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Schmutzige Haende

Schmutzige Haende

Titel: Schmutzige Haende
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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erreicht hatte. Grund des Streits: die Begleitumstände der bevorstehenden Begegnung mit Angelino Lo Mastro. Camporesi hatte einen Plan vorgelegt, der genauso ausgeklügelt wie lächerlich war.
    – Camporesi, wir sollen ihn nicht verhaften, sondern uns nur mit ihm unterhalten.
    – Ich bin ein Experte bei Sicherheitsprofilen … das ist mein Job, Herr Doktor.
    – Vergessen Sie’s. Ich werde mich persönlich um die Sache kümmern. Und es Sie im richtigen Augenblick wissen lassen.
    – Mit Verlaub, aber da muss ich widersprechen.
    – Halten Sie den Mund.
    Als er ihre Nummer auf dem Display sah, wollte er zuerst gar nicht antworten. Aber er hatte ihrer warmen Stimme noch nie widerstehen können, ihrer leicht melancholischen Stimme, die flüsterte, komm, du fehlst mir, ich sehne mich nach dir …
    Stalin Rossetti, der in seinem Geländewagen saß, beobachtete, wie Scialoja sich den Krawattenknoten richtete, wie er zögerte und dann langsam durch das Tor trat. Nicht einmal eine Stunde war seit dem Anruf vergangen. Verknallt wie ein Jüngling, der Herr Doktor, der ihm das Leben gestohlen hatte. Seufzend ließ er den Motor an. Patrizia, mein Leben, meine Zukunft, von dir hängt alles ab. Und du wirst mich nicht enttäuschen, ich weiß, ich fühle es. Ich kann mich nicht täuschen. Ich darf mich nicht täuschen.
    Wie schade, dass er nicht mit Vecchio darüber sprechen konnte. Er hätte ihm gerne erklärt, was er sich unter einer
Gefühlsinvestition
vorstellte. Vecchio hätte etwas Abfälliges geflüstert. Vecchio verabscheute Männer genauso wie Frauen. Vecchio verabscheute alles, was nach Faktor Mensch roch.
    „Es ist zwei-fels-frei bewiesen“, sagte er zornig, „dass der menschliche Faktor früher oder später all jene zugrunde richtet, die den fatalen Fehler begehen, ihm auf dem Leim zu gehen.“
    Vecchio war unfähig zu verstehen.
    Vecchio kannte die Frauen nicht.
    Vecchio weigerte sich, die Frauen zu kennen.
    Die Frauen glaubten an eine begrenzte Anzahl von Träumen. Stalin Rossetti hatte herausgefunden, worin einige von ihnen bestanden. Oft hatte er sich seines Wissens bedient. Bei Patrizia hatte es funktioniert.
    Kennen Sie ein Mädchen, das noch nie von einer Hochzeit auf den Fidschi-Inseln geträumt hat?
    Egal, ob sie eine Königin oder eine Hure ist. Sie haben alle denselben Traum.
    Er hatte ihr den Wunsch erfüllt.
    Sie war zufrieden.
    Sie würde ihm Scialoja ans Messer liefern.
    Er würde zurückbekommen, was ihm gemeinerweise genommen worden war. Seinen Platz im Leben.
    Er würde Scialoja beweisen, dass Reserveoffiziere keine Kriege gewinnen. Marodierende Söldner gewinnen den Krieg. Dreckige Kanaillen gewinnen den Krieg!

Kontakte & Kontrakte
1.
    Antifaschisten, Antikommunisten, Architekten und Aufseher, Betrüger, Bettler, Bojare und Bojarinnen, Börsenhändler, Demi-Vierges mit Diamanten am Hals, Damen vom Escort-Service, Direktoren ohne Macht, ehrfurchtsvolle Männchen und entzauberte Damen, eitle Hohlköpfe, Epheben, Erpresser, Eunuchen, Ex-Kommunisten, Extremisten und Exporthändler. Faschisten und Fagottspieler, frisch Gekündigte und fruchtbare Universitätsangestellte, geistliche Oberhäupter, Gedemütigte, genervte Sozialisten, Geschäftemacher, Geografen und Geriater, Großmütter, Handwerker, Hehler, hinkende Zarathustra-Anhänger, Höhlenmenschen, Hostessen, Hugenotten, Huren und Hurenböcke. Ignoranten und Intellektuelle, Intriganten, Informanten, junge Frauen, Killer, Klatschmäuler, Kommunisten und Künstler, Körperöffnungen mit Intimschmuck, Krüppel, langhaarige Harlekins und leidende Diven, Landeier, Laufburschen und Libertins, Mafiabosse, Mediävisten, Minotauren und Modeschöpfer, Mörder, Narzisten, Neapolitaner, Nutella, Nutten mit dicken Titten, Obdachlose, Padanier, Paten und Prälaten, Pädophile, Philister, Prämierte und Primaten, Produzenten und Provokateure, Postfaschisten, Postkommunisten, Puffmütter, Querulanten, Rächer, Radikale und Rebellen, Reporter, Romanciers und Romantiker, Staatsanwälte, Schwindler, Sänger, Steliten, Turiner, Untergebene und Unterweltler, Ultrarechte und Utopisten, Verleger und verträumte Bullen, Wehleidige, Winner und Winzer, wundersam Gerettete, Zensoren, zerstreute Christdemokraten.
    Und natürlich Freimaurer.
    Ein Palazzo aus dem 17. Jahrhundert, der Regisseur Trebbi zur freien Verfügung stand.
    Rom. Das Gotha des Großen Nichts.
    Mit dem unbeteiligten und höflichen Lächeln, das inzwischen zu seiner Dienstuniform geworden war, nahm
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