlich. Genau das macht die Natur. Die Natur der Pflanzen, der Tiere und der Menschen.
    In unserer aller Natur liegt das Leben. Wir alle wollen leben und das tun wir auch. Immer und immer zu.
    Das Leben ist untotbar, weil es das Leben ist. Ganz einfach.
    Der Tod bringt nur die Wandlung. Die Veränderung.
    Jeder, der sich mit den Tarotkarten einigermaßen auskennt (und das tue ich wahrlich), weiß, dass der Tod niemals das Ende ist, sondern immer nur eine Veränderung. Nie mehr als das.
    Selbst wenn ein Mensch stirbt, verändert er nur seine Daseinsform.
    Im Moment des Todes verliert der Körper 21g Gewicht. Was das ist und wohin das geht, weiß keiner so ganz genau. Aber dass es so ist, kann man leicht nachweisen. Später beginnt im Körper der Zerfall, Bakterien zersetzen Fleisch, Blut und Knochen, dienen diversen Würmern und Maden als Nahrung (ja, das ist vielleicht gerade eklig, aber so ist es nun mal. Na und?) und die Viecher der Untererde dienen anderen Tieren als Nahrung und so kommt alles wieder zurück in den Kreislauf des Lebens.
    So wie die Sonne, die tagsüber vor der Erde und nachts hinter der Erde scheint, gibt es einfachere und schwerere Zeiten, aber trotzdem scheint immer die Sonne. Irgendwo.
    Und wenn die Sonne mal nicht scheint und es dunkel ist, dann haben wir die Sterne… Also nichts, wovor man sich fürchten muss.
    Auf so einer Wanderschaft, kann man wirklich gut nachdenken. Man geht gleichmäßig, der Körper ist beschäftigt, die Augen sehen die herrliche Natur und trotzdem ist da nichts anderes, als meine Gedanken und ich. Zu meinen Gedanken gesellen sich langsam Schmerzen. Die Ballen meiner Füße tun weh und der schwere Rucksack drückt auf die Hüfte. Es wird Zeit für eine Pause.
    10.00 Uhr
    am Horizont taucht eine Bar auf. In Spanien heißt fast jedes Lokal, in dem man etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen bekommt, „Bar“ und das ist gut so. Ich bin bestimmt schon 15 Kilometer gelaufen, so erledigt wie ich bin.
    Bestelle mir ein Wasser, eine Cola und esse einen Apfel. Schmeckt alles wahnsinnig gut. Schaue in meinem schlauen Büchlein nach, wie weit es noch bis Rabanal ist
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