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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party
Autoren: Agatha Christie
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Spielen, die man auf solchen Kindergesellschaften spielt.«
    »Ah ja, ich glaube, ich habe schon davon gehört, ja.«
    »Es wurde alles Mögliche gespielt. Apfelschnappen und Mehlschneiden und dann das Spiegel-Orakel – «
    »Bei dem das Gesicht des zukünftigen Liebsten im Spiegel erscheint?«
    »Ah«, sagte Mrs Oliver. »Endlich fangen Sie an zu verstehen.«
    »Im Grunde alles alte Volksbräuche«, sagte Poirot. »Und all das fand auf Ihrer Kindergesellschaft statt.«
    »Ja, und es war ein Riesenerfolg. Zuletzt kam der Feuerdrachen. Sie wissen ja, in einer großen Schüssel werden Rosinen verbrannt. Ich glaube« – sie stockte –, »ich glaube, das muss der genaue Zeitpunkt gewesen sein, an dem es passiert ist.«
    »An dem was passiert ist?«
    »Der Mord. Nach dem Feuerdrachen gingen alle nachhause«, sagte Mrs Oliver. »Und da konnte sie niemand finden.«
    »Wen?«
    »Joyce. Alle riefen nach ihr und fragten, ob sie schon mit jemand anders nachhause gegangen war, und ihre Mutter wurde ziemlich ärgerlich. Aber trotzdem konnten wir sie nicht finden.«
    »Und – war sie schon nachhause gegangen?«
    »Nein«, sagte Mrs Oliver, »sie war nicht nachhause gegangen…« Ihre Stimme wurde unsicher. »Schließlich fanden wir sie dann doch. In der Bibliothek. Dort ist sie – dort muss es passiert sein. Apfelschnappen. Der Eimer war da. Ein großer Metalleimer. Den aus Plastik wollten sie nicht nehmen. Wenn sie ihn genommen hätten, wäre es vielleicht nicht passiert. Er wäre nicht schwer genug gewesen. Vielleicht wäre er umgekippt – «
    »Was war denn passiert?«, sagte Poirot. Seine Stimme klang scharf.
    »Dort haben wir sie gefunden«, sagte Mrs Oliver. »Jemand, wissen Sie, jemand hatte ihren Kopf in das Wasser mit den Äpfeln gehalten. Hatte den Kopf festgehalten, sodass sie natürlich tot war. Ertrunken. Ertrunken. In einem nicht ganz vollen Metalleimer. Kniet sich hin und beugt ihren Kopf runter, um nach einem Apfel zu schnappen. Ich hasse Äpfel«, sagte Mrs Oliver. »Ich will nie wieder einen Apfel sehen…«
    Poirot sah sie an. Er streckte seine Hand aus und füllte ein kleines Glas mit Kognak.
    »Trinken Sie«, sagte er.

4
     
    M rs Oliver stellte das Glas ab.
    »Sie hatten Recht«, sagte sie. »Das – das hat geholfen. Ich war hysterisch.«
    »Sie haben einen Schock erlitten, das ist mir jetzt klar. Wann ist das alles passiert?«
    »Gestern Abend. War es erst gestern Abend? Ja, ja natürlich.«
    »Und Sie sind zu mir gekommen.«
    »Ich dachte, Sie könnten mir helfen«, sagte Mrs Oliver. »Wissen Sie, es ist nämlich – es ist nicht so einfach.«
    »Ja und nein«, sagte Poirot. »Das kommt drauf an. Sie müssen mir noch mehr erzählen. Ich nehme an, die Polizei hat den Fall übernommen. Ein Arzt wurde natürlich gerufen. Was hat er gesagt?«
    »Dass der Fall gerichtlich untersucht werden muss.«
    »Natürlich.«
    »Morgen oder übermorgen ist die Untersuchung.«
    »Dieses Mädchen, diese Joyce – wie alt war sie?«
    »Ich weiß es nicht genau. Zwölf oder dreizehn.«
    »Klein für ihr Alter?«
    »Nein, nein, ziemlich reif. Rund.«
    »Gut entwickelt? Sie meinen, sexy?«
    »Ja. Aber ich glaube nicht, dass es so ein Verbrechen war – ich meine, das wäre vergleichsweise einfach.«
    »Es ist jedenfalls ein Verbrechen«, sagte Poirot, »von dem man fast jeden Tag in der Zeitung liest. Ein Mädchen wird belästigt, ein Schulkind überfallen – ja, jeden Tag. Das hier ist in einem Privathaus passiert, insofern ist ein gewisser Unterschied. Doch sei dem, wie ihm wolle, ich bin bis jetzt nicht ganz sicher, dass Sie mir alles erzählt haben.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht«, sagte Mrs Oliver. »Ich habe Ihnen den Grund noch nicht gesagt, ich meine, den Grund, warum ich hier bin.«
    »Sie haben diese Joyce gut gekannt?«
    »Ich habe sie überhaupt nicht gekannt. Ich will Ihnen lieber erst mal erklären, wie ich überhaupt dort hingekommen bin.«
    »Wohin?«
    »Ach so – ein kleiner Ort, er heißt Woodleigh Common.«
    »Woodleigh Common«, sagte Poirot nachdenklich. »Wo habe ich denn gerade – « Er brach ab.
    »Es ist nicht sehr weit von London entfernt, fünfzig bis sechzig Kilometer. In der Nähe von Medchester. Es ist einer von den Orten, wo es ein paar schöne Häuser gibt und in letzter Zeit viel gebaut worden ist. Ein reiner Wohnort. In der Nähe ist eine gute Schule, und die Leute können leicht mit dem Vorortzug nach London oder Medchester fahren.«
    »Woodleigh Common«, sagte Poirot wieder
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