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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht
Autoren: Mary Higgins Clark
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Arden heimkam. Und Arden war die ganze Zeit in Sichtweite von Rooneys Haus begraben gewesen. Wie oft hatte sie Rooney an Carolines Grab gesehen: War sie einem inneren Zwang gefolgt, als sie dorthin ging? Hatte etwas in ihrem Unterbewußten ihr gesagt, daß sie auch Ardens Grab besuche?
    Sie fragte Dr. Philstrom danach, sehr ernst, mit einer Stimme, die beinahe kindlich klang: »Ist das möglich, Herr Doktor?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, Rooney hatte unbewußt den Verdacht, daß Arden nie von sich aus fortgegangen wäre. Sie kannte ihr Kind.«
    »Ich will meine Kinder wiederhaben«, sagte Jenny.
    »Ich will sie sofort wiederhaben. Wie konnte Erich mich nur so hassen, daß er ihnen etwas zuleide tut?«
    »Er ist ein Mensch, der nicht rational denkt«, antwortete Dr. Philstrom. »Ein Mensch, der Sie begehrte, weil Sie seiner Mutter verblüffend ähnlich sehen, und der Sie zugleich dafür haßte, daß Sie an ihre Stelle getreten sind. Er konnte Ihrer Liebe zu ihm nicht trauen, weil er sich als jemanden sieht, der nicht liebenswert ist. Schon deshalb lebt er ständig in der tödlichen Angst, Sie zu verlieren.«
    »Wir lassen Suchanzeigen wegen der Mädchen drucken, Mrs. Krueger«, sagte der Sheriff. »Wir lassen ihre Bilder in jedem Dorf in Minnesota und in den angrenzenden Bundesstaaten anschlagen. Wir werden sie im Fernsehen bringen. Irgend jemand muß sie ja gesehen haben. Clyde stellt eine Liste mit allen Häusern und Grundstücken zusammen, die Erich besitzt. Dort werden wir als erstes suchen. Vergessen Sie nicht, daß er mindestens einmal hiergewesen ist, und das war nur fünf Stunden nachdem er sie angerufen hat. Im Augenblick konzentrieren wir uns auf das Gebiet im Radius von fünf Fahrstunden von hier.«
    Das Klingeln des Telefons ließ sie alle zusammenzucken. Der Sheriff langte zum Hörer, um abzunehmen, doch Jenny kam ihm instinktiv zuvor.

    »Hallo.« Ihre Stimme bebte so. Ob es Erich war? O
    Gott, war es Erich?
    »Hallo, Mami!«
    Es war Beth.
36
    »Beth!« Sie schloß die Augen, preßte die Knöchel so heftig auf den Mund, daß es schmerzte. Beth lebte noch.
    Was immer er mit ihnen vorhatte, es war noch nicht geschehen. Das Bild, Beth und Tina mit Cordgürteln um den Hals, leblose kleine Puppen. Sie konnte es nicht von ihrem inneren Auge verdrängen.
    Sie fühlte Marks Hände, jene starken Hände auf ihren Schultern. Sie gaben ihr Halt, und ihr Zittern ließ nach.
    Sie entfernte den Hörer ein paar Zentimeter von ihrem Ohr, damit er das Gespräch mitbekam.
    »Beth, hallo, Liebling.« Sie gab sich Mühe, fröhlich und unbeschwert zu klingen. Es war so schwer, nicht zu schreien: »Beth, wo seid ihr?«
    »Habt ihr eine gute Zeit mit Daddy?« fragte sie statt dessen.
    »Mami, du bist gemein. Du bist gestern nacht in unser Zimmer gekommen und wolltest nicht mit uns reden.
    Und du hast Tina zu fest zugedeckt.«
    Beths hohe, vorwurfsvolle Stimme war so laut, daß Mark sie hören konnte. Sie sah die unsägliche Angst in seinen Augen, wußte, daß sie sich in ihren eigenen spiegelte. Tina zu fest zugedeckt. Nein. O Gott, bitte nicht. Erst das Baby. Jetzt Tina.
    »Tina hat ganz laut geweint.«
    »Tina hat geweint?« Sie versuchte, die Wellen von Benommenheit abzuwehren. Sie durfte jetzt nicht in Ohnmacht fallen. »Laß mich mit ihr reden, Beth. Ich hab’

    dich lieb, meine Maus.«
    Nun fing Beth an zu weinen. »Ich hab’ dich auch lieb, Mami. Komm bitte bald.«
    »Mami.« Tinas hilfloses Schluchzen. »Du hast mir weh getan. Die Decke war überall auf meinem Gesicht.«
    »Es tut mir leid, Tina, es tut mir so leid.« Sie riß sich zusammen, damit ihre Stimme nicht versagte.
    »Entschuldige bitte, Tina.«
    Ein Geräusch, als ob der Hörer fortgenommen wurde, dann Tinas Wimmern.
    »Warum bist du so aufgeregt, Jenny? Die Mädchen haben geträumt. Es ist nur, weil du ihnen genauso fehlst wie mir, Liebling.«
    »Erich.« Jenny wußte, daß sie schrie. »Erich, wo seid ihr? Bitte! Ich verspreche dir, ich schreibe den Brief. Ich schreibe alles, was du willst. Aber ich brauche meine Kinder…«
    Sie fühlte, wie Marks Griff um ihre Schultern fester wurde, um sie zur Vorsicht zu mahnen. »Ich meine, ich brauche meine Familie, euch alle.« Sie zwang sich, ruhiger zu sprechen, biß sich auf die Lippen, um nicht zu flehen, er möge ihnen nichts zuleide tun. »Wir könnten so glücklich sein, Erich. Ich weiß nicht, warum ich so merkwürdige Dinge tue, wenn ich schlafe, aber du hast versprochen, mir zu helfen. Ich bin sicher,
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